Amerikanischer Starökonom Prof. Paul Krugman erhält hochdotierten Recktenwald-Preis


Am Donnerstag, 6. Juli 2000, verleiht die Horst Claus Rechtenwald-Stiftung an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg um 18.30 Uhr im großen Saal der Kaiserburg Nürnberg den hochdotierten Horst Claus Recktenwald-Preis für Nationalökonomie 2000 an den amerikanischen Star-Ökonomen Paul Krugman für dessen herausragende Beiträge zur Neuen Außenhandelstheorie. Zur Preisverleihung haben sich bereits zahlreiche hochrangige Gäste aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft angekündigt.
 
Das international besetzte Gutachtergremium vergibt den mit 50.000 Mark dotierten Preis an den an der Princeton University lehrenden Ökonomen Paul Krugman wegen seiner entscheidenden Beiträge zur Mikro- und Makroökonomik internationaler Beziehungen. Im Mikroökonomischen Bereich zählt Krugman zum Mitbegründer der so genannten "New Trade Theory", die Erkenntnisse der Industrieökonomik auf Fragestellungen des Internationalen Handels anwendet. Dabei wird beispielsweise erklärt, wie die selben Güter von einem Land gleichzeitig exportiert und importiert werden können, welche Auswirkungen Marktmacht und unvollständiger Wettbewerb auf den internationalen Handel haben und warum Länder mit gleicher Ressourcenausstattung und Industriestruktur miteinander Handel betreiben. Ebenso herausragend sind seine Arbeiten auf dem Gebiet der Makroökonomik, wo Krugman wesentliche Beiträge zur Theorie von Währungskrisen und Wechselkurssschwankungen leistete. Beispielsweise analysierte er, wie eine historisch stabile Währung plötzlich starke Schwankungen erfährt und somit eine Zahlungsbilanzkrise verursacht.
 
Der Preisträger
Paul Krugman wurde 1953 in Long Island, New York, geboren. An der Yale University erhielt er 1974 seinen B.A. und bereits im Alter von 24 schloß er seine Promotion am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) ab. Bereits im selben Jahr erhielt er seine erste Professur an der Yale University. Zwischen 1980 und 2000 war Krugman zunächst Associate Professor, schließlich Ford International Professor of Economics am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston. In den Jahren zwischen 1994 und 1996 lehrte Krugman an der Stanford University. Seit kurzem ist er an der Princeton University tätig. Daneben hält er sich immer wieder zu Forschungszwecken am National Bureau of Economic Research (NBER) auf.
 
In den Jahren 1982 und 1983 war er Mitglied des U.S. Council of Economic Advisors (entsprechend dem deutschen Sachverständigenrat) unter Präsident Ronald Reagan. Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit schreibt er als Kolumnist für zahlreiche Zeitungen, u.a. New York Times, Slate und Fortune. Dabei ist Krugman bekannt für seine Fähigkeit, komplexe ökonomische Sachverhalte mit seinem einfachen und klaren Stil einer breiten Öffentlichkeit verständlich zu machen, wobei er auch immer das Gespräch zu Nicht-Ökonomen sucht.
 
Seine Arbeit wurde u.a. 1991 durch die Verleihung der John Bates Clark-Medaille für den besten Nachwuchswissenschaftler unter 40 Jahren gewürdigt. Im Jahr 1998 erhielt Krugman die Ehrendoktorwürde der Freien Universität Berlin. In jüngster Zeit wurden drei seiner Bücher ins Deutsche übersetzt: "Der Mythos vom globalen Wirtschaftskrieg" (1999), "Die Grosse Rezession" (1999) und "Schmalspur-Ökonomie" (2000), alle erschienen beim Campus Verlag, Frankfurt/New York.
 
Der Preis
Am 17. Dezember 1993 rief Hertha Recktenwald eine Stiftung an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg ins Leben. Sie soll die Forschung auf dem Gebiet der Nationalökonomie durch einen Preis fördern, der alle zwei Jahre an einen herausragenden Wissenschaftler vergeben wird. Mit der Zuwendung des Stiftungsvermögens folgte sie einem Anliegen ihres Mannes, Professor Dr. Horst Claus Recktenwald, dem international angesehenen Nationalökonomen und engagierten
Hochschullehrer, der am 28. April 1990 im Alter von 70 Jahren verstarb. Der Preis ist mit 50.000 Mark dotiert und reiht sich damit in die internationale Spitze der Ehrungen für Forscher der Nationalökonomie ein. Er wurde 1995 erstmals an den französischen Ökonomen Edmond C. Malinvaud verliehen, im Jahr 1997 ging er an den amerikanischen Wissenschaftler Joseph E. Stiglitz.
 
Über die Vergabe des Preises entscheidet ein Gremium von Vertretern der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg unter Vorsitz des Rektors der Universität. Die Vorauswahl übernimmt ein Gutachterausschuß, dem neben den Schülern Recktenwalds Prof. Dr. Karl-Dieter Grüske (Universität Erlangen-Nürnberg) und Prof. Dr. Horst Hanusch (Universität Augsburg) auch Prof. Dr. Mark Perlman (Univerversity of Pittsburgh, Gründer und Herausgeber des Journal of Economic Literature) angehören. Die Nominierung erfolgt auf der Grundlage von Vorschlägen ausgewählter weltweit renommierter Wissenschaftler.
 
Der Preis soll einen Wissenschaftler für seine herausragenden und richtungsweisenden Leistungen auf dem Gebiet der Nationalökonomie auszeichnen. Preiswürdig sind sowohl einzelne Beiträge von besonders großer Ausstrahlung als auch die Gesamtheit der wissenschaftlichen Arbeiten des ausgewählten Forschers. Das akademische Werk des Preisträgers sollte in der Tradition Recktenwalds nicht nur theoretische Beiträge zur Fortentwicklung der Nationalökonomie umfassen, sondern auch zur Lösung gesamtwirtschaftlicher und gesellschaftlicher Probleme beitragen. Die dogmenhistorischen Grundlagen des Faches sind dabei ebenso eingeschlossen wie die moderne Analyse von Markt und Staat mit ihrem Einfluß auf die Wohlfahrt einer Gesellschaft.
 
Der Vortrag
Am 7. Juli 2000 um 12 Uhr wird Professor Krugman im Rahmen des Tages der offenen Tür der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät einen öffentlichen Festvortrag zum Thema "A New Economy for Europe" halten. Die Veranstaltung findet im Hörsaal 4 der Fakultät in der Langen Gasse 20 statt. Im Anschluß besteht die Möglichkeit zur Diskussion.
 
· Weitere Informationen:
Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Finanzwissenschaft
Prof. Dr. Karl-Dieter Grüske
Lange Gasse 20, 90403 Nürnberg
Tel. 0911/5302 -200, Fax: 0911/5302 -396

Mediendienst FAU-AKTUELL Nr. 2120 vom 20. Juni 2000


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Stand: 21.06.2000