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Stiftungslehrstuhl
unterstreicht außergewöhnliches Engagement
Tierschützer und Forscher ziehen an einem
Strang
Wie Versuchstiere weitestgehend geschützt
und Versuchsergebnisse da- bei noch exakter und nützlicher werden
können, wird ab Mitte 2003 in einem eigenständigen Forschungsgebiet
an der Universität Erlangen-Nürnberg untersucht. Eine Spenderin,
die sich seit langem für den Tierschutz in der biomedizinischen
Forschung einsetzt, hat für diesen Zweck 1,5 Millionen Euro gestiftet.
Mit der Summe wird fünf Jahre lang ein neuer Lehrstuhl als Vertretung
für Prof. Dr. Kay Brune finanziert, der am Institut für
Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie seit langem
alternative, schonende und bessere experimentelle Wege erforscht und
sich dann völlig dieser Aufgabe widmen kann.
Prof. Brune,
Inhaber des Lehrstuhls für Pharmakologie und Toxikologie, plant,
die neue Funktion zum 1. Oktober anzutreten. Sein Lehrstuhl wird
dann den Namen “Doerenkamp-Stiftungsprofessur Innovationen
im Tier- und Verbraucherschutz” tragen. Mit der Unterzeichnung
des Vertrags über die Stiftungsprofessur durch Kanzler Thomas
A. H. Schöck im März 2003 ist die wichtigste offizielle
Hürde bereits genommen. An der Universität wird die großzügige
Hilfe von außen mit Freude begrüßt. Um das Engagement
für den konstruktiven Tierschutz auch aus eigener Kraft zu
verstärken, will die Hochschulleitung zur Unterstützung
dieser Forschungen beitragen, beispielsweise, indem Räume im
Franz-Pentzoldt-Zentrum bereitgestellt werden. Dieses Zentrum für
experimentell-medizinische Forschung, das derzeit an der Palmsanlage
in Erlangen errichtet wird, soll nicht nur eine moderne Tierhaltung
gewährleisten, sondern auch Platz für in vitro-Methoden
enthalten.
Schmerzforschung
ohne Schmerzen
Ersatz von Tierversuchen durch andere Methoden, Verminderung der
Anzahl der Tiere und möglichst geringe Belastung im Versuch
sind die drei Vorgaben, an denen tierschutzorientierte experimentelle
Vorgehensweisen orientiert sind. Parallel dazu wird etwa an Verfahren
gearbeitet, welche die Risiken neuer Medikamente schneller und zuverlässiger
testen. “Bessere Wissenschaft durch schonendere Methoden”
- in dieser Formel fasst Prof. Brune seine Forschungsziele zusammen.
Schonend kann
zum Beispiel in einem Bereich verfahren werden, der spontan entgegengesetzte
Assoziationen weckt: der Erforschung von Schmerz. In Narkose verspüren
Tiere Schmerzen ebensowenig wie menschliche Patienten, die sich
unter Anästhesie einem chirurgischen Eingriff unterziehen.
Nervenzellen im Gehirn, die auf schmerzhafte Reize reagieren, werden
dennoch aktiv und können mittels Magnetresonanz-Tomographie
(MR) dabei beobachtet werden. So lassen sich Informationen sammeln,
wie und wo die der Schmerz entsteht und wie er verhindert werden
kann. Nur so wird es möglich sein, chronische Schmerzen besser
als bisher zu bekämpfen und neue Wirkstoffe ohne Qualen für
Tiere zu finden.
Erkrankungen
wie Entzündungen oder Tumore lassen sich ebenfalls nicht-invasiv
in ihrer Entwicklung minutiös verfolgen. Am Pharmakologischen
Institut gibt es speziell dazu ein Miniatur-MR-Gerät für
kleine Tiere. Zum Test der Schädigung von Nerven- oder Herzzellen
durch chemische Substanzen dagegen werden nach dem Plan des neuen
Lehrstuhlinhabers langfristig gar keine Tiere mehr gebraucht; was
in Zellkulturen an Reaktionen festzustellen ist, soll ausreichen.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Kay
Brune
Tel.: 09131/85 -22293
brune@pharmakologie.uni-erlangen.de
Mediendienst
FAU-Aktuell Nr. 3113 vom 25.03.2003
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