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Islamische Schüler lernen Toleranz

Projekt untersucht Bild des Christentums in islamischen Schulbüchern

Welches Bild vom Christentum wird Schülerinnen und Schülern in islamischen Ländern vermittelt? Dieser Frage ist Prof. Dr. Johannes Lähnemann, Inhaber des Lehrstuhls für Religionspädagogik und Didaktik des evangelischen Religionsunterrichts an der Universität Erlangen-Nürnberg, nachgegangen. Zusammen mit Prof. Dr. Klaus Hock von der Universität Rostock sowie Patrick Bartsch und PD Dr. Wolfram Reiss analysierte der Religionspädagoge Schulbücher aus islamisch geprägten Ländern, unter anderem aus der Türkei, Iran, Ägypten, Palästina, Syrien, Libanon, Jordanien, Algerien. Das Fazit der Wissenschaftler: Religiöse Toleranz spielt in den Lehrbüchern eine wichtige Rolle, die christliche Religion eine eher untergeordnete. Gefördert wurde das Projekt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Es gibt viele Gemeinsamkeiten in der Betrachtung des Christentums in den verschiedenen islamisch geprägten Ländern, sagen die Forscher: Das Christentum wird - gemäß dem Koran - als Buchreligion betrachtet und damit prinzipiell als anerkannte Religion. Das Gesamtbild des Christentums ist deshalb nirgendwo absolut negativ. Andererseits gilt das Christentum als unvollkommene Vorläuferreligion des Islam - mit dem Problem von Verfälschungen in seinen heiligen Schriften und mit Lehren, die mit dem Glauben an den einen Gott scheinbar nicht in Einklang zu bringen sind, zum Beispiel der Gottessohnschaft Jesu. Weiterhin spielen Belastungen durch die Geschichte eine Rolle, vor allem die Kreuzzüge und der Kolonialismus.

Insgesamt gehen die Lehrbücher nur punktuell auf die christliche Religion ein - ganz überwiegend dargeboten in der Form vermeintlich objektiver Fakten, so das Fazit der Forscher. Erkenntnisse einer neueren Weltreligionen-Didaktik haben - außer in ersten Ansätzen in der Türkei - noch keinen Eingang in die Schulbücher gefunden.

Große Unterschiede von Land zu Land
In der Türkei hat die Tradition der Trennung von Kirche und Staat einen starken Einfluss auf den Unterricht: Das Fach „Religions- und Sittenkunde“ versteht sich als objektiv informierend, wobei eine islamisch-positionelle Konzeption faktisch dominiert. Es gilt aber ein Unterrichtsprogramm, in dem auf objektive Information über die Religionen und Erziehung zur Toleranz großer Wert gelegt wird.

Im Iran als islamische Republik spielt Religion in der schulischen Erziehung eine zentrale Rolle. Dabei wird in Schulen der Minderheiten (es gibt z. B. 36 armenische Schulen in Teheran) auch Religionsunterricht in deren Tradition erteilt. Insgesamt aber ist der Islam in den Schulbüchern, auch den Geschichtsbüchern, das Maß aller Dinge - die Überlegenheitsreligion schlechthin.

In Ägypten wird politisch offiziell ein maßvoll islamisch-konservativer Kurs verfolgt. Die christlichen Kirchen, voran die koptisch-orthodoxe, gelten als anerkannte Religionsgemeinschaften und stützen den nationalen Kurs der Regierung. Es gibt aber kaum eine wechselseitige inhaltliche Wahrnehmung - weder in den muslimischen noch in den christlichen Religionsbüchern. Im Geschichtsbild wird einseitig die Linie direkt von den Kreuzzügen zum Kolonialismus gezogen.

In Palästina waren lange Zeit ägyptische (im Gaza-Streifen) und jordanische Schulbücher (auf der Westbank) in Gebrauch. Im Zuge des Friedensprozesses zur Lösung des Nahost-Konflikts hat es ernsthafte Bemühungen um neue wechselseitige Wahrnehmung der muslimischen, christlichen und jüdischen Religionsgemeinschaften gegeben. Gegenwärtig sind diese aber stark zurückgefahren, trotz der desolaten politischen Lage aber nicht vollkommen auf Eis gelegt.

„Das Besondere unseres Projekts ist, dass wir die Schulbücher nicht nur analysiert haben. Wir hatten auch Gelegenheit, konstruktive Gespräche in den Partnerländern zu führen - in Teheran und Kairo ebenso wie schon in Istanbul“, berichtet Prof. Lähnemann. „Dabei tauchte immer wieder die Frage auf, ob es gelingen kann, das Selbstverständnis christlicher Kirchen und das anderer Religionsgemeinschaften zu berücksichtigen. Eine schwierige Frage angesichts der im Koran festgelegten Sicht der nichtmuslimischen Religionen. Außerdem haben wir darüber gesprochen wie es sich erreichen lässt, aus der Selektivität zu einer ganzheitlicheren Darstellung zu gelangen.“

Vorausgegangen war der Untersuchung von Prof. Lähnemann ein Kölner Forschungsprojekt zur Darstellung des Christentums in deutschen Schulbüchern aus den 1970er und 80er Jahren, in dem Wissenschaftler analysierten, wie der Islam in deutschen Schulbüchern dargestellt wird. Die Ergebnisse führten zur Revisionen deutscher Schulbücher, und die Untersuchung wurde ab 1988 auf zahlreiche andere europäische Länder ausgeweitet.

K. Hock/J. Lähnemann (Hg.): Die Darstellung des Christentums in Schulbüchern islamisch geprägter Länder. Hamburg 2005. Bd. I: W. Reiss: Ägypten und Palästina. Bd.II: P. Bartsch: Türkei und Iran

Weitere Informationen für die Medien
Prof. Dr. Johannes Lähnemann
Tel.: 0911/5302-548
johannes.laehnemann@ewf.uni-erlangen.de

 

uni | mediendienst | forschung Nr. 17/2007 vom 29.05.2007


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