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bessere keramiken für bessere bilder aus dem menschlichen körper
  Neue Nachwuchsforschergruppe „Inverse Probleme in der Piezoelektrizität“
Bessere Keramiken für bessere Bilder aus dem menschlichen Körper

Die Medizinische Ultraschallbildgebung ist eines der wichtigsten modernen Diagnoseverfahren. Das Herzstück der Ultraschallgeräte bilden piezoelektrische Wandler, die mechanische in elektrische Signale umwandeln und umgekehrt. Die Eigenschaften der dabei verwendeten Keramiken konnten bisher nicht mit der erforderlichen Genauigkeit bestimmt werden. Zu diesem hochaktuellen Thema ist am Lehrstuhl für Sensorik der Universität Erlangen-Nürnberg eine Nachwuchsforschergruppe unter der Leitung von Dr. Barbara Kaltenbacher eingerichtet worden. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert die interdisziplinäre Projektgruppe seit März 2003. Vier Jahre lang soll das dreiköpfige Team an der Thematik arbeiten.

Die Verteilung von positiven und negativen Ladungen und die räumliche Anordnung der Moleküle sind in piezoelektrischen Materialien derart gekoppelt, dass das eine nicht verändert werden kann, ohne das andere „mitzuziehen“. Beim Anlegen einer elektrischen Spannung ändern die Kristallgitter ihre Form, unter mechanischer Belastung bauen sie eine elektrische Spannung auf. Der Einsatz in der Mikrosensorik, die Signale erkennt und verarbeitet, und der Mikroaktorik, die entsprechende Reaktionen übernimmt, bietet sich an. Piezoelektrische Wandler spielen eine bedeutende Rolle in zahlreichen technischen Anwendungen, von der Ultraschallerzeugung in der Medizintechnik über die Präzisionspositionierung und Schwingungskompensation bis hin zu schnellen Ventilen für die Common-Rail Dieselmotoren in der Automobiltechnik.


Dr. Barbara Kaltenbacher erhält Unterstützung
von Dr. Manfred Hofer vom Lehrstuhl
für Sensorik, der Messungen durchführt,
welche die Nachwuchsforschergruppe für die Materialparameterbestimmung braucht.
Foto: Lehrstuhl für Sensorik
Um die Zahl der kostspieligen Prototypen zu reduzieren, wird in der Entwicklung piezoelektrischer Sensoren und Aktoren mehr und mehr Computersimulation eingesetzt. Die genaue Kenntnis der Materialparameter ist dafür von entscheidender Bedeutung. Die bisher genutzten Verfahren sind jedoch extrem aufwändig und liefern dennoch zu ungenaue Ergebnisse. Hier setzt die Arbeit der Erlanger Nachwuchsforschergruppe an.
Am Lehrstuhl für Sensorik von Prof. Reinhard Lerch, der international anerkannte Forschungsbeiträge zur
Computersimulation geleistet und in zahlreichen Industriekooperationen angewandt hat, findet die Gruppe ein ideales Arbeitsumfeld vor.

Ziel des interdisziplinären Projekts ist es, Berechnungsverfahren zu entwickeln und umzusetzen, die das physikalische Verhalten des piezoelektrischen Wandlers in vollem Umfang berücksichtigen. Die Rekonstruktion der Materialparameter aus Messdaten hierfür ist sehr anspruchsvoll, mit Hilfe geeigneter mathematischer Methoden jedoch effizient möglich und verhindert Ungenauigkeiten. Darüberhinaus werden die erforderlichen Messungen stark vereinfacht.

Insbesondere ist die bereits in verschiedenen Anwendungen eingesetzte Methodik - im Gegensatz zu herkömmlichen Parameterschätzverfahren - imstande, die für die Praxis relevanten Effekte der Temperatur- oder Frequenzabhängkeit der Materialparameter vollständig zu berücksichtigen.

Ein noch weitergehendes Forschungsziel, zu dem die Forschergruppe ebenfalls schon erste Resultate erzielt hat, ist die Identifikation von Nichtlinearität bzw. von Hysterese. Diese Phänomene treten in Anwendungen mit starker elektrischer bzw. mechanischer Anregung, also vor allem in der Aktorik auf. Hier hängen die Materialparameter vom elektrischen Feld bzw. der mechanischen Verzerrung selbst ab, beeinflussen diese Größen aber ihrerseits wieder über den piezoelektrischen Effekt. Dementsprechend hoch sind die sich daraus ergebenden Ansprüche sowohl an die mathematische Algorithmik als auch an die Messtechnik.

Weitere Informationen

Dr. Barbara Kaltenbacher
Tel.:09131/85 -23141
Barbara.Kaltenbacher@lse.e-technik.uni-erlangen.de

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Mediendienst Forschung-Aktuell Nr. 673 vom 30.10.03


zentrale universitätsverwaltung, pressestelle--- zuletzt aktualisiert am 07.01.2004