Universitätsleitung
legt Entwicklungsskizze vor
Zwangsweise den Rotstift angesetzt
Die Erweiterte Hochschulleitung mit Rektor Prof. Dr. Karl-Dieter
Grüske an der Spitze hat einstimmig eine Entwicklungsskizze
verabschiedet, mit der die Sparvorgaben des Bayerischen Landtags
vom Oktober 2003 an der Universität Erlangen-Nürnberg
umgesetzt werden können. Betroffen davon sind alle elf Fakultäten
sowie die Universitätsverwaltung und weitere Einrichtungen
wie das Rechenzentrum oder die Universitätsbibliothek. Mit
diesen ersten Schritten hin zu einem Strukturkonzept will die Universität
trotz der massiv verschlechterten Rahmenbedingungen ihre Profilierung
durch Kompetenzstärkung und interdisziplinäre Vernetzung
weiter voranbringen.
„Auch
künftig wollen wir wissenschaftliche Exzellenz ermöglichen,
hervorragenden wissenschaftlichen Nachwuchs ausbilden und unseren
Studierenden eine akademische Bildung vermitteln, mit der sie die
Herausforderungen der Zukunft meistern können“, unterstreicht
Rektor Prof. Grüske. „Die jetzt vorgelegten Überlegungen
gehorchen dem Zwang und konterkarieren in gewisser Weise unser bis
jetzt gültiges Strukturprogramm. Gleichwohl glauben wir so
die schlimmsten negativen Auswirkungen auf unsere Stärke, die
interdisziplinäre Vernetzung, abzufedern.“ Insbesondere
wurde geprüft, in welchem Zusammenhang die Fächer zueinander
stehen, inwiefern sie sinnvoll zueinander passen und welchen Beitrag
sie zur Schärfung des Universitätsprofils in Forschung
und Lehre leisten.
Im Bereich der
Lehre hat sich die Erweiterte Hochschulleitung darauf verständigt,
dort, wo es machbar ist und sinnvoll erscheint, auf Bachelor- und
Masterstudiengänge umzustellen. Wenig nachgefragte Studiengänge
sollen abgebaut werden; dies betrifft vor allem die Philosophischen
Fakultäten. Eignungsprüfungen sollen den Studierenden
in Fächern mit hoher Fachwechsler- und Abbrecherquote helfen,
die richtige Studienentscheidung zu fällen.
Für die
Fakultäten und Fächergruppen haben sich die Dekane mit
der Hochschulleitung einstimmig auf die folgenden Strukturentscheidungen
verständigt. Die Vorschläge sind noch mit dem Wissenschaftsministerium
und mit den anderen bayerischen Universitäten im Hinblick auf
die Bildung von Kompetenzzentren abzustimmen.
Die Universität
hält an ihrer Evangelisch-Theologischen Fakultät fest.
In den Theologischen Kernfächern wird auf einen zweiten Lehrstuhl
verzichtet oder eine Herabstufung auf eine W2-Professur vorgenommen.
Das Sozialwissenschaftliche
Forschungszentrum (SFZ) soll weitestgehend aufgelöst, die verbleibende
Infrastruktur für ein Interdisziplinäres Zentrum genutzt
werden. Ebenfalls in ein Interdisziplinäres Zentrum könnte
das Institut für Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsgeschichte
umgewandelt werden. Aufgegeben werden in den Philosophischen Fakultäten
auch die Angewandte Sprachwissenschaft und die Slavistik, die nach
Bamberg verlagert werden soll. Nach Würzburg könnte die
Assyriologie abgegeben werden. Zur Disposition steht auch die Ur-
und Frühgeschichte. Nicht wiederbesetzt wird eine Professur
für Neuere und Neueste Geschichte. Weitere Reduzierungen sind
in den Fächern Soziologie, Latein, Romanistik und Germanistik
geplant. Teile der Klassischen Archäologie und der Kunstgeschichte
könnten nach Bamberg gehen.
In der Erziehungswissenschaftlichen
Fakultät in Nürnberg sieht die Universität das künftige
Zentrum der Lehrerbildung für Grund- und Hauptschullehrer in
Nordbayern. Die eigenständige Philosophie und Politikwissenschaft
in Nürnberg soll aufgegeben werden, zur Disposition stehen
könnte auch die Katholische Religionslehre. Die Pädagogik
wird an der EWF künftig nur durch einen Lehrstuhl vertreten
sein. Die Fachdidaktiken werden zukünftig maximal nach W2 besetzt.
Die Juristische
Fakultät ist für die Universität Erlangen-Nürnberg
unverzichtbar. Mit nur 16 Lehrstühlen verfügt die Fakultät
über kein Potential zur Stellenstreichung. Falls die Universität
Bamberg juristische Lehrstühle aufgibt, wäre die Universität
Erlangen-Nürnberg zur Aufnahme bereit, wenn diese mit Ausstattung
abgegeben werden.
An der Wirtschafts-
und Sozialwissenschaftlichen Fakultät werden der Lehrstuhl
für Wirtschafts-, Sozial- und Unternehmensgeschichte sowie
die Professur für Sozialpolitik zur Diskussion gestellt. Im
Bereich Öffentliches Recht und Soziologie wird eine Herabstufung
von Lehrstühlen auf W2 diskutiert.
Die hohe Forschungskompetenz
der Medizinischen Fakultät soll nicht geschwächt werden.
Die Kürzungen erfolgen daher vor allem im Bereich der Infrastruktur.
In den drei
Naturwissenschaftlichen Fakultäten soll auf C3-Professuren
in der Mathematik, der Mineralogie und der Bodenkunde sowie auf
eine C4-Professur in der Physik (Kondensierte Materie) verzichtet
werden. Im Rahmen von Strukturveränderungen wird die Zusammenlegung
der Institute für Angewandte und Technische Physik angestrebt.
Insgesamt hält die Universität Erlangen-Nürnberg
an den Geowissenschaften fest. Im Zusammenhang mit der bayernweiten
Entwicklung ist zu prüfen, ob diese Fächergruppe in Erlangen
verstärkt werden muss.
Die Technische
Fakultät erbringt zunächst Einsparungen durch die vorübergehende
Nichtbesetzung von Stellen. In der Informatik ist eine Verschmelzung
der Lehrstühle für Theoretische Informatik und Künstliche
Intelligenz vorgesehen. Mit der Wiederbesetzung der Lehrstühle
Polymerwerkstoffe und Kunststofftechnik soll unter Einbeziehung
von Bayreuther Lehrstühlen ein Zentrum für Polymere und
makromolekulare Chemie geschaffen werden.
Die Entwicklungsskizze
(pdf, 83 kb) ist nur intern zugänglich.
Weitere Informationen:
Rektor
Prof. Dr. Karl-Dieter Grüske
Tel.: 09131/85
-26605
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