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Lehrforschungsprojekt zeichnet Stimmungsbild der Wähler

Kein Herausforderer für Nürnbergs OB in Sicht

Zwei Jahre hat die CSU in Nürnberg noch Zeit, um für die Wahl des Oberbürgermeisters einen Gegenkandidaten zum amtierenden OB Ulrich Maly (SPD) aufzubauen. In der Sicht der Wählerschaft, widergespiegelt in einer telefonischen Befragung der WiSo-Fakultät, kristallisiert sich bisher kein Favorit heraus, der dem Stadtoberhaupt den Posten streitig machen könnte. Als einziger Nürnberger Kommunalpolitiker erhält Maly für die Arbeit der letzten vier Jahre die Durchschnittsnote 2,5. Wären sie Schulmeister, würden die Bürgerinnen und Bürger den meisten ihrer gewählten Vertreter ein eher mäßiges Zeugnis schreiben: Sowohl bekannte Einzelpersonen als auch die drei Koalitionsparteien im Rathaus müssten sich - bei geringen Schwankungen - auf das Urteil „befriedigend“ gefasst machen.

Auf die Fragen von Soziologiestudentinnen und -studenten zur Bekanntheit und Beurteilung von Politikern haben 1312 Einwohner von Nürnberg geantwortet, eine Gruppe, die nach Geschlechts- und Altersverteilung die Wähler von 2008 repräsentiert, wobei wahlberechtigte Ausländer wegen ihrer geringen Wahlbeteiligung ausgenommen wurden. „Es handelt sich nicht um Wahlprognosen“, betont der Leiter der Untersuchung, Dr. Reinhard Wittenberg. „Die nächste Kommunalwahl liegt viel zu weit in der Zukunft, um über ihren Ausgang irgendwelche Vermutungen anstellen zu können.“ Die ersten, noch vorläufigen Ergebnisse der Befragung zeichnen stattdessen ein Stimmungsbild davon, wie Nürnbergs Bevölkerung derzeit die Kommunalpolitik und deren Protagonisten sieht.

Beim Bekanntheitsgrad hat Ulrich Maly seit dem Aufstieg vom Kämmerer zum Oberbürgermeister einen Zuwachs von 26 Prozentpunkten auf den extrem hohen Wert von 97,9 zu verzeichnen. Klemens Gsell, der 3. Bürgermeister, wird von knapp drei Vierteln namentlich erkannt, Wirtschaftsreferent Roland Fleck von mehr als der Hälfte. Als mögliche OB-Kandidaten der Union wären beide dem CSU-Fraktionsvorsitzenden Michael Frieser in den Augen der Wähler überlegen; 970 Befragte räumen Gsell die größere Chance ein, 744 geben Fleck den Vorzug. Dem Wettstreit mit dem Sozialdemokraten Maly wäre im Moment jedoch keiner von ihnen gewachsen: er könnte zwei Drittel der Stimmen auf sich vereinen. Von diesem Bonus wie von der Zusammenarbeit in dem Drei-Parteien-Bündnis profitiert die SPD, während CSU und Bündnis 90/Die Grünen daraus nach Einschätzung der Nürnberger deutlich weniger Nutzen ziehen.

Generell macht es die „große Koalition“ in der Kommune den Parteien schwerer, sich zu profilieren. Inwiefern in Nürnberg Lösungskompetenzen in konkreten Bereichen wie Kriminalität, Migration, dem Erscheinungsbild der Stadt oder Familienfreundlichkeit mit bestimmten Parteien verbunden werden, wird in einem zweiten Teil des Lehrforschungsprojekts „Area Study Nürnberg Barometer“ im Sommer 2006 untersucht. Studierende der Sozialwissenschaften der Universität Erlangen-Nürnberg wenden auf diese Weise die ihnen im Studium vermittelten Kenntnisse der Methoden der empirischen Sozialforschung auch praktisch an. Online sind die Ergebnisse unter http://www.soziologie.wiso.uni-erlangen.de/publikationen/a-u-d-papiere/a_06-01.pdf einzusehen.

Weitere Informationen

Dr. Reinhard Wittenberg
Lehrstuhl für Soziologie und empirische Sozialforschung
Tel.: 0911/5302 -699
reinhard.wittenberg@wiso.uni-erlangen.de

 

Mediendienst Forschung-Aktuell Nr.782 vom 03.03.2006


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