- Hochwertige Infrastruktur für Siliziumkarbid-Forschung am Institut
für Werkstoffwissenschaften
Kristallzüchtungshalle wird eingeweiht
- Eine "Halle in der Halle" schafft künftig am Institut
für Werkstoffwissenschaften der Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg eine wesentlich verbesserte Infrastruktur für
die Herstellung und Weiterentwicklung von Siliziumkarbid (SiC), einem neuartigen
und außerordentlich vielversprechenden Halbleitermaterial. Innerhalb
der Technologiehalle des Instituts ist eine Kristallzüchtungshalle
errichtet worden, in der die Herstellungsprozesse von SiC-Kristallen untersucht
und optimiert werden. Zur Einweihungsfeier in der Martensstraße 7
auf dem Erlanger Südgelände lädt der Lehrstuhl Werkstoffe
der Elektrotechnik (Prof. Dr. Albrecht Winnacker) am Freitag, 11. April
1997, um 15.30 Uhr. Dabei soll auch das Verbundprojekt zwischen Universität
und Wirtschaft vorgestellt werden, das in der neuen Halle betrieben wird.
-
- Dem Halbleitermaterial Siliziumkarbid wird eine wichtige Rolle in der
Leistungs- und Hochtemperaturelektronik und damit eine erhebliche wirtschaftliche
Bedeutung vorausgesagt. Die Bayerische Forschungsstiftung hat auf die neuen
Möglichkeiten der SiC-Elektronik sehr schnell reagiert und unterstützt
mit einem Förderbetrag in Höhe von 5,4 Millionen Mark ein Verbundprojekt
von Universität und mittelständischer bayerischer Industrie,
das im März 1997 angelaufen ist und die Herstellung von defektarmen
Siliziumkarbid-Halbleiterkristallen bis hin zum industriellen Fertigungsprozeß
zum Ziel hat. Die Baukosten für die aus Universitätsmitteln getragene
Kristallzüchtungshalle, die die Grundbedingungen für das Projekt
bietet, belaufen sich auf 450.000 Mark; dazu kommen technische Anlagen
im Wert von rund 2 Millionen Mark. Eine Verbesserung der Infrastruktur
für Forschungs- und Entwicklungsarbeiten an SiC-Halbleitermaterial
kommt der Umsetzung von Ergebnissen der Universitätsforschung in die
industrielle Anwendung in einem zukunftsträchtigen Bereich zugute.
-
-
- Energiesparend und umweltfreundlich
-
- Für die künftige Entwicklung in der Elektronik wird Siliziumkarbid
wegen seiner einzigartigen physikalischen Eigenschaften als bedeutsam angesehen.
Zum einen können elektronische Bauteile aus diesem Material außerordentlich
hohe Ströme und elektrische Leistungen mit deutlich geringeren Verlusten
schalten als Bauteile aus dem konventionellen Halbleiter Silizium. Zum
anderen ermöglicht SiC den Einsatz von Elektronik und Sensorik bei
Temperaturen über 600°C, wie sie in Flugzeugturbinen, Chemieanlagen
und Verbrennungsmotoren auftreten. Vor allem unter dem Gesichtspunkt von
Energieeinsparung und Umweltschutz liegt hier ein hohes Anwendungspotential
vor.
-
- Ein Hindernis für die industrielle Nutzung von neuen Technologien
auf SiC-Basis liegt in der mangelnden kommerziellen Verfügbarkeit
von SiC-Kristallen mit der Perfektion, wie sie für die Fertigung entsprechender
elektronischer Bauelemente erforderlich ist. Dies hängt damit zusammen,
daß die Herstellung sehr schwierig ist: SiC, in vieler Hinsicht dem
Diamant ähnlich, kann nur unter Temperaturen von über 2000°C
aus einem Gas von Silizium- und Kohlenstoffverbindungen abgeschieden werden.
-
- In den letzten Jahren haben die Lehrstühle für Werkstoffe
der Elektrotechnik und für Angewandte Physik der FAU in Zusammenarbeit
mit der Siemens AG, Erlangen, die in der Entwicklung der SiC-Elektronik
intensiv tätig ist, die Herstellungsbedingungen von SiC-Halbleiterkristallen
untersucht. In diesem vom Bundesforschungsministerium (BMBF) geförderten
Projekt konnten wesentliche Verbesserungen in der SiC-Kristallqualität
erzielt werden. Auf diesen Vorarbeiten kann das neue, von der Bayerischen
Forschungsstiftung unterstützte Verbundvorhaben nun aufbauen. Beteiligt
sind eine bayerische Firmengründung, ausgehend von den mittelständischen
Unternehmen Linn High Therm (Eschenfelden) und Wilden (Nabburg), die SiCrystal
AG, sowie seitens der Universität die Lehrstühle Werkstoffe der
Elektrotechnik (Prof. Dr. Albrecht Winnacker, Projektleiter Dr. Dieter
Hofmann), Angewandte Physik (Projektleiter: Prof. Dr. Reinhard Helbig,
Dr. Gerhard Pensl) und Strömungsmechanik (Prof. Dr. Dr. h.c. Franz
Durst).
-
-
- Lichtquelle des kommenden Jahrhunderts
-
- Die Einweihungsfeier beginnt um 15.30 Uhr mit Grußworten des
Rektors der FAU, Prof. Dr. Gotthard Jasper, und des Geschäftsführenden
Vorstandes des Instituts für Werkstoffwissenschaften, Prof. Dr. Peter
Greil. Prof. Winnacker führt anschließend in den aktuellen Entwicklungsstand
bei der Züchtung von SiC-Einkristallen ein, und Dipl.-Ing. H. Linn
(Linn High Therm GmbH) stellt das Verbundprojekt vor. In seinem Festvortrag
spricht Prof. Dr. J. Schneider (Institut für Angewandte Festkörperphysik
der Fraunhofer-Gesellschaft, Freiburg) über eine neuartige Lichtquelle,
die in den Medien kürzlich als "Glühbirne des 21. Jahrhunderts"
präsentiert wurde: auch hierfür spielt der Halbleiter Siliziumkarbid
eine Rolle. Gegen 16.30 Uhr folgt eine Führung durch die Technologiehalle.
-
Kontakt:
Prof. Dr. Albrecht Winnacker, Dr. Dieter Hofmann, Lehrstuhl Werkstoffe
der Elektrotechnik,
Martensstraße 7, 91058 Erlangen, Tel. 09131/85 -27632, -27634,
Fax: 09131/85 -28495,
e-mail: hofmann@ww.uni-erlangen.de
Mediendienst Aktuell Nr. 1471 vom 4.4..1997
Sachgebiet Öffentlichkeitsarbeit (Pressestelle) pressestelle@zuv.uni-erlangen.de
Stand 4.4.1997