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Was den Wald bewegt

Geobotaniker erstellen Prognose für Entwicklung des Nürnberger Reichswalds bis 2050

Bisherigen Studien zufolge, nimmt der Bestand an Fichten und Kiefern bis 2050 in den mittelfränkischen Wäldern ab. Dass die beiden Baumarten in der Entwicklung des Nürnberger Reichswalds dennoch weiterhin eine Rolle spielen, zeigt eine Untersuchung von Wissenschaftlern der Universität Erlangen-Nürnberg. Entgegen älterer Prognosen, die den schädigenden Einfluss des Klimawandels auf die Nadelbäume hervorheben, rechnen die Erlanger Geobotaniker damit, dass Kiefern und Fichten weiterhin zum Waldbild der Region Nürnberg gehören werden. An der neuen Studie arbeitete eine Gruppe von Wissenschaftlern um Dr. Gerhard Brunner vom Lehrstuhl für Molekulare Pflanzenphysiologie und Dr. Walter Welß vom Lehrstuhl für Pharmazeutische Biologie der Universität Erlangen-Nürnberg.

Den Beobachtungen der Erlanger Wissenschaftler zufolge, werden sich neben den bisher dominierenden Kiefern und Fichten immer mehr Eichen und Buchen durchsetzen. Ähnliches gilt für andere Gebiete mit einem hohen Fichtenanteil: Dort werden die Fichten zwar anderen Bäumen weichen, aber keinesfalls ganz aus den Wäldern verschwinden. Normalerweise würde die Kiefer, Baum des Jahres 2007, durch natürliche und forstwirtschaftliche Prozesse im Wald zurückgedrängt werden. Die Einflüsse des Klimawandels, wie zum Beispiel wärmere Winter, schwächen den Rückgang der Kiefer zwar ab, bewirken aber auch keine weitere Ausbreitung des Baumes, erklären die Erlanger Geobotaniker.

Borkenkäfer und Stürme gefährden die Fichte
In bisherigen Untersuchungen wurde die These vertreten, dass die Fichte in Mittelfranken langfristig von anderen Bäumen verdrängt wird. Als Grund wurde zum Beispiel die zunehmende Gefährdung der Fichten durch Borkenkäfer angeführt, die in wärmeren Wintermonaten besser überleben können. Daneben sind die Flachwurzler wegen der Stürme einem erhöhten Bruchrisiko ausgesetzt. Die Beobachtungen der Erlanger Wissenschaftler in den letzten zwanzig Jahren bestätigen diese Prognose jedoch nur teilweise: Zum einen habe die Fichte auch früher nicht zu den Baumarten der Region gehört und sei daher schon immer einem erhöhten Absterbe-Risiko ausgesetzt gewesen. Zum anderen setze sie sich vor allem im Unterwuchs der Wälder sehr gut durch. Die Arbeitsgruppe Geobotanik geht daher davon aus, dass der Anteil der Fichte, der aktuell im Reichswald mit 18 Prozent zu veranschlagen ist, nur auf Werte um knapp zehn Prozent sinken wird. Insbesondere in Waldgebieten, wo die Fichte neben verschiedenen anderen Bäumen im Mischwald wächst, wird sie ihre Anteile bis zur Mitte des Jahrtausends halten können.

Kiefer profitiert weniger vom Klimawandel als erwartet
Die Kiefer, die in der Region Nürnberg auf mageren Sandböden ein Alter von bis zu 200 Jahren erreichen kann, wird in populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen manchmal als Gewinner des Klimawandels gesehen. Die Erlanger Wissenschaftler gehen jedoch davon aus, dass das Waldbild in fünfzig Jahren von anderen Tendenzen geprägt sein wird: „Die Kiefer kann sich auch im Reichswald kaum verjüngen“, sagt Dr. Walter Welß, Lehrstuhl für Pharmazeutische Biologie. Aktuell stocke sie auf 62 Prozent der Fläche, doch nur auf gut der Hälfte dieses Gebiets könne sich die Kiefer auch in den unteren Schichten des Waldes durchsetzen, erklärt der Wissenschaftler.

Beeren könnten knapp werden
Betrachtet man die Vitalität der nachwachsenden Kiefern, so ist zu erwarten, dass ihr Anteil am Reichswald eher auf 25 Prozent, als auf die bisher prognostizierten 40 Prozent sinkt, so das Ergebnis der aktuellen Studie. Diese Tendenz gilt dann auch für die Begleitpflanzen der Kiefer, zum Beispiel die Heidel- oder Schwarzbeeren. „In zwanzig bis dreißig Jahren wird es viel schwieriger werden, im Nürnberger Reichswald die Beeren für einen Kuchen zu pflücken“, sagt Dr. Gerhard Brunner vom Lehrstuhl für Molekulare Pflanzenphysiologie.

Die geologischen Voraussetzungen im Fränkischen Jura und in Westmittelfranken sind größtenteils für die meisten Baumarten günstiger als im Nürnberger Sandgebiet, so dass auch im restlichen Franken mit einem deutlichen Rückgang der Kiefer in den nächsten fünfzig Jahren zu rechnen ist. Unter den vielfach hiebreifen Beständen der Kiefer wachsen Buchen- und vor allem Eichenwälder nach. Neben diesem eher forstwirtschaftlichen Einfluss auf die Zusammensetzung der Baumarten trägt auch die Entwicklung des Bodens zu einer Förderung der Laubbaumarten Stiel- und Traubeneiche sowie Buche bei. Der immer günstiger werdende Aufbau einer Humusschicht über den Sanden führt zu einem besseren Wasser- und Nährsalzangebot für die Bäume. Dieser ökologische Prozess wirkt in Bezug auf die Konkurrenzkraft der Baumarten den aktuellen Klimaprognosen entgegen.

Weitere Informationen für die Medien
Dr. Gerhard Brunner
Tel.: 0178/33013921
ger.brunner@t-online.de

 

uni | mediendienst | forschung Nr. 27/2007 vom 16.08.2007


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