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Erlanger Rückert-Wochen

Wiederentdeckung in Gustav Mahlers Musik

Im Rahmen der Erlanger Rückert-Wochen referiert Prof. Dr. Peter-Horst Neumann, emeritierter Lehrstuhlinhaber für Neuere Deutsche Literaturgeschichte der Universität Erlangen-Nürnberg, am Sonntag, 17. April 2005, über das Thema „Friedrich Rückerts Wiederentdeckung in Gustav Mahlers Musik“. Eine Einführung gibt Prorektor Prof. Dr. Hartmut Bobzin, Institut für Außereuropäische Sprachen und Kulturen. Die Veranstaltung beginnt um 20.00 Uhr in der Aula des Erlanger Schlosses. Der Eintritt ist frei.

Im Anschluss an den Vortrag singt Gabriele Czerepan-von Ulmann die von Gustav Mahler vertonten Kindertodtenlieder. Dabei wird sie am Klavier von Sigrid Wildt begleitet.

Prof. Neumann schreibt zu seiner Vorlesung:

„Ungetrübt hat sich Friedrich Rückerts Ruhm als vielsprachiger Nachdichter und Vermittler orientalischer Poesie und Weisheit durch anderthalb Jahrhunderte erhalten. Seinen poetischen Eigenschöpfungen - Gedichten von einer beispiellosen Vielzahl und sprachkünstlerischen Perfektion - ist es nicht ebenso ergan-gen. Ihre Wertungen schwankten im 20. Jahrhundert bis an die Grenze der Vergessenheit.

Wer Rückert nach Originalitäts-Kriterien beurteilt, wird ihm nicht gerecht. Wer nur den virtuosen Formkünstler sieht, verkennt ihn ebenso. Er übersetzte nicht nur Fernöstliches in sein geliebtes Deutsch, er übersetzte auch sein bieder gelebtes Leben tagtäglich in Verse, er poetisierte seine Alltäglichkeit. Es scheint, als sei das Dichten die authentische Weise seines Erlebens gewesen.

Dass sich sein aktueller Nachruhm fast ausschließlich den 1834 in Erlangen gedichteten beinahe vierhundert ,Kindertodtenliedern’ verdankt, ist eine Wunderlichkeit der Rückertschen Rezeptionsgeschichte. Gustav Mahler hatte um 1903 fünf Gedichte daraus vertont. Sie waren ebenso wie fünf weitere Rückert-Lieder und wie alle Musik jüdischer Komponisten in den Hitler-Jahren in keinem deutschen Konzertsaal zu hören. In der um das Jahr 1960 einsetzenden Mahler-Renaissance gewann man sie besonders lieb. Dass es dann 1988 durch Hans Wollschläger, zum ersten Mal seit über hundert Jahren, zu einer vollständigen Ausgabe der ,Kindertodtenlieder’ kam, ist ohne die Wirkung der Mahlerschen Vertonungen nicht zu denken.“

Weitere Informationen

Prof. Dr. Peter-Horst Neumann
Tel.: 0911/5441419
peterhneumann@t-online.de

 

Mediendienst FAU-Aktuell Nr.4104 vom 13.04.2005


zentrale universitätsverwaltung, pressestelle --- zuletzt aktualisiert am 12.11.2007

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