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Vortrag
an der Juristischen Fakultät
Die Macht des Nichtwissens
Über das “Interesse der Rechtswissenschaft am Nichtwissen”
spricht Prof. Dr. Gerd Roellecke, Mannheim/Karlsruhe, am Donnerstag,
26. Juni 2003, in der Juristischen Fakultät der Universität
Erlangen-Nürnberg. Der Vortrag setzt die Reihe “Theorie
und Praxis des innerjuristischen Denkens” fort, die vom Erlanger
Lehrstuhl für Öffentliches Recht von Prof. Dr. Matthias
Jestaedt und dem Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Allgemeine
und Vergleichende Staatslehre von Prof. Dr. Oliver Lepsius in Bayreuth
gemeinsam getragen wird. Ort der Veranstaltung ist der Raum JDC
0283 der Fakultät, Schillerstraße 1 in Erlangen, Beginn
ist um 18.00 Uhr.
Dass die Rechtswissenschaft
an Nichtwissen interessiert ist, ist nicht so merkwürdig, wie
es im Lichte des Allwissenheitsanspruches der Wissenschaft scheint.
Mit "Geheimnisschutz" statuiert das Recht "Wissensverbote",
und der Philosoph John Rawls bringt hinter einem "Schleier
des Nichtwissens" eine schöne, neue Demokratie hervor.
Das Interesse an Nichtwissen reicht jedoch tiefer, wie die bekannte,
unaufhebbare Spannung zwischen Rechtsetzung und Gleichbehandlung
in der Zeit und der Fall des Herrschaftswissens zeigen. Wissen ist
nicht nur Macht, es trägt auch die Hypothek der politischen
Verantwortung. Nichtwissen kann deshalb mächtiger sein.
Am Fall des
Verwaltungsbegriffes lässt sich zeigen, dass die Dogmatik des
Verwaltungsrechtes das Verhältnis der öffentlichen Verwaltung
zur Politik ausblendet. Sie erklärt das Gesetz für maßgebend
und kann alles, was das Gesetz nicht erfasst, zum "Freiraum"
der Verwaltung erklären. Die Rechtswissenschaft kann deshalb
weder die Aufgaben noch die Realität der Verwaltung darstellen
noch etwas Weiterführendes zur Verwaltungsreform sagen. Das
Schicksal des Faches "Verwaltungslehre" ist ein Indiz
für die Schwierigkeiten in der Sache.
Weitere Informationen
Anke Lutz
Sekretariat des Lehrstuhls für Öffentliches Recht
Tel.: 09131/85 -22820
Anke.Lutz@jura.uni-erlangen.de |