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jüdische sondersprachen in mittelfranken
 

Collegium Alexandrinum
Jüdische Sondersprachen in Mittelfranken

Im Rahmen des Collegium Alexandrinum spricht am Donnerstag, 4. Dezember 2003, 20.15 Uhr, PD. Dr. Alfred Klepsch vom Institut für Germanistik über „Jüdische Sondersprachen im Mittelalter.“ (Aula des Schlosses, Schlossplatz 4, Erlangen).

In Mittelfranken wurde bis vor 150 Jahren von den hier ansässigen Juden ein westjiddischer Dialekt gesprochen. Diese Sprache enthielt Merkmale, die mit den lokalen Dialekten Mittelfrankens identisch waren, aber auch solche, die sie davon unterschieden. Vor allem die zahlreichen Lehnwörter aus dem Hebräischen bewirkten, daß das Jiddische von den Christen kaum verstanden wurde.

Die meisten Juden lebten damals in kleinen Ortschaften auf dem Land, weil ihnen der Zuzug in Städte wie Nürnberg oder Weißenburg noch verboten war. Mit der Emanzipation setzte dann eine Landflucht ein, die einherging mit kultureller, insbesondere auch sprachlicher Assimilation. Aus diesem Grund starb das Westjiddische aus und wurde durch eine jüdische Umgangssprache ersetzt, die der Umgangssprache der Christen weitgehend entsprach und sich nur dadurch unterschied, daß für Begriffe aus dem Bereich von Religion und religiösem Brauchtum weiterhin hebräische Lehnwörter verwendet wurden. Deren Aussprache glich sich aber allmählich einer Konvention an, die im ganzen deutschen Sprachgebiet beachtet wurde, so daß auch in dieser Beziehung keine spezifisch regionalen Sprachmerkmale mehr erhalten blieben.

Reste des historischen Jiddisch haben aber in der Nische von Sondersprachen überlebt, die heute noch von einigen Gruppen der nichtjüdischen Bevölkerung Mittelfrankens gesprochen werden. Zu nennen sind in erster Linie die Berufssprache der Viehhändler und das "Lachoudische" des Marktfleckens Schopfloch bei Dinkelsbühl. Beide Idiome entsprechen zwar in Lautung und Grammatik der lokalen fränkischen Mundart, enthalten aber einen ca. 500 Wörter umfassenden Sonderwortschatz, der es den Sprechern ermöglicht, ein fachliches oder auch ein alltägliches Gespräch so zu verschlüsseln, daß es für außenstehende unverständlich ist.

Der Vortrag befaßt sich mit der Beschreibung dieser beiden Sondersprachen in struktureller und sozialer Hinsicht und mit ihrem Verhältnis zum historischen Jiddischen der Region.

 

Mediendienst FAU-Aktuell Nr.3313 vom 02.12.2003

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