Großprojekt
der Universität vorerst gestoppt
Wissenschaftsrat lehnt Befürwortung der Erlanger
Synchrotron-Pläne ab
Das Synchrotron-Projekt der Universität Erlangen-Nürnberg
hat vorerst keine Chancen, in Erlangen eine Synchrotronlichtquelle
zu errichten. Wie der Wissenschaftsrat in einem Schreiben an Prof.
Dr. Andreas Magerl, den Sprecher des Projektes und Inhaber des Lehrstuhls
für Kristallographie und Strukturphysik, mitteilte, sieht er
sich nicht in der Lage, das ERLSYN-Vorhaben zu unterstützen.
Ohne ein positives Votum vom Wissenschaftsrat ist die Finanzierung
durch Bund und Freistaat Bayern nicht möglich. 2001 hatte die
Universität Erlangen-Nürnberg unter Prof. Dr. Andreas
Magerl die Projektinitiative ERLSYN zum Bau einer hochmodernen,
mit 450 Metern Umfang vergleichsweise kompakten und zugleich in
ihrer Qualität weltweit konkurrenzfähigen Synchrotronlichtquelle
gestartet.
Obwohl der Wissenschaftsrat
ausdrücklich die Initiative der Universität Erlangen-Nürnberg
zum Bau einer hochbrillanten Synchrotronlichtquelle mit ERL-Option
anerkannt hat, konnte er dennoch in einer abschließenden Beurteilung
eine Realisierung des Projektes in Erlangen nicht empfehlen. Der
Wissenschaftsrat begründete sein Urteil u. a. mit noch offenen
technischen Fragen und anderweitigen Plänen für eine Synchrotronquelle
in Deutschland, hauptsächlich aber damit, dass es der mittelfränkischen
Universität an genügender eigener Erfahrung fehlt, um
eine große Beschleunigeranlage zu bauen.
Für Prof.
Magerl ist das eine große Enttäuschung: "Schließlich
haben wir den ersten Vorstoß Europa weit unternommen, eine
derartige zukunftsorientierte Quelle zu errichten - und zugetraut
hätten wir es uns auch, dieses Projekt zu stemmen" Gleichzeitig
kündigte er aber an, entsprechend der Empfehlung des Wissenschaftsrates,
weiter an der Entwicklung der Energy Recovery Linac-Technologie
für neuartige Synchrotronlichtquellen mitzuarbeiten.
Synchrotronlichtquellen
haben sich während der letzten drei Jahrzehnte als unverzichtbares
Forschungsinstrument in einem breiten Spektrum natur- und lebenswissenschaftlicher
Disziplinen bewährt. Ihre Attraktivität beruht in erster
Linie auf der äußerst hohen, auf einen sehr engen Kegel
konzentrierten Intensität des abgegebenen Lichts, die diejenige
aller anderen Licht- und Röntgenquellen um viele Größenordnungen
übertrifft. Für das Großforschungsprojekt - in der
ersten Ausbaustufe wurde von ca. 200 Millionen Euro ausgegangen
- wurden an der Universität Erlangen-Nürnberg in Zusammenarbeit
mit renommierten Instituten in Russland und Amerika umfangreiche
Vorarbeiten geleistet. In mehreren Workshops wurde das Projekt von
der internationalen Forschergemeinschaft als richtungweisend anerkannt.
Das Synchrotronprojekt wurde von einem Konsens der Landesuniversitäten
getragen und von der bayerischen Landesregierung unterstützt,
die jüngst den deutschen Wissenschaftsrat über die Initiative
informiert hat. Leider konnte der Wissenschaftsrat nicht die erhoffte
Empfehlung abgeben, so dass ERLSYN als Großprojekt von der
Universität nicht mehr weiter unterstützt werden kann.
Weitere
Informationen
Prof. Dr. Andreas
Magerl
Tel.: 09131/85 -22700
andreas.magerl@physik.uni-erlangen.de |