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Erziehungswissenschaftliche
Fakultät
Gisela Heidenreich liest aus “Das endlose Jahr”
Zu einer Lesung der Autorin Gisela Heidenreich aus ihrem Buch “Das
endlose Jahr” lädt die Erziehungswissenschaftliche Fakultät
am Dienstag, 27. Mai 2003, 19.00 Uhr. Die Einführung und Moderation
liegt bei Prof. Dr. Gabriele Pommerin-Götze (Regensburger Straße
160, Raum 1.010, Nürnberg).
In ihrer Autobiographie
beschreibt Gisela Heidenreich die Suche nach der eigenen problematischen
Identität. Geboren wurde sie 1943 in einem so genannten Lebensborn-Heim
in Oslo, wo deutsche “rassisch-wertvolle” Frauen dazu
beitragen sollten, das “nordische Blut” zu erhalten.
Diese Umstände prägen ihre persönliche Geschichte
noch immer. In der Schule wurde sie als “SS-Bankert”
beschimpft, da ihr Vater ein verheirateter SS-Standartenführer
gewesen war. Sie allerdings hatte zunächst nicht erfahren,
dass sie ein uneheliches Kind war. Zunächst wurde sie von einer
“Tante” erzogen; erst später kam sie zu ihrer Mutter,
die in der Lebensborn-Zentrale in Steinhöring gearbeitet hatte.
Erst als Erwachsene fand sie heraus, dass ihr Vater nicht im Krieg
gefallen war, sondern noch lebte. Bei einem Kameradschaftstreffen
fand sie ihn schließlich; glücklich darüber verdrängte
sie die Tatsache, dass dort SS-Leute zusammen saßen.
Die Erfahrungen,
die Gisela Heidenreich in ihrer Autobiographie verarbeitet hat,
haben nicht nur für ihr individuelles Lebensborn-Schicksal
Gültigkeit. Vielmehr geht es um die Erfahrungen der gesamten
Nachkriegsgeneration: Verdrängung, Lüge, Auseinandersetzung
mit der Rolle der Eltern im Dritten Reich, das Verhältnis zu
Menschen, denen man persönlich verbunden ist, die man aber
eigentlich ablehnt.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Gabriele
Pommerin-Götze
Professur für Didaktik des Deutschen als Zweitsprache
Tel.: 0911/5302
-577
Gabriele.Pommerin@ewf.uni-erlangen.de
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