Archiv Pressemeldungen

 
der konflikt um den röthelheimpark
 

Franken-Preis der Fränkischen Geographischen Gesellschaft
Der Konflikt um den Röthelheimpark

Um das Zustandekommen von Entscheidungen in der Stadtplanung geht es in der studentischen Abschlussarbeit, die den Franken-Preis 2002 der Fränkischen Geographischen Gesellschaft (FGG) erhält. Prof. Dr. Horst Kopp, der 1. Vorsitzende der Gesellschaft, wird den mit 500 Euro dotierten Preis an Karin Huber aus Erlangen überreichen. Die prämierte Arbeit greift die Konflikte bei der Planung und Realisierung des “Flächenrecyclings” im Erlanger Stadtteil Röthelheimpark auf. Zur Preisübergabe lädt die FGG am Montag, 10. Februar 2003, um 19 Uhr in den Hörsaal C des Geographischen Instituts, Kochstr. 4 in Erlangen.

Bisher wurden Stadtplanung - und entwicklung in der Geographie überwiegend aus einer “klassisch” räumlichen Perspektive beschrieben: Man untersuchte etwa bauliche Strukturen oder Verkehrsnetze, widmete sich den Wechselbeziehungen zwischen Städten und ihrem Umland oder unterschiedlichen Bevölkerungsstrukturen in verschiedenen Stadtteilen. So gelang es jedoch kaum, Konflikte zu erklären, die Umbau oder Erweiterung von Städten vor allem dann begleiten, wenn das Gepräge einzelner Stadtviertel grundlegend verändert wird. Mit Hilfe neuer Konzepte der Politischen Geographie ist es möglich, derartige Konfliktverläufe nachzuzeichnen und darauf wichtige Erkenntnisse für Stadtentwicklungsprozesse abzuleiten.

In der von Prof. Dr. Fred Krüger betreuten Arbeit analysiert die Preisträgerin die Argumentationen und Handlungsmotive der Konfliktparteien, die um den “richtigen” Weg bei der Umwandlung der ehemals militärisch genutzten Fläche des Erlanger Stadtteils Röthelheimpark in ein Wohn- und Gewerbegebiet rangen. Zahlreiche Interessenten, u.a. die Universität und Siemens, erhoben konkurrierende Flächenansprüche, Naturschutzbelange waren zu berücksichtigen, und die Frage der Verkehrserschließung wurde sogar zum Gegenstand eines Bürgerbegehrens. Karin Huber arbeitete heraus, wie die Akteure parallel mit verschiedenen Raumbildern agierten, um ihre Ziele durchzusetzen, dabei aber gleichzeitig - für den Fall ihres Scheiterns - Gesichts- und Machtverluste zu verhindern.

So befürwortete der Erlanger Stadtrat ursprünglich die Idee, einen Fuß- und Radweg quer durch das Naturschutzgebiet im Süden des Geländes zu führen. Einem einzelnen Naturschützer gelang es jedoch, mit Hilfe von Fachwissen und Überzeugungskraft die Raumwahrnehmung einiger Stadtratsmitglieder zu verändern. In ihrer Einschätzung verwandelte sich eine zunächst wenig schützenswerte Fläche in einen ökologisch wertvollen Bereich. Sie stimmten schließlich gegen den Bau des Weges in der geplanten Form, und das Biotop blieb erhalten. Der Analyse geht es in diesem wie in weiteren Beispielen nicht darum, den Sinn von Entscheidungen zu bewerten. Karin Huber zeigt, wie subjektive, eventuell sogar verzerrte Raumbilder der Entscheidungsträger die Planungsänderung bewirkten und wie eng Durchsetzungskraft, Macht und Raum auch beim Erlanger Röthelheimpark die Umsetzung des städtebaulichen Konzepts beeinflussten.

Der Preis, mit dem die im Institut für Geographie der Universität Erlangen-Nürnberg verankerte Gesellschaft hervorragende Abschlussarbeiten prämiert, die ein Thema aus dem fränkischen Raum behandeln, wird heuer zum dritten Mal vergeben. Die FGG will so darauf aufmerksam machen, wie nützlich die praxisorientierte Geographie bei der Lösung aktueller Probleme in Franken sein kann.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Horst Kopp
Institut für Geographie
Tel. 09131/85 -22012
hkopp@geographie.uni-erlangen.de


Mediendienst FAU-Aktuell Nr. 3068 vom 03.02.2003




zentrale universitätsverwaltung, pressestelle --- --- zuletzt aktualisiert am 07.01.2004