Lehrstuhl für Geographie

Ehrung für Robert Gradmann

Seit einiger Zeit befindet sich am Haus in der Essenbacher Straße 6 in Erlangen eine Gedenktafel, die an das Wirken des Geographen Robert Gradmann in Erlangen erinnert. Am Samstag, 16. September, um 11 Uhr wird diese Tafel, gestaltet von der Erlanger Künstlerin Karin Döhler, in einer kleinen Feier der Öffentlichkeit übergeben werden - an diesem Tag ist vor fünfzig Jahren Robert Gradmann in seiner schwäbischen Heimat gestorben.
 
Es ist dies bereits die zweite sichtbare Ehrung, die dem Wissenschaftler in Erlangen zuteil wird: Schon seit vielen Jahren gibt es eine Robert-Gradmann-Straße im Burgbergviertel. Die jüngst angebrachte Tafel, hat der Erdkundelehrer Dr. Bernhard Füßler aus dem hessischen Groß-Umstadt gestiftet. Unterstützt wurde das Vorhaben von der Fränkischen Geographischen Gesellschaft und vom Heimatverein Erlangen.
 
Robert Gradmann wurde am 18. Juli 1865 in Lauffen am Neckar geboren. Nach Absolvierung der Oberrealschule in Stuttgart und Aufnahme ins Tübinger Stift schien sein Lebensweg als Pfarrer weitgehend vorgezeichnet: Theologiestudium in Tübingen, danach mehrere Vikarstellen und ab 1891 eine Pfarrei in Forchtenberg am Neckar. Gradmann wanderte gern und konnte dabei seinem Hobby frönen, der Botanik. Der Bekanntschaft mit seinem späteren Freund und Förderer Eugen Nägele, dem Vorsitzenden des Schwäbischen Albvereins, verdankte er eine erste entscheidende Weichenstellung. Dieser regte ihn an, einen Pflanzenführer der Schwäbischen Alb zu schreiben: Daraus wurde ein zweibändiges Werk über "das Pflanzenleben der Schwäbischen Alb" - und mit dieser Arbeit promovierte Gradmann 1898 in Tübingen, ohne je Botanik studiert zu haben! Das Buch wurde auch ein wirtschaftlicher Erfolg, und Gradmann sah fortan seinen Lebensinhalt mehr in der Wissenschaft denn in der praktischen Theologie. Auf einer Stelle als Universitätsbibliothekar in Tübingen konnte er viel lesen und viel wandern, und allmählich weiteten sich seine Interessen immer mehr in Richtung Geographie. Ihn interessierten - in einer durchaus sehr modernen Fragestellung - die Zusammenhänge zwischen Boden, Klima, Vegetation und Siedlungsgeschichte, woraus er seine "Steppenheidetheorie" entwickelte, die der historischen Kulturlandschaftsforschung entscheidende Impulse gegeben hat und letztlich die Wissenschaft von der Ökologie mitbegründen half. Seine Habilitationsschrift (1910 in Tübingen) über den Getreidebau im deutschen und römischen Altertum lieferte dazu einen Baustein.
 
Der gelernte Theologe, Autodidakt und "Seiteneinsteiger" erhielt 1919 gleich drei Rufe auf Lehrstühle der Geographie - den nach Erlangen nahm er an. Hier entwickelte sich Robert Gradmann zu einem der angesehensten Vertreter der deutschen Geographie zwischen den Weltkriegen mit Forschungsschwerpunkten in der Pflanzengeographie, der Siedlungsgeographie und der Morphologie, und hier verfasste er auch die Krönung seiner wissenschaftlichen Werke, eine zweibändige Landeskunde von Süddeutschland (erschienen 1931). Überhaupt war ihm die Länderkunde bzw. Landeskunde stets ein großes Anliegen. 1922 bis 1929 war er Vorsitzender der Zentralkommission für wissenschaftliche Landeskunde in Deutschland und gab in dieser Zeit die "Forschungen zur Deutschen Landes- und Volkskunde" heraus, 1931 bis 1933 übernahm er den Vorsitz im Zentralausschuss des Deutschen Geographentages.
 
In Erlangen entwickelte er den Plan für die Schaffung eines Instituts für Fränkische Landesforschung und war 1933 dessen erster Vorsitzender. Dieses Institut begründete die Tradition der Erlanger Regionalforschung, die inzwischen in einem sehr erfolgreich arbeitenden Zentralinstitut zusammengefasst ist und wesentlich zum Profil der FAU beiträgt.
Gradmann war in Erlangen auch Dekan der Philosophischen Fakultät und 1925/26 Rektor. 1934 wurde er emeritiert, kehrte zunächst nach Tübingen zurück und lebte später im Pfarrhaus in Sindelfingen. In der wissenschaftlichen Forschung war er bis zuletzt tätig. Am 16. September 1950 starb Gradmann, wenige Wochen nachdem sein 85. Geburtstag an der Universität Tübingen festlich begangen worden war.
 
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Institut für Geographie
Dr. Manfred Schneider
Kochstr. 4/4, 91054 Erlangen
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Mediendienst FAU-Aktuell Nr. 2162 vom 14.09.2000

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Stand: 14.09.2000