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Studie der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät

Evangelische Schulen - die besseren Bildungseinrichtungen?

Privatschulen boomen in Deutschland, die Zahl der dort angemeldeten Schüler steigt stetig. Doch sind Privatschulen wirklich die besseren Bildungseinrichtungen? Dieser Frage sind Wissenschaftler der Universität Erlangen-Nürnberg nachgegangen. In Zusammenarbeit mit dem deutschen PISA-Konsortium haben Prof. Dr. Annette Scheunpflug, Inhaberin des Lehrstuhls für Pädagogik I, sowie Prof. Dr. Olaf Köller und Dr. Claudia Standfest vom Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät die Qualität evangelischer Privatschulen untersucht. Finanziert wurde das Projekt von der Evangelischen Kirche in Deutschland. Die Ergebnisse der Studie werden in diesen Tagen in Buchform veröffentlicht.

Bei aller Vielfalt der privaten Träger machen konfessionelle Schulen den größten Anteil im deutschen Privatschulwesen aus. Dort lernen etwa fünf Prozent aller Realschüler sowie siebeneinhalb Prozent der Gymnasiasten. Etwa 70.000 Schüler gehen in Deutschland auf evangelische Schulen. Ihre Hauptaufgabe sehen die konfessionellen Schulen nicht allein darin, junge Menschen gut auszubilden. Ihr Anspruch ist es, auch zur Sozialerziehung beizutragen und - in einer Zeit der zunehmenden Entkirchlichung - den Glauben der jungen Menschen zu stärken.

Inwieweit evangelische Schulen diesen Ansprüchen gerecht werden, haben die Wissenschaftler der Uni Erlangen-Nürnberg erforscht. Dazu analysierten sie die Daten der PISA-Studie aus dem Jahr 2000 und verglichen die Ergebnisse evangelischer mit denen staatlicher Schulen - zum Beispiel die Lese- und Mathematikleistungen der Schüler, ihre Motivation oder ihren familiären Hintergrund. Untersucht wurden Merkmale wie das Schulklima, das Schüler-Lehrer-Verhältnis, kirchliche Freizeitaktivitäten oder religiöse Erfahrungen. Außerdem erhoben die Wissenschaftler neue Daten an sechs evangelischen Schulen.

Das Resümee der Nürnberger Forscher: Schulen in evangelischer Trägerschaft bieten ein günstiges Erziehungs- und Sozialisationsmilieu. Weder in der schulischen Bildung noch in der Sozialerziehung zeigten die evangelischen Schulen schlechtere Ergebnisse als öffentliche Schulen. Im Bereich des Leseverständnisses haben die Privatschüler sogar bessere Leistungen erbracht, die mindestens einem Vorsprung von einem drittel Schuljahr entsprechen. Keine Unterschiede haben die Wissenschaftler in den mathematischen Fähigkeiten beobachten können. Der Anteil von sogenannten Risikoschülern - Schüler, die nicht richtig lernen - an den Privatschulen sei deutlich geringer als an den staatlichen Schulen - ein Unterschied, der nicht nur auf den sozialen Hintergrund der Familien, sondern auch auf die Qualität der Schulen zurückzuführen sei, sagen die Nürnberger Wissenschaftler. Auch was die Sozialerziehung und die Bindung an den Glauben angeht, zeigen die Analysen, dass evangelische Schulen hier die selbst gesteckten Ziele erreichen. Das Schulklima weise im Vergleich zu öffentlichen Schulen günstigere Werte auf.

Claudia Standfest; Olaf Köller; Annette Scheunpflug: lernen - leben - glauben: Zur Qualität evangelischer Schulen. Münster 2005

Weitere Informationen

Prof. Dr. Annette Scheunpflug
Tel.: 0911/5302-519
annette.scheunpflug@ewf.uni-erlangen.de

 

Mediendienst Forschung-Aktuell Nr.745 vom 03.06.2005


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