Medizinische Fakultät
Prof. Dr. Wolf D. Keidel zum 85. Geburtstag

Prof. Dr. Wolf D. Keidel, von 1961 bis 1986 Inhaber des Lehrstuhls für Physiologie und Direktor des bis 1965 einzigen Physiologischen Instituts, danach des Instituts für Physiologie und Biokybernetik der Universität Erlangen-Nürnberg, vollendet am Samstag, 14. Dezember 2002, sein 85. Lebensjahr.

Wolf Keidel studierte von 1938 bis 1942 Medizin an den Universitäten Würzburg, Wien und München. Nach Kriegsende war er bis 1947 Assistent am Physikalisch-Medizinischen Laboratorium der Universität Erlangen, danach wechselte er an das Physiologische Institut. 1949 wurde er habilitiert, 1956 außerplanmäßiger Professor und nach einer Übergangszeit als kommissarischer Leiter 1961 zum Direktor des Instituts ernannt.

Schon zu Beginn seine Laufbahn hatte Wolf Keidel in der Physiologie und ihren Nachbargebieten, vor allem der Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, der biophysikalischen Technik und der späteren Biokybernetik durch damals völlig neuartige wissenschaftliche Arbeitsmethoden Aufsehen erregt. Früheste Publikationen aus den 40er Jahren beschäftigten sich mit dem Ultraschall in der Klinischen Diagnostik und dem Bau von Extremitäten- und Sehprothesen, denen sich Apparate zur rechnergestützten Übertragung von Sprache über Hautsensoren anschlossen. Hörprothesen folgten in den 70er und 80er Jahren. Manche dieser Pionierarbeiten wurden erst Jahrzehnte später in der Luft- und Raumfahrtmedizin, in der medizinischen Spektrophotometrie und in der Ultraschallanwendung aufgegriffen und ausgebaut. Als seine bedeutendste Leistung gilt die “Objektive Audiometrie”, eine Nachweismethode für normales oder vermindertes Hörvermögen, die vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern von Bedeutung ist.

Prof. Keidel setzte sich frühzeitig für die Nutzung von Laborcomputern ein und war Gründungspräsident der Deutschen Gesellschaft für Kybernetik. Zu den zahlreichen Ehrungen, mit denen er bedacht wurde, zählen das “Silver Certificate as Fellow of the Acoustic Society of America” und das “Ehrenschild der Tokyo Medical and Dental University”. Er wurde als Mitglied in die Academia Leopoldina und die Finnische Akademie der Wissenschaften aufgenommen und mit der Ehrendoktorwürde der Universidad de Concepcion in Chile ausgezeichnet. Sein “Kurzgefasstes Lehrbuch der Physiologie” wurde unter anderem ins Japanische und Spanische übertragen und ist vielen Generationen von Studierenden bekannt.

Mediendienst FAU-Aktuell Nr. 3026 vom 9.12.2002


Sachgebiet Öffentlichkeitsarbeit (Pressestelle) pressestelle@zuv.uni-erlangen.de