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Mathematisches
Institut
Staudt-Preis 2004 geht an Prof.
Günter Harder und Prof. Friedhelm Waldhausen
Prof. Dr. Günter Harder und Prof. Dr. Dr. h.c. Friedhelm Waldhausen
erhalten den Georg Christian von Staudt-Preis der Otto und Edith
Haupt-Stiftung für herausragende Leistungen auf dem Gebiet
der Theoretischen Mathematik. Zum ersten Mal in der Geschichte des
Preises, der zum fünften Mal vergeben wird, werden zwei Mathematiker
ausgezeichnet. Prof. Harder, Universität Bonn und Max-Planck-Institut
für Mathematik in Bonn, erhält die Auszeichnung für
seine herausragenden Beiträge zur Theorie der algebraischen
Gruppen, ihrer arithmetischen Untergruppen und deren Kohomologie,
sowie für sein begeisterndes Wirken zur Förderung des
Nachwuchses auf diesen und verwandten Gebieten. Prof. Waldhausen,
Universität Bielefeld, wird für seine bahnbrechenden Arbeiten
über dreidimensionale Mannigfaltigkeiten und seine algebraische
K-Theorie topologischer Räume ausgezeichnet. Der mit je 15.000
Euro dotierte Preis wird am 29. Oktober 2004 im Rahmen einer Festveranstaltung
an der Universität Erlangen-Nürnberg in der Aula des Erlanger
Schlosses überreicht.
Die
Preisträger
Günter Harder, 1938 in Ratzeburg geboren, studierte in Hamburg
und Göttingen Mathematik und Physik. Gleichzeitig mit dem Staatsexamen
wurde er 1964 in Hamburg bei Ernst Witt mit einer Arbeit zur Galoiskohomologie
gewisser algebraischer Gruppen promoviert. Zwei Jahre später
folgte die Habilitation. Nach einer einjährigen Assistenzzeit
an der Princeton University und einer Anstellung als Akademischer
Rat an der Universität Heidelberg wurde er 1969 als ordentlicher
Professor an die Universität Bonn berufen, wo er, ausgenommen
eines sechsjährigen Intermezzos an der Gesamthochschule Wuppertal,
bis 2003 kontinuierlich wirkte. Seit 1995 bis heute ist er Direktor
des Max-Planck-Instituts
für Mathematik in Bonn.
Das Arbeitsgebiet
von Prof. Harder liegt im Bereich Algebra und Zahlentheorie. Gastprofessuren
unter anderen in Harvard und Yale, mehrfache Gastaufenthalte in
Princeton, Paris, Bombay oder Berkeley dokumentieren seine hohe
wissenschaftliche Wertschätzung. 1987 wurde er von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet. Jahrzehntelang
war er Spiritus Rector der je eine Woche im Frühjahr und Herbst
stattfindenden Arbeitsgemeinschaft in Oberwolfach, die mit wechselnden
aktuellen Themen der Theoretischen Mathematik und angrenzenden Gebieten
junge Wissenschaftler in neue spektakuläre Entwicklungen einführt.
Friedhelm Waldhausen,
geboren 1938 in Millich, studierte Mathematik in Göttingen,
München und Bonn, wo er 1966 bei Friedrich Hirzebruch mit einer
Arbeit über dreidimensionale Mannigfaltigkeiten promoviert
wurde. Nach Gastaufenthalten in Princeton, an der University of
Illinois in Urbana und der University of Michigan in Ann Arbor wechselte
Prof. Waldhausen 1968 nach Kiel, wo er sich habilitierte. 1969 wurde
er Wissenschaftlicher Rat und Professor in Bochum, ehe er 1970 auf
einen Lehrstuhl
für Mathematik in Bielefeld berufen wurde, den er bis zu
seiner Emeritierung 2004 inne hatte.
Das Arbeitsgebiet von Prof. Waldhausen gehört zur Topologie.
Der erste Schwerpunkt seines Wirkens waren bahnbrechende Arbeiten
in der Theorie der dreidimensionalen Mannigfaltigkeiten. Dann aber
entwickelte er ein neues eigenes Gebiet, das heute als Algebra über
hochstrukturierten Ringspektren bezeichnet wird. Eine erste Anwendung
ist die algebraische K-Theorie topologischer Räume mit weitreichenden
Anwendungen auf die Untersuchung von Mannigfaltigkeiten und Ausstrahlungen
bis hin zur algebraischen Zahlentheorie. Zahlreiche Forscher in
aller Welt haben diese Ideen von Waldhausen weitergeführt und
auf andere Fragestellungen angewendet
Der
Preis
Die Vergabe des Karl Georg Christian von Staudt-Preises ist das
Hauptanliegen der 1986 ins Leben gerufenen Otto und Edith Haupt-Stiftung
an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.
Otto Haupt war von 1921 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1953
Ordinarius für Mathematik an der Universität Erlangen.
Als er im November 1988 im Alter von 101 Jahren starb, hinterließ
er der nach seiner Frau und ihm benannten Stiftung ein beträchtlichesVermögen,
aus dessen Erträgen der Staudt-Preis finanziert wird.
Satzungsgemäß
wird der Preis alle drei oder vier Jahre an einen Wissenschaftler
vergeben, der an einer Hochschule oder Forschungseinrichtung in
der Bundesrepublik Deutschland nicht nur vorübergehend tätig
ist. Preiswürdig sind dabei sowohl Einzelentdeckungen von besonders
großer Ausstrahlung als auch die Gesamtheit der wissenschaftlichen
Arbeiten besonders profilierter Forscher auf dem Gebiet der Theoretischen
Mathematik. Der Preis wurde erstmals 1991 an Prof. Dr. Dr. h.c.
Hans Grauert, Göttingen, vergeben. Weitere Preisträger
sind Prof. Dr. Stefan Hildebrandt, Bonn (1994), Prof. Dr. Martin
Kneser, Göttingen (1997), und Prof. Don Zagier, Bonn (2001).
Der Preis trägt
den Namen des Mathematikers Karl Georg Christian von Staudt (1798-1867),
einem Vorgänger des Stifters auf dem ersten ordentlichen Lehrstuhl
für Mathematik in Erlangen. Von Staudt entstammte einer alten
Patrizier-Familie der ehemaligen freien Reichsstadt Rothenburg ob
der Tauber. Während seines Studiums in Göttingen von Karl
Friedrich Gauß entscheidend gefördert, promovierte er
1822 in Erlangen. Anschließend war er als Gymnasiallehrer
in Würzburg und Nürnberg tätig, ehe er 1835 auf den
Erlanger Lehrstuhl für Mathematik berufen wurde, den er bis
zu seinem Tode inne hatte. Von Staudt ist einer der Schöpfer
der Projektiven Geometrie. Seine wichtigsten Forschungsergebnisse
auf diesem Gebiet der Mathematik sind in seinem 1847 in Nürnberg
erschienenen Buch „Geometrie der Lage“ veröffentlicht.
Von Staudts bahnbrechende Ideen befruchteten die Entwicklung der
Geometrie bis in unsere Zeit. Er war der erste Mathematiker moderner
Prägung auf einem Lehrstuhl an einer bayerischen Universität.
Weitere Informationen
Institut für
Mathematik
Prof. Dr. Wulf-Dieter Geyer
Tel: 09131/85-22501
geyer@mi.uni-erlangen.de
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