Institut für Romanistik

Kooperationspläne mit den Kapverden

Am Montag, 14. Februar 2000, kommt der Botschafter der Republik Kapverde, Victor Afonso Gonçalves Fidalgo, aus Berlin zu Besuch an die Universität Erlangen-Nürnberg. Anlaß dafür ist die Konkretisierung von Kooperationsplänen.
 
Der Kontakt kam über Prof. Dr. Jürgen Lang vom Institut für Romanistik zustande. Prof. Dr. Lang leitet ein seit Oktober 1992 laufendes DFG-Projekt zur Erstellung eines Wörterbuchs und einer Grammatik zu dem Kreol, das auf der Insel Santiago der Republik Kapverde gesprochen wird. An diesem Projekt arbeiten neben Prof. Dr. Lang als wissenschaftliche Mitarbeiter auf deutscher Seite Ekkehard Dengler und auf kapverdischer Seite André des Reis Santos.
 
Im Mai 1999 hat Prof. Dr. Lang an der Freien Universität Berlin einen Gastvortrag zu dieser Thematik gehalten, bei dem ein Vertreter der kapverdischen Botschaft zugegen war. Darüber ergab sich der Kontakt zu Victor Fidalgo, der sich mit einem Kooperationsangebot des Instituto National de Investigação Cultural (INIC) in Praia/Santiago, der Hauptstadt der Republik Kapverde, an Prof. Dr. Lang wandte. Eine solche Kooperation könnte, laut Vorschlag des INIC, einen Dozentenaustausch in Lehre und Forschung, die gemeinsame Herausgabe von Werken oder die Organisation von Kolloquien beinhalten. Die gemeinsame Herausgabe des im Rahmen des DFG-Projekts entstehenden Wörterbuchs und der Grammatik ist bereits seit Längerem vereinbart. Der kapverdische Botschafter Fidalgo kommt nun nach Erlangen, um diese Kooperationspläne zu konkretisieren. Bei dieser Gelegenheit wird er auch das DFG-Projekt von Prof. Dr. Lang besichtigen.
 
Bei dem DFG-Projekt geht es um die Abfassung einer ausführlichen Grammatik und eines Wörterbuches mit ca. 8.500 Artikeln (kreolisch/deutsch-portugiesisch) des portugiesischen Kreols der Kapverdischen Inseln. Grundlage ist ein Korpus gesprochener Texte, die zum größten Teil auch in geschriebener Form vorliegen.
 
Eine solche Beschreibung des Kreols von Santiago, die es in dieser Form noch nicht gibt, scheint aus drei Gründen wünschenswert: Aus allgemeinsprachwissenschaftlichen Gründen, weil dieses Kreol in vielen Bereichen (Konsonantensystem, Verbalsystem, Possessivpronomina, Artikel, Subordinatoren usw.) über originelle Kategorien verfügt. Aus speziell kreolistischen Gründen, weil eine solche Beschreibung für die Überprüfung der Theorien zur Kreolisierung nützlich, in manchen Fällen sogar unabdingbar ist. Und aus sprachpolitischen Gründen, weil sich der kapverdische Staat seit seiner Unabhängigkeit 1975 um eine Aufwertung der Nationalsprache (offizielle Sprache: Portugiesisch) in der Schule und im öffentlichen Leben bemüht. Solchen Bemühungen sind jedoch enge Grenzen gesetzt, solange noch keine ausführliche Beschreibung dieser wichtigsten Varietät der Nationalsprache vorliegt.
 
Mit dem Wörterbuch und der Grammatik soll nach Abschluß des Projekts eine umfassende, streng synchronische Beschreibung des Kreols von Santiago vorliegen, die diesem weder die Kategorien des Portugiesischen noch die irgendwelcher eventuell an der Kreolisierung beteiligter afrikanischer Sprachen überstülpt.
 
Eine solche Beschreibung stellt sowohl unter sprachpolitischen als auch unter allgemein sprachwissenschaftlichen und spezifisch kreolistischen Gesichtspunkten ein Desideratum dar. Die Grammatik und das Wörterbuch wenden sich beide an zwei recht unterschiedliche Benutzergruppen: an die gebildete, aber nicht unbedingt sprachwissenschaftlich interessierte kapverdische Öffentlichkeit und an ein internationales Publikum von Sprachwissenschaftlern, speziell Kreolisten.
 
· Weitere Informationen:
Prof. Dr. Jürgen Lang, Institut für Romanistik,
Bismarckstr. 1, 91054 Erlangen,
Tel. 09131/85 -22428, Fax: 09131/85 -26391
 
Mediendienst FAU-AKTUELL Nr. 2033 vom 09.02.2000

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Stand: 03.02.2000