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Öffentlichkeitsarbeit in der Entwicklungshilfe

Studie zur Werbung für Kinderpatenschaften

Eine kritische Bestandsaufnahme der öffentlichen Darstellung von Kinderpatenschaften hat die Erziehungswissenschaftlerin Prof. Dr. Annette Scheunpflug von der Universität Erlangen-Nürnberg in einer jetzt veröffentlichten Studie vorgelegt. Annette Scheunpflug, Inhaberin des Lehrstuhls Pädagogik I, ist darin der Frage nachgegangen, welchen Einfluss die Werbung für Kinderpatenschaften auf das Bild der Entwicklungszusammenarbeit in der deutschen Öffentlichkeit hat. Dazu analysierte die Wissenschaftlerin am Beispiel von fünf großen Hilfsorganisationen, wie die Anbieter von Kinderpatenschaften ihre Arbeit in Werbematerialien, Spenderinformationen oder Internet darstellen. Die entwicklungspolitische Wirkung von Kinderpatenschaften in Ländern des Südens war nicht Gegenstand der Untersuchung. Die Studie stellt die Legitimität von Kinderpatenschaften grundsätzlich nicht in Frage.

Die Studie macht deutlich, dass die Darstellung von Kinderpatenschaften in der Öffentlichkeitsarbeit die Spannung zwischen der Kommunikation von Pate zum Kind und einer fachlich angemessenen Kommunikation über Entwicklungszusammenarbeit ausbalancieren muss. Diese Herausforderung gelingt den untersuchten Organisationen unterschiedlich, so ein wesentliches Ergebnis der Studie. Es gibt Organisationen, denen eine sensible Darstellung von Kinderpatenschaften gelingt. Neben den differenzierten Kommunikationsstrategien einzelner Organisationen macht die Studie aber auch kritische Punkte in der öffentlichen Darstellung von Kinderpatenschaften deutlich.

Annette Scheunpflug kritisiert zum Beispiel, dass manche der Organisationen ein instrumentelles Verhältnis zu den Kindern zeigen. „Einige Materialien vermitteln den Eindruck, dass sich die Spender Wunschkinder auswählen können, die in Werbeprospekten oder im Internet oft mit Foto, Lebenslauf und Hobby ganz ähnlich wie in Katalogen dargestellt werden.“ Dies sei ethisch problematisch. „Schließlich sollte Kindern aufgrund ihrer generellen Schutzbedürftigkeit und nicht aufgrund individueller Merkmale geholfen werden“, sagt die Wissenschaftlerin.

Es besteht weitgehend entwicklungspolitischer Konsens, dass über Patenschaften Projekte im Gesundheits- und Bildungssektor finanziert werden, die den einzelnen Kindern dann mittelbar zugute kommen. Dies wird auch von den untersuchten Organisationen kommuniziert. Annette Scheunpflug stellt allerdings fest, dass das Verhältnis von Patenschaft und Projektarbeit nicht immer angemessen dargestellt wird. Sie kritisiert: „Nicht alle, aber einige Organisationen vermitteln ein verkürztes Bild der Entwicklungszusammenarbeit, das den eigenen Beitrag überbewertet und strukturelle Fragen der Entwicklungszusammenarbeit vernachlässigt.“

Vor der Veröffentlichung wurde die Studie im Rahmen eines Fachgesprächs vorgestellt, zu dem auch Vertreter der untersuchten Organisationen eingeladen waren. Einige Organisationen berichteten, dass sie einzelne Aspekte ihrer Außendarstellung und der Kommunikation mit den Spendern bereits umgestellt hätten bzw. sagten zu, dies in absehbarer Zeit zu ändern.

Die Studie kann hier abgerufen werden.

Weitere Informationen

Prof. Dr. Annette Scheunpflug
Tel.: 0911/5302-519 o. -589
annette.scheunpflug@ewf.uni-erlangen.de

 

Mediendienst Forschung-Aktuell Nr.746 vom 10.06.2005


zentrale universitätsverwaltung, pressestelle --- zuletzt aktualisiert am 12.11.2007