Zum 80. Geburtstag von Prof. Dr. Fairy von Lilienfeld

Spezialistin für die Theologie des christlichen Ostens

 
Am Samstag, 4. Oktober 1997, feiert Dr. Fairy von Lilienfeld, von 1966 bis zu ihrer Emeritierung 1984 ordentliche Professorin für Geschichte und Theologie des christlichen Ostens an der Theologischen Fakultät in Erlangen, ihren 80. Geburtstag. Prof. von Lilienfeld gilt als anerkannte Spezialistin auf ihrem Fachgebiet. Von 1969 bis 1970 stand sie als Dekanin der Theologischen Fakultät vor und war damit die erste Dekanin einer Theologischen Fakultät in der Bundesrepublik.
 
Fairy von Lilienfeld wurde in Riga/Lettland geboren. Sie studierte von 1947 bis 1951 Philosophie, Slawistik und Philologie in Jena und legte das Fakultätsexamen in diesen Fächern (dipl. phil.) ab. Anschließend erhielt sie Lehraufträge in Altslawistischer und altrussischer Sprache und Literatur in Jena (bis 1955). Von 1953 bis 1957 studierte sie Theologie am Katechetischen Oberseminar in Naumburg/ Saale. 1961 erfolgte ihre Promotion zum Dr. theol. mit einer Arbeit über "Nil
Sorskij und seine Schriften. Die Krise der Tradition im Rußland Ivan III."
 
1962 erfolgte ihre Ordination in der Bischofstadt Magdeburg. Als Provinzial-Pfarrerin der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen war sie von 1962 bis 1966 hauptamtliche Dozentin für Kirchengeschichte am Katechetischen Oberseminar in Naumburg. Die Zeit im Naumburger Katechetischen Oberseminar, zunächst als Studentin, dann als Dozentin, hat sie in ihrer persönlichen und theologischen Entwicklung sehr stark bestimmt. Besonders geprägt wurde sie durch das gelebte Christ-Sein in der DDR und von der dort besonders intensiven Rezeption der Theologie des Märtyrers Dietrich Bonhoeffer. So fühlt sie sich bis heute den Kirchen in den neuen Bundesländern und besonders der Evangelischen Kirche in der Kirchenprovinz Sachsen verbunden.
 
1966 übernahm sie den Lehrstuhl für Geschichte und Theologie des christlichen Ostens an der Erlanger Theologischen Fakultät. Bis zu ihrer Emeritierung 1984 beschäftigte sie sich schwerpunktmäßig mit der slawisch-russischen Orthodoxie, mit Fragen nach Glauben und Wissen, der "Weisheit" Gottes, mit dem Mönchtum als verbindliche Form christlichen Lebens und der Rückkopplung der Erforschung von Geschichte und Theologie des christlichen Ostens an die Lehre der Kirchenväter. Daneben hatte sie großes Interesse an der russischen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts und der Gottesfrage in ihr, an russischer Religionsphilosophie und Theologie sowie an russischer Laientheologie.
 
Prof. von Lilienfeld hat sich sehr stark in der Kirche engagiert, so war sie 25 Jahre lang, von 1967 bis 1992, Mitglied der Dialogkommission der Evangelischen Kirche in Deutschland für die Russisch Orthodoxe Kirche (Moskauer Patriarchat), von 1979 bis 1992 Mitglied in der Gemeinsamen Kommission Lutherischer Weltbund-Orthodoxe Kirchen und von 1967 bis 1986 Mitglied im beratenden Ausschuß der Konferenz Europäischer Kirchen.
 
Über ihre wissenschaftlichen Studien veröffentlichte Prof. Lilienfeld rund 150 Facharbeiten, darunter Arbeiten über "Spiritualität des frühen Wüstenmönchtums" (1983), "Die Orthodoxe Kirche in Rußland" (1988), älteste russische Heilige (1989) und altrussische Heiligenlegenden (1990).
 
Für ihre wissenschaftlichen Arbeiten erhielt Prof. Lilienfeld zahlreiche Auszeichnungen. So ist sie seit 1985 Ehrenmitglied der Moskauer Geistlichen Akademie, 1990 wurde sie Ehrendoktorin der Theologischen Fakultät der Universität Helsinki, seit 1992 ist sie Ordentliches Mitglied der Accademia Scientiarum et Artium Europaea Salzburg.
 
Auch nach ihrer Emeritierung ist Prof. Lilienfeld aktiv wissenschaftlich tätig. Zur Zeit beschäftigt sie sich mit der Übersetzung und Kommentierung der wichtigen Quelle "Bekehrung Georgiens" aus dem 7. bis 10. Jahrhundert. Diese Quelle befaßt sich besonders intensiv mit der Gestalt der Apostelin und Evangelistin Georgiens, der Heiligen Nino (gest. um 337 n. Chr.). Daneben arbeitet sie über die russische Religionsphilosophie im sogenannten silbernen Zeitalter Rußlands von etwa 1890 bis 1917 und vor allem über die Gestalt und theologisch-philosophischen Probleme um den Universitätsgelehrten und Priester Pavel Florenskij (geb. 1882), der als Märtyrer der Russisch-Orthodoxen Kirchen 1937 hingerichtet wurde. Ein weiteres Arbeitsgebiet von Prof. Lilienfeld sind ekklesiologische Probleme der Orthodoxie der Gegenwart.
 
Kontakt:
Theologische Fakultät, Lehrstuhl für Geschichte und Theologie des christlichen Ostens, Kochstraße 6, 91054 Erlangen, Tel: 09131/ 85 -22214, -22777, Fax: 09131/ 85 -26020
 
Mediendienst AKTUELL Nr. 1545 vom 30.9.1997

Sachgebiet Öffentlichkeitsarbeit (Pressestelle) pressestelle@zuv.uni-erlangen.de
Stand: 30.9.1997