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freistaat bayern fördert funktionelle genomik mit 5 millionen euro
 

Neues Forschungszentrum an der Universität Erlangen-Nürnberg
Freistaat Bayern fördert funktionelle Genomik mit 5 Millionen Euro

Mit neuen und hochempfindlichen Verfahren der Proteinanalyse wollen sich jetzt Molekulargenetiker und Biochemiker der Universität Erlangen-Nürnberg in einem fakultätsübergreifenden Verbund, dem Interdisziplinären Zentrum für Funktionelle Genomik, der Analyse von Proteinkomplexen der Zellmembran widmen. Unter Federführung des Humangenetikers Prof. Dr. André Reis als Sprecher der Initiative, des Genetikers Prof. Dr. Georg Fey und des Biochemikers Prof. Dr. Cord-Michael Becker soll die Zusammensetzung von Proteinkomplexen der Zellmembran mit der Massenspektrometrie, einem biophysikalischen Nachweisverfahren, untersucht werden. Das besondere Interesse gilt den Proteinveränderungen der Zellmembran, die bei Entzündungen, Krebs sowie Erkrankungen des Nervensystems beobachtet werden. Der Freistaat Bayern wird dieses Vorhaben im Rahmen des Genomnetzwerks Bayern in den nächsten sieben Jahren mit fünf Millionen Euro fördern.

Die neu eingerichtete Forschungsgruppe (Seniorgruppe) wird im kürzlich eröffneten Biotechnologischen Entwicklungsgebäude der Naturwissenschaftlichen Fakultät II angesiedelt und mit den Forscherguppen der Medizinischen Fakultät eng zusammenarbeiten. Die Erlanger Arbeitsgruppe wird mit den Projekten des Genomnetzwerks Bayern in Würzburg und Regensburg eng vernetzt sein.

Alle Zellen des Körpers sind von Membranen umgeben und damit gegen ihre Umgebung abgegrenzt. Membranen sind wichtige Kontaktflächen zwischen den verschiedenen Zellen eines Gewebes. Durch Rezeptoren auf der Membran-oberfläche empfangen unsere Körperzellen wichtige Signale aus dem Organismus. Sobald Botenstoffe wie Insulin oder die Überträgerstoffe des Nervensystems an die Rezeptoren einer Zelle binden, beeinflussen sie den Stoffwechsel der Leberzelle oder aktivieren Nervenzellen im Gehirn. Auch die bei Entzündungen in das Umgebungsgewebe freigesetzten Reizstoffe wirken auf Rezeptoren der Zellmembran und leiten damit die Immunantwort des Körpers gegen Krankheitserreger ein. Die Zellmembran ist aber nicht nur an der Signalübertragung zwischen Zellen beteiligt, sondern vermittelt den Stofftransport in die Zelle hinein ebenso wie die Ausscheidung von Schadstoffen. Störungen dieser sorgfältig regulierten Vorgänge können zu schweren Krankheiten führen, z.B. rheumatischen Krankheiten, Nierenversagen und Muskelschwund.

Um ihre vielfältigen Aufgaben erfüllen zu können, enthalten Zellmembranen neben den wie Antennen für Hormone und Überträgerstoffe wirkenden Rezeptoren auch Transportproteine, Kanalproteine, Ankerproteine und Biokatalysatoren. Trotz der großen Bedeutung der Zellmembran ist die Zusammensetzung der in ihr enthaltenen Eiweißkomplexe erst wenig bekannt - die Genauigkeit der bisherigen Untersuchungsverfahren reichte meistens nicht zur Analyse von Membranproteinen aus. Durch die kürzlich erfolgte Aufklärung des menschlichen Genoms ist der Bauplan aller Proteine des Menschen bekannt geworden. Aus welchen dieser Puzzleteile sich aber die wichtigen Proteinkomplexe der Zellmembran zusammensetzen, konnte damit noch nicht geklärt werden.

Weitere Informationen

Prof. Dr. André Reis
Tel.: 09131/85 -22318
reis@humgenet.uni-erlangen.de

 

Mediendienst Forschung-Aktuell Nr.697 vom 03.06.2004

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