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- Medizin und Naturwissenschaften: Neues Graduiertenkolleg an der FAU
Biologie der Lymphozyten und Praxiserfahrung
für den Berufseinstieg
- Die Deutsche Forschungsgemeinschaft und
das Land Bayern fördern ab dem 1. Mai 2000 mit einem Gesamtvolumen
von 1,3 Millionen Mark ein neues Graduiertenkolleg an der Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg. Ziel des neueingerichteten Graduiertenkollegs
ist die Ausbildung und Förderung von naturwissenschaftlichen
und medizinischen Doktoranden auf dem Gebiet der Lymphozytenbiologie.
Der Forschungsschwerpunkt des Kollegs konzentriert sich auf die
Untersuchung der Entwicklung von Lymphozyten, deren Entgleisungen
bei Autoimmunkrankheiten und chronischen Entzündungsprozessen
sowie der Entstehung von Tumoren des Immunsystems.
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- An dem Kolleg sind 16 Projektleiter aus 6
Instituten und Abteilungen der Medizinischen und der Naturwissenschaftlichen
Fakultät II beteiligt. Das Kolleg vertritt die Idee "nicht
nur Forschung, auch Beruf". Workshops zur Präsentation
wissenschaftlicher Daten, der Betreuung von Mitarbeitern und
Wissenschaftsethik sowie ein durch das Kolleg finanziertes "Trainee"-Programm
in einer deutschen Pharmafirma oder an einer europäischen
bzw. nordamerikanischen Universität werden alle Doktoranden
auf den Beruf des Forschers besonders gut vorbereiten.
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- Säule des Immunsystems
- Lymphozyten - weiße Blutzellen - sind
eine tragende Säule unseres Immunsystems. Sie erkennen körperfremde
Molekülstrukturen und können dadurch Infektionserreger
abwehren. Bei einer Fehlfunktion der Lymphozyten treten Autoimmunkrankheiten,
chronische Entzündungsprozesse sowie Leukämien und
andere Krebsarten auf. Das Graduiertenkolleg "Lymphozyten:
Differenzierung, Aktivierung und Deviation" vermittelt seinen
Doktoranden breites Wissen auf dem Gebiet der Lymphozytenbiologie
und führt sie in die aktuellen Probleme und Methoden der
immunologischen Forschung ein. Für Kollegiaten, die nur
geringe Kenntnisse in Immunologie besitzen, werden einführende
Vorlesungen und Seminare angeboten. Die Ergebnisse der Projekte
des Kollegs werden dazu beitragen, durch Lymphozyten verursachte
Krankheiten besser zu verstehen und Therapiemöglichkeiten
zu finden.
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- Insgesamt beteiligen sich sechs Institute
und selbständige Abteilungen der Medizinischen und Naturwissenschaftlichen
Fakultät der FAU am Kolleg: Klinische Immunologie und Rheumatologie
an der Medizinischen Klinik III (Direktor: Prof. Dr. med. Dr.
h.c. Joachim R. Kalden), Molekulare Immunologie an der Medizinischen
Klinik III (Leiter: Prof. Dr. rer. nat. Hans-Martin Jäck),
Klinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene (Prof. Dr. med.
Martin Röllinghoff), Experimentelle Medizin I (Prof. Dr.
rer. nat. Klaus von der Mark), Pharmakologie (Prof. Dr. med.
Dr. h.c. Kay Brune) und Dermatologische Klinik (Prof. Dr. med.
Gerold Schuler) sowie der Lehrstuhl für Genetik (Leiter:
Prof. Dr. rer. nat. Georg Fey) an der Naturwissenschaftliche
Fakultät II. Prof. Jäck ist Sprecher des Kollegs. Das
Kolleg richtet sich an alle Naturwissenschaftler mit einem abgeschlossenen
Hochschulstudium und Medizinstudenten nach dem Physikum.
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- Durch die institutsübergreifende Zusammenarbeit
konnten die Forschungsthemen im Kolleg so gewählt werden,
daß Graduierte im Kolleg ein möglichst umfassendes
Bild der derzeitigen Lymphozytenforschung gewinnen. So werden
beispielsweise im Teilbereich "Differenzierung" zelluläre
und molekulare Mechanismen der Entwicklung reifer Lymphozyten
aus unreifen Vorläuferzellen untersucht. Der Bereich "Aktivierung"
erforscht die molekularen Schritte, die an der Entstehung aktivierter
Lymphozyten aus reifen naiven Lymphozyten nach deren Aktivierung
durch Pathogene beteiligt sind. Die Untersuchung krankhafter
Entgleisungen bei der Entwicklung und Aktivierung von Lymphozyten
ist schließlich Gegenstand des Bereichs "Deviation".
Die Forschungsthemen dieses Bereiches befassen sich mit der akuten
lymphoblastischen Leukämie von Kleinkindern, malignen Plasmazelltumoren,
dem Systemischen Lupus erythematodes und der Rheumatoiden Arthritis.
Die Abstoßung von transplantierten Organen und der Mechanismus,
mit dem sich das HIV bei Patienten mit noch gesundem Immunsystem
der Entdeckung entzieht, werden ebenfalls erforscht.
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- Neue Inhalte: Einführung in den Alltag
des Forschers
- Die Initiatoren des Kollegs wollen jedoch
mehr erreichen, als nur Wissenschaftler auf dem Gebiet der Lymphozytenbiologie
auszubilden. Zum einen soll die Promotionsdauer gesenkt und gleichzeitig
eine hohe Qualität der Ergebnisse erreicht werden. Zu diesem
Zweck werden die Kollegiaten intensiv durch mehrere Hochschullehrer
betreut, und ein "eingebauter Erfahrungsaustausch"
zwischen den Gruppen des Kollegs und mit Forschern von außerhalb
soll mögliche Fehlentwicklungen rechtzeitig aufzeigen und
gegebenenfalls korrigieren. Zum anderen will man die Berufschancen
der Kollegiaten verbessern, indem neue Themen wie Kommunikation,
Präsentation von Ergebnissen, Mitarbeiterführung, Antragswesen
und Wissenschaftsethik unterrichtet werden. Die dreimonatige
"Trainee"-Phase in einer deutschen Pharmafirma oder
an einer nordamerikanischen Forschungseinrichtung, die alle Kollegiaten
absolvieren können (und für die das Kolleg Reise- und
Unterbringungskosten trägt), bietet die Chance, die Aufgaben
eines Berufsforschers kennenzulernen und gleichzeitig Kontakte
für das spätere Leben zu knüpfen.
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- Eine Reihe verschiedener Veranstaltungen
werden die Ausbildungsinhalte vermitteln. Wöchentlich findet
ein Arbeitsseminar statt, das die Kollegiaten selbst organisieren.
Hier stellen die Doktoranden den Fortschritt ihrer Arbeit dar,
fassen ein aktuelles Thema der Lymphozytenbiologie zusammen oder
moderieren den Vortrag zweier Gastredner.
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- Ein- bis zweitägige Workshops bieten
genug Zeit, um "Sonderthemen" wie Kommunikationstraining,
Wissenschaftsethik und Bewerbungstraining, aber auch Fachthemen
- z.B. "Immunologische Methoden" und "Konzepte
der Immunologie"- ausführlich zu behandeln. Es ist
vorgesehen, für die jeweiligen Gebiete kompetente Referenten
von anderen Universitäten, der Industrie und professionellen
Trainingsinstituten einzuladen. Einmal
pro Jahr findet ein Berichtssymposium statt, organisiert in Form
eines kleinen Kongresses außerhalb Erlangens. Dort präsentieren
die Doktoranden ihre Resultate und müssen sich wiederum
den Fragen auswärtiger Gäste stellen.
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- Die Kollegiaten werden aufgefordert, kurze
Projekte aus ihrer Doktorarbeit als F2-Praktika an Studenten
zu vergeben und zu betreuen. Auf diese Weise erwerben sie Erfahrung
in der Führung und Motivation von Mitarbeitern. Schließlich
soll jeder Kollegiat sich in der Öffentlichkeitsarbeit durch
einen Vortrag vor einem Laienpublikum, z.B. an einer Schule oder
Volkshochschule, zu einem immunologischen Thema wie Schutzimpfung,
HIV oder Rheuma beteiligen.
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- Die beteiligten Einrichtungen und Forschungsgruppen
bieten mit den vorhandenen Laborräumen und Geräten
ausgezeichnete Arbeitsbedingungen, unter anderem durch die Einbindung
in viele Drittmittelprojekte. Zentrale des Graduiertenkollegs
mit dem Sekretariat wird das neue Nikolaus-Fiebiger-Zentrum für
Molekulare Medizin sein. Es bietet exzellente Voraussetzungen
in allen Bereichen der Proteinbiochemie, der Zellbiologie und
Molekularbiologie und verfügt über hervorragend ausgestattete
Seminarräume, wo unter anderem die Arbeitsseminare und Workshops
stattfinden.
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- · Kontakt:
Prof. Dr. Hans-Martin Jäck, Sprecher des Graduiertenkollegs
"Lymphozyten"
Abteilung für Molekulare Immunologie, Nikolaus-Fiebiger-Zentrum
Glückstraße 6, 91054 Erlangen
Tel.: 09131/85 -35913, Fax: 09131/85 -39343
E-mail: HJAECK@expmed.uni-erlangen.de
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- Mediendienst FORSCHUNG Nr. 570 vom 7.2.2000
Sachgebiet Öffentlichkeitsarbeit (Pressestelle)
pressestelle@zuv.uni-erlangen.de
Stand 8.2.2000