Dies academicus am 4. November 2002

Ansprache von Rektor Prof. Dr. Karl-Dieter Grüske

Herr Staatsminister,
hohe Festversammlung,

Zu Beginn darf ich an eine Tradition anknüpfen, die den dies academicus immer begleitet hat.

Es gilt auch am 259. Gründungstag unserer Universität zunächst all derer zu gedenken, die der Tod im akademischen Jahr 2001/2002 von uns genommen hat.

Sie waren durch gemeinsame Ziele und gemeinsame Arbeit als Lehrende und Studierende, als unentbehrliche Mitarbeiter in der Verwaltung, im technischen Bereich oder im Pflegedienst dieser Universität verpflichtet. Die Liste ihrer Namen dokumentiert nachdrücklich die ganze Vielfalt unserer alma mater.

(Ich darf Sie bitten, sich von den Plätzen zu erheben)

Wir gedenken in Trauer und Dankbarkeit:

Dr. Carl-Gerold Arnold, Professor für Pharmazeutische Biologie i.R. der Naturwissenschaftlichen Fakultät II
Dr. phil. nat. Dr. h.c. mult. Heinz Bauer, em. o. Professor der Mathematik der Naturwissenschaftlichen Fakultät I, Träger des Bayerischen Maximiliansordens für Wissenschaft und Kunst, Träger des Bayerischen Verdienstordens
Dr. phil. Hans-Karl Beckmann, em. o. Professor der Pädagogik der Philosophischen Fakultät I
Dr. jur. Wolfgang Blomeyer, o. Professor für Bürgerliches Recht, Handels- und Arbeitsrecht, internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung, der Juristischen Fakultät, Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande
Dr. rer. nat. Judita Cofman, Universitätsprofessorin i.R. der Didaktik der Mathematik der Naturwissenschaftlichen Fakultät I
Dr. rer. nat. Rudolf Fleischmann, em. o. Professor der Experimentalphysik der Naturwissenschaftlichen Fakultät I
Dr. Dieter Hofmann, Akademischer Oberrat am Institut für Werkstoffwissenschaften de Technischen Fakultät
Dr. Helmut Kober, Wissenschaftlicher Assistent in der Neurochirurgie der Medizinischen Fakultät
Benjamin Kolb, Student der Informatik
Miriam Letz, wissenschaftliche Angestellte für den SFB 423
Weihua Qu, DAAD-Stipendiatin am Institut für Außereuropäische Sprachen und Kulturen der Philosophischen Fakultät II
Guntram Sannert, wissenschaftlicher Angestellter am Institut für Wirtschaftsrecht der WiSo-Fakultät
Prof. Dr. Horst Schreiner, Lehrbeauftragter am Lehrstuhl Werkstoffkunde und Technologie der Metalle der Technischen Fakultät
Dr. rer. nat. Werner Schwan, em. o. Professor der Geologie der Naturwissenschaftlichen Fakultät III
Cornelia Söllner, Krankenschwester in der Frauenklinik der Medizinischen Fakultät
Sigrun Vornehm, Ärztliche Schreibkraft in der Nuklearmedizin der Medizinischen Fakultät
Dr. med. Heinz Wagner, außerplanmäßiger Professor für Orthopädie, Chefarzt und Ärztlicher Direktor der Orthopädischen Klinik Wichernhaus in Altdorf, Ärztlicher Direktor im Krankenhaus Rummelsberg, Träger des Bayerischen Verdienstordens und des Verdienstordens der Bundesrepublik

Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg wird ihnen allen ein ehrendes Gedenken bewahren.
 

(PPT-Animation der Dies-Rede) (1,29 MB)


Meine Damen und Herren,
als Rektor, der zum ersten Mal einen solchen DIES zu gestalten hat, steht man in ganz besonderer Weise in dem Zwiespalt, entweder einen generellen Überblick über das Geschehen an der Universität zu geben und sich damit zu sehr in der Breite zu verlieren oder sich aus Zeitgründen auf Weniges zu konzentrieren und dabei Vieles, was für die jeweils Betroffenen sehr wichtig ist, zu vernachlässigen.

Gestatten Sie, dass ich versuche, diesem Konflikt durch eine Art Mittelweg zu entgehen, d.h. ich werde versuchen, Ihnen über die Konzentration auf Wesentliches einen Überblick über die wichtigsten Geschehnisse an der Friedrich-Alexander-Universität zu geben.Diese Geschehnisse unterliegen einer Zeitachse und bestimmten Rahmenbedingungen, an denen ich mich orientieren kann:

Was ist im letzten Jahr passiert?
Wo stehen wir im Moment?
Was sind die Perspektiven?

Ich darf mit dem Jahresrückblick beginnen.

Einschneidend nicht nur für mich persönlich war sicherlich der Wechsel an der Spitze genau zur Halbzeit, nämlich am 1. April, als das Amt des Rektors von meinem Vorgänger Herrn Jasper an mich überging. Dazu gibt es jetzt auch eine Publikation, in der Sie die Reden zur Amtsübergabe noch einmal nachlesen können. In meiner Antrittsrede habe ich auch ein 10-Punkte-Programm vorgestellt, das auf den erfolgreichen Fundamenten aufbauen konnte, die mein Vorgänger gelegt hat und die er in seiner programmatischen DIES-Rede vor zwei Jahren auch öffentlich zum Ausdruck brachte.

Als Leitmotiv nannte ich die beiden Ziele der Integration nach innen und Profilierung nach außen.

Die beiden Aspekte beziehen sich auf das Innen- und Außenverhältnis der Friedrich-Alexander-Universität und wurden in jeweils fünf übergeordneten Punkten operationalisiert.

Die erforderlichen Maßnahmen können natürlich nicht alle gleichzeitig verwirklicht werden, d.h. es sind Prioritäten zu setzen. Was also haben wir im letzten Jahr, bzw. vor allem im letzten Halbjahr konkret in Angriff genommen? Ich darf mit dem Innenverhältnis beginnen und dabei nur einige wesentliche Maßnahmen erwähnen:

Ein erster Punkt betrifft neue Leitungsstrukturen mit dem Ziel der Stärkung der Fakultäten und der Verschlankung der Entscheidungsprozesse: Zu diesem Zweck hatte ich eine Grundordnungskommission eingesetzt, die Vorschläge für eine erweiterte Hochschulleitung und eine neue Gestaltung der ständigen Kommissionen erarbeitete. Die Vorschläge wurden mit den Dekanen und dem Senat eingehend diskutiert und liegen jetzt nach Abstimmung mit dem Ministerium beschlussfähig vor. Das Ministerium ist hier einzubeziehen, da wir hier die Experimentierklausel des bayerischen Hochschulgesetzes nutzen wollen. Danach sollen die Dekane in eine erweiterte Hochschulleitung eingebunden werden, Senatsbeschlüsse vorbereiten und beratend bei Entscheidungen auf Universitätsebene mitwirken.

Die Straffung der Entscheidungsprozesse erfordert die Auflösung und Zusammenlegung von ständigen Kommissionen.
Hier muss der erweiterte Senat einer Änderung der Grundordnung zustimmen. So sollen etwa die Aufgaben der Hochschulplanungs- und Haushaltskommissionen auf die erweiterte Hochschulleitung übertragen werden.
Andere Kommissionen legen wir zusammen. Der Senat bleibt in seinen Kompetenzen unangetastet.

Im übrigen ist eine Findungskommission zur Wahl des Rektors vorgesehen, an der auch der Vorsitzende des Hochschulrats mitwirken soll.

In einer zweiter Linie geht es um ein faires belastungs- und leistungsbezogenes Mittelverteilungsmodell:
In diesem Kontext diskutiert seit einiger Zeit eine Arbeitsgruppe die strittigen Punkte. Ein Vorschlag zur weiteren Entwicklung des Modells wird demnächst als Diskussionsgrundlage vorgestellt. Im Detail gibt es in dieser Hinsicht noch viel zu tun.

Im Innenverhältnis spielt außerdem die Modernisierung der Verwaltung eine wichtige Rolle: Die Hochschulleitung hat dazu vor einigen Wochen eine Einführungsstudie mit workshops am Beispiel der weltweit eingesetzten SAP-Software in Auftrag gegeben. Wir wollen damit nicht nur die Umsatzsteuerpflicht für die Auftragsforschung bewältigen, die vom Europäischen Gerichtshof kürzlich festgelegt wurde, sondern auch die Kosten- und Leistungsrechnung einführen, die die Staatsregierung fordert.

Auch im Namen des Kanzlers danke ich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unserer Universität sehr herzlich, die sich für diese wichtige und anspruchsvolle Aufgabe engagieren und die sich darüber hinaus an allen Verfahren zur Verbesserung der Qualität der Dienstleistungen der Verwaltung beteiligen. In diesem Zusammenhang hat der Hinweis in meiner Antrittsrede auf die erfolgreiche Einführung des Globalhaushalts an den hessischen Universitäten zu einem lebhaften Echo geführt. Unter anderem erarbeiten die Kanzler der bayerischen Universitäten derzeit Rahmenbedingungen, ohne deren verbindliche Festlegung eine Einführung nicht zu akzeptieren wäre.
Denn eines muss klar sein, ein Globalhaushalt darf keinesfalls zu einem Sparhaushalt für das Finanzministerium werden. Ausdrücklich anzuerkennen ist in diesem Zusammenhang, dass unser Ministerium hinsichtlich der Flexibilisierung unserer Haushalte schon viel erreicht hat.

Was die Studentenorientierung als ein weiteres Element im Innenverhältnis angeht, so haben unsere Arbeitsgruppen, die ja bereits unter meinem Vorgänger eingesetzt wurden, ein Reihe konkreter Verbesserungsvorschläge erarbeitet, die z.T. bereits in verbesserte Verwaltungsprozesse umgesetzt werden.

Im übrigen werden wir auch die Ergebnisse der umfassenden Mitarbeiterbefragung nutzen, um daraus Konsequenzen für Verwaltungsprozesse, für Qualifizierungsmaßnahmen und weitere Handlungsfelder zu ziehen , etwa im Bereich Information und Kommunikation z.B. über den Aufbau eines Intranets.


Im Außenverhältnis geht es zunächst um die Profilierung der Friedrich-Alexander-Universität über interdisziplinäre Forschungsschwerpunkte. Dazu hat eine Projektgruppe in zahlreichen intensiven Sitzungen aus den Strukturplänen der Fakultäten universitätsweit bedeutsame übergeordnete Schwerpunkte definiert, die in diesen Tagen den Fakultäten zur Stellungnahme zugehen.

Lassen Sie mich unabhängig davon auf einige spezifische Erfolge unserer Forschungsanstrengungen hinweisen.
Wir haben derzeit 10 Sonderforschungsbereiche und befinden uns damit weiter in der deutschen Spitzengruppe.
Allein in den letzten Wochen habe ich der außerordentlich positiv verlaufenen Begutachtung für zwei Fortsetzungsanträge und einem Neuantrag beiwohnen dürfen, alle im Umfeld der Medizin, die zusammen mit unserer starken Technischen Fakultät und den Naturwissenschaften die Sonderforschungsbereiche tragen und damit einen zentralen Schwerpunkt unserer Forschungsaktivitäten bilden.

Den engagierten Sprechern der SFBs und der 8 Graduiertenkollegs mit ihren Teams möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich für ihren unermüdlichen und erfolgreichen Einsatz danken. Besonders hervorzuheben ist ferner die vorgesehene Beendigung der Max-Planck freien Zone Nordbayern, die wir durch die angestrebte Etablierung der Max-Planck-Arbeitsgruppe für Optik, Photonik und Information erreichen wollen. Hier sind zwar noch einige Fragen zur Finanzierung, zur Unterbringung der Arbeitsgruppe und zu Berufungen offen, aber wir sind auf gutem Wege.

Noch nicht so weit voran gekommen sind wir bei zwei ebenfalls bedeutenden Projekten. Das erste betrifft die geplante Synchrotronstrahlungsquelle, für die derzeit ein Antrag zur Begutachtung beim Wissenschaftsrat vorliegt. Leider fehlen bisher noch die Mittel für eine kostspielige Designstudie. Für das zweite Projekt, die Protonentherapieanlage, steht die Entscheidung für einen Standort ebenfalls noch aus.

Ohne weiter in die Tiefe zu gehen, was in einzelnen Forschungsgebieten durchaus lohnend wäre, möchte ich wenigstens stichwortartig noch auf ein oder zwei Highlights hinweisen: So ist die Universität an 5 neuen bayerischen Forschungsverbünden beteiligt und damit insgesamt an 12 dieser Verbünde. Im Vergleich mit den anderen bayerischen Universitäten - die anwesenden Vertreter mögen es mir verzeihen - behaupten und stärken wir auf diesem Feld damit unsere Führungsrolle in Bayern.

Außerdem etablieren sich unsere Forschungsaktivitäten immer stärker über den gesamten mittelfränkischen Raum.
Als Beispiele sind das Zentralinstitut für Neue Materialien und Prozesstechnik in Fürth unter der Federführung von Herrn Kollegen Singer zu nennen oder die Einweihung der neuen Räume des Lehrstuhls für Fertigungsautomatisierung und Produktionssystematik von Herrn Kollegen Feldmann sowie die Arbeitsgruppe Logistik von Herrn Kollegen Klaus von der WiSo in der Nürnberger Forschungsfabrik im Nordostpark - jeweils auch in enger Verbindung zu dem äußerst erfolgreichen deutschlandweit größten Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen, mit dem wir intensive Beziehungen pflegen.

Natürlich sind Forschung und Lehre ohne Internationalisierung nicht denkbar. Wie wohl die meisten Universitäten fühlen wir uns diesem Ziel besonders verpflichtet und sind auch in diesem Jahr hier weiter vorangekommen. Nicht nur, dass wir mit fast 80 Humboldt-Stipendiaten in der deutschen Spitzengruppe liegen, wir haben auch im Anteil ausländischer Studierender weiter zugelegt und liegen mit fast 12%, entsprechend 2.600 Studierenden, deutlich über dem Durchschnitt. Bei den Studienanfängern verzeichnen wir sogar über 16% Ausländeranteil, wobei wir durchaus hohe Qualitätsansprüche an die Bewerber stellen.

Als ein weiteres Beispiel unserer zahlreichen Aktivitäten auf diesem Gebiet mag das Rahmenabkommen mit der berühmten Tongji-Universität in Shanghai dienen, das ich vor kurzem unterzeichnet habe. In dessen konkreter Ausfüllung wird demnächst der erste deutsch-chinesische MBA-Studiengang in China durchgeführt, übrigens mit bemerkenswert unbürokratischer Unterstützung durch unser Wissenschaftsministerium.

Wie manch andere Universität auch, unternehmen wir zunehmend Anstrengungen, unsere Leistungen der Öffentlichkeit zu vermitteln, nicht nur um zu zeigen, dass an der Friedrich-Alexander-Universität Spitzenforschung und qualitativ hochrangige Lehre betrieben wird, sondern auch deshalb, weil ich fest davon überzeugt bin, dass wir in der Bevölkerung ein klares und breites Bewusstsein dafür schaffen müssen, dass unser aller Zukunft von diesen Spitzenleistungen abhängt. Nur wenn uns dies gelingt, können wir in dem Verteilungskampf um knappe öffentliche und private Mittel bestehen. So konnten wir im Rahmen eines Pilotprojektes für Marketing an unserer Universität in Zusammenarbeit mit dem Centrum für Hochschulentwicklung die Auftaktveranstaltung zu einem deutschlandweit neu gegründeten Marketingclub für Hochschulen hierher nach Erlangen holen.

Die Anstrengungen im Bereich der Forschung und Öffentlichkeitsarbeit wirken sich auch in erfreulichen Drittmittel-Erfolgen aus. Insgesamt konnten wir im letzten Jahr immerhin rund 155 Mio DM einwerben, darunter allein aus fundraising etwa 43 Mio DM. Außerdem haben wir derzeit 4 Stiftungslehrstühle bzw. -Professuren und 3, die unmittelbar vor Vertragsabschluss stehen. Sie repräsentieren einen zusätzlichen jährlichen Wert von etwa 1,3 Mio €.

Der Bericht über das akademische Jahr wäre nicht vollständig, wenn ich nicht noch kurz zu der Entwicklung im baulichen Bereich kommen würde. Hier ging und geht es deutlich voran.

So konnten wir im März den ersten Bauabschnitt des Nichtoperativen Zentrums einweihen, der im Zuge der dringend notwendigen baulichen Erneuerung unseres Klinikums einen wichtigen Markstein setzte. Im medizinischen Bereich geht auch der Neubau des Franz-Penzoldt-Zentrums für medizinisch-experimentelle Forschung planmäßig voran.
Die weiteren Planungen, vor allem im Klinikbereich, werden entsprechend den Beschlüssen der Bayerischen Staatsregierung zügig vorangetrieben und auch umgesetzt. In der Naturwissenschaftlichen Fakultät II können wir demnächst den Neubau des Molekularbiologisch-Genetischen Forschungszentrums einweihen. - und die Kristallographie konnte gerade ihr Richtfest feiern. Der zweite Bauabschnitt der WiSo kommt gut voran und wird dort in absehbarer Zeit die drangvolle Enge beseitigen helfen, die bei erheblicher Überlast derzeit besteht.

Im übrigen feierten wir gerade vor zwei Wochen das Richtfest unseres neuen Wassersportzentrums am Brombachsee in Pleinfeld. Dieses Zentrum beschert uns nicht nur einen weiteren Standort in der Region, sondern stärkt auch unsere sog. weichen Faktoren, mit denen eine Universität um Studierende werben kann. Der allgemeine Studentensport - auch der benachbarten Hochschulen - profitiert davon ebenso wie die erweiterten Möglichkeiten unseres neu eingerichteten Instituts für Sportwissenschaft und Sport.

Was den Sport angeht, so darf ich hier stellvertretend unsere Fußballmannschaft hervorheben. Ich gratuliere nochmals sehr herzlich zum Gewinn der studentischen Europameisterschaften - ich denke, nur wenige Universitäten können von sich behaupten, dass sie Europameister in ihren Reihen haben.

Damit bin ich bei unseren Studierenden angelangt. Wie in ganz Bayern haben die Gesamtzahlen deutlich zugenommen, bei uns etwa um 1.400, d.h. wir sind jetzt bei rund 22.000 Studierenden angelangt und haben damit den Rang der zweitgrößten Universität in Bayern behaupten können. Ohne hier auf Einzelheiten eingehen zu wollen, lassen sich doch einige Grundlinien der Entwicklung herausarbeiten.
1. gewinnen die Naturwissenschaften wieder an Attraktivität, vor allem die Chemie.
2. nehmen unsere philosophischen Fakultäten deutlich zu, insbesondere die Lehramtsstudiengänge
3. wird Jura nach Aufgabe des Numerus Clausus weiter und verstärkt nachgefragt
4. sind die Wirtschaftswissenschaften nach wie vor vollausgebucht
5. sind unsere neuen interdisziplinären und international orientierten Studiengänge extrem attraktiv.

Einige Beispiele mögen dies verdeutlichen. So hat die molekulare Medizin mit einem derzeitigen NC von 1,1 ebenso wie die internationale BWL etwa 350 Bewerber bei jeweils 30 Studienplätzen. Ähnliche Relationen zeigen sich bei den Wirtschaftsjuristen und bei den Wirtschaftsingenieuren, gefolgt von der internationalen VWL und dem neuen Studiengang Molecular Science. Und die technische Fakultät kann sich über den zunehmend nachgefragten neuen Studiengang Mechatronik freuen. Unsere Anstrengungen um neue attraktive Studiengänge machen sich hier in erfreulichem Maße bezahlt.

Dass die Arbeitsmarktsituation nach wie vor ein wichtiges Signal für Studienanfänger ist, zeigt nicht nur die Zunahme der Lehramtsstudierenden, sondern auch die Abnahme der Anfänger in Informatik von über 300 im letzten Jahr auf jetzt noch gut 200. Insgesamt aber treffen die Prognosen wachsender Zahlen an den Universitäten deutlicher zu als erwartet, und weil sich dieser prognostizierte Trend weiter fortsetzen wird, werden wir in eine vergleichbare Überlast hineinwachsen wie schon Anfang der 90er Jahre. Wir werden sehen, wie die Politik darauf reagiert.

Die derzeitige Situation lässt jedenfalls nichts Gutes hoffen. Ein Kassensturz zu Beginn meiner Amtszeit zeigte, dass wir im Vergleich zum Jahr 2000 bereits rund 700.000 € weniger an verfügbaren Mitteln haben, bei einem zu verteilenden Volumen von 9,3 Mio. € durchaus sehr spürbar. Und im kommenden Jahr steht nach dem Kabinettsbeschluss für den nächsten Doppelhaushalt eine weitere Kürzung um 2,5% ins Haus Insgesamt kommen wir damit zu einer Kürzung von 10% -wobei man durchaus anerkennen muss, dass unser zuständiges Ministerium äußerst hart verhandelt hat - es hätte auch noch schlimmer kommen können.

Die Situation wird allerdings dadurch entscheidend verschärft, dass wir seit Jahren erhebliche Probleme in der laufenden Bewirtschaftung und im Bauunterhalt vor uns herschieben, vor allem bei der Gebäudesanierung.
Wir schließen gerade eine umfassende Rechnung ab und kommen hier nach den Versäumnissen der vergangenen Jahrzehnte zu der fast unglaublichen Summe von etwa 800 Mio € angestauten Sanierungsbedarf. Eine solche Summe müsste der Staat investieren, um uns nach den in der Wirtschaft üblichen Regeln des Umgangs mit Gebäuden auf dem erreichten Niveau zu halten. Ein weiteres Problem, das sich wie überall zeigt, betrifft die Perspektiven für unsere Stellensituation.

Hier stehen wir fünffach unter Druck:
1. gilt es Anforderungen an Stellen durch die Neubauten aus der High-Tech-Offensive zu befriedigen, ohne die die Gebäude gar nicht in Betrieb gehen können.
2. müssen Stellen für neue Lehrstühle aus dem Abrundungskonzept geschaffen werden
3. müssen wir dem Stelleneinzugsprogramm des Staates für die nächsten fünf Jahre genügen
4. müssen wir eine Universitätsreserve mit einem Stellenpool schaffen, um flexibel auf jeweils neue Anforderungen reagieren zu können
5. schließlich sollen Juniorprofessuren eingerichtet werden, die ja ebenfalls in die Stellenstrukturen eingreifen.

Das alles muss wiederum vor dem Hintergrund einer erheblichen Emeritierungswelle gesehen werden, die auf uns zukommt. Dies bietet einerseits große Chancen zur Restrukturierung, birgt andererseits aber das Problem, dass jede Neubesetzung mit zusätzlichen Kosten verbunden ist. Zu berücksichtigen ist dabei, dass diese Kosten in dem verschärften Wettbewerb um die besten Köpfe mit immer größer werdenden Anforderungen an die Ausstattung - vor allem in den technisch-naturwisssenschaftlichen Disziplinen - noch deutlich zunehmen werden.

Wir kommen nicht umhin, uns diesen Herausforderungen zu stellen, auch wenn das im Einzelfall zu heftigen Diskussionen führen wird, zumal Umstrukturierungen ihrer Natur nach nicht nur Gewinner kennen. Ich bin allerdings sicher, dass die Friedrich-Alexander-Universität, so wie ich sie in diesem ersten Halbjahr meiner Amtszeit kennen gelernt habe, fähig ist, diese Herausforderungen zu bewältigen. Ich habe zahlreiche Kollegen getroffen, die konstruktiv und engagiert an der Bewältigung von Problemen mitgearbeitet haben. Wenn wir uns konsequent an der kooperativen Integration nach innen und an der Profilierung über vernetzte Vielfalt nach außen orientieren und dabei das Leitbild unserer Universität als einer anerkannten Spitzenuniversität im Auge behalten, international im Zuschnitt mit klarem Forschungsprofil und verankert in der Region als zentraler Standortfaktor, dann sehe ich recht optimistisch in die Zukunft.

Ich habe mich in meiner Antrittsrede etwas kritisch zu der Doppeldeutigkeit des Wortes Amt geäußert und wurde dann auch prompt von unserem Indogermanisten darauf hingewiesen, dass sich das Wort Amt in seinem ursprünglichen Sinn aus dem Wort Dienen ableitet. In diesem Sinne bin ich in der Tat dankbar dafür und stolz darauf, dieser Universität mit ihren herausragenden Potenzialen dienen zu dürfen.

Lassen Sie mich schließen mit einem ungünstigen und einem außergewöhnlichen Highlight meiner ersten Amtszeit.

Das unerfreulichste Erlebnis, das ich uns allen in Zukunft nicht mehr wünsche, war der Regenguss nach eineinhalb Stunden Schlossgartenfest, das ungewöhnlichste Erlebnis war die Fahrt des Rektors zusammen mit den Prorektoren im Talar in einem Landauer beim historischen Festumzug zur 1000-Jahrfeier der Stadt Erlangen.

Lassen Sie mich aber nun zu einem der Highlights des heutigen Abends kommen, den traditionellen Preisverleihungen und Ehrungen


Auch dieses Jahr wieder hat der Universitätsbund, die Vereinigung der Freunde und Förderer unserer Universität, Habilitationspreise ausgesetzt, die heute zu überreichen sind.

Mein herzlicher Glückwunsch gilt allen Preisträgern und ich verbinde damit den Dank an vielfältige hervorragende Leistungen in der Forschung, die auch im letzten Jahr in allen Fächern und Fakultäten, in Diplom- und Magisterarbeiten, Promotionen und Habilitationen, in Forschungsberichten und wissenschaftlichen Aufsätzen vorgelegt und die mit zahlreichen z.T. hochrenommierten Preisen auswärtiger Stiftungen und Vereinigungen ausgezeichnet wurden.

Gleichsam als Spitze dieser breiten Pyramide, die das wissenschaftliche Renommee der Universität stärken und ihre Leistungen in der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses dokumentieren, möchte ich die heute zu vergebenen Habilitationspreise auffassen.

Als Preisträger wurden von den Gremien ausgewählt die Privatdozentin Rässler und die Privatdozenten Fischer, Gaßmann, Grohmann und Stenger, die ich nun zu mir auf die Bühne bitten darf. Ebenfalls auf die Bühne bitte ich Herrn Oberbürgermeister Dr. Siegfried Balleis, der in seiner Funktion als Vorsitzender des Universitätsbundes die Übergabe der Urkunden an die Preisträger übernehmen wird.

Und während sie hierher unterwegs sind, darf ich mich bei Ihnen, Herr Oberbürgermeister, ausdrücklich bedanken. In ihrer Rede zur Amtsübergabe haben Sie versprochen, sich dafür einzusetzen, dass einer der beiden historischen goldbronzenen Universitätsschlüssel aus dem Stadtmuseum als Dauerleihgabe an die Universität gehen soll, um das Ensemble der Amtskette und der Universitätsszepter zu komplettieren. Und Sie haben Ihr Versprechen gehalten. Letzte Woche konnte ich den Vertrag mit dem Leiter des Stadtmuseums, Herrn Friederich unterschreiben. Ich bin Ihnen beiden sehr dankbar, denn ich weiß natürlich, wie schwer es einem Museum fällt, sich von einem seiner guten Stücke zu trennen. Demnächst findet die offizielle Übergabe statt.

Jetzt aber zu den Preisträgern

Der Thiersch-Preis 2001 der Medizinischen Fakultät geht an Herrn Privatdozenten Dr. med. Steffen Stenger.
Zum Lebenslauf:
Herr Dr. Stenger hat hier an der Universität studiert und 1993 promoviert.
Seit seiner Promotion ist Herr Stenger - unterbrochen durch einen Aufenthalt als Postdoktorand an der University of California, Los Angeles - an unserem Institut für Klinische Mikrobiologie und Immunologie tätig, seit 1997als Projektleiter.
Zur Habilitationsschrift:
In seiner Habilitationsschrift hat Herr Stenger durch grundlegende Erkenntnisse über die Immunabwehr des Menschen bei der Tuberkulose zur Entwicklung neuer Therapiestrategien beigetragen. Die Tuberkulose verursacht weltweit jährlich neun Millionen Erkrankungen, davon knapp 10.000 in Deutschland. Obwohl wirksame Antibiotika zur Heilung der Tuberkulose zur Verfügung stehen, ist die Therapie langwierig, teuer und nicht selten von schweren Nebenwirkungen begleitet.

Herr Stenger beschreibt nun erstmals ein antibakterielles Effektormolekül, das von T-Zellen hergestellt wird: das "Granulysin". Nur T-Zellen, die Granulysin exprimieren, sind in der Lage Mykobakterien zu töten. Da Granulysin nicht nur auf Tuberkel-Bazillen, sondern auch auf andere häufige Krankheitserreger wirkt, könnte diese Substanz die Grundlage für neue Medikamente zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten darstellen.

Aus seinen Arbeiten folgten Publikationen in hochrangigen naturwissenschaftlichen Fachzeitschriften, so z.B. für drei Erstautorenschaften in "Science". Die Qualität der wissenschaftlichen Leistungen von Herrn Stenger wurde auch durch die Verleihung des Robert Koch Postdoktoranden-Preises und des Glaxo Smith Kline Preises für klinische Forschung gewürdigt.


Der Emmy-Noether-Preis 2002 der Naturwissenschaftlichen Fakultäten geht an Herrn Privatdozenten Dr. rer. nat. Andreas Grohmann, Oberassistent am Lehrstuhl für Anorganische Chemie II.
Zum Lebenslauf:
Herr Dr. Grohmann hat Chemie an der Technischen Universität Karlsruhe, an der LaTrobe University in Melbourne und an der TU München studiert, wo er anschließend bei Prof. Schmidbaur promovierte. Nach einem einjährigen Postdoktorandenaufenthalt am MIT wechselte er an das Institut für Anorganische Chemie der FAU.
Zur Habilitationsschrift:
Der für mich völlig unverständliche Titel der Arbeit umreißt ein zentrales Forschungsgebiet der modernen anorganischen Chemie: Die Synthese von Koordinationsverbindungen, die als strukturelle und funktionelle Modellkomplexe für Metallenzyme dienen können. Metallenzyme sind essentiell für den Kreislauf der Elemente und sämtliche Lebensprozesse. Die Funktion dieser Enzyme wird maßgeblich von der ersten und zweiten Koordinationssphäre der beteiligten Metalle beeinflusst. Herr Grohmann hat in seiner Arbeit ein vollkommen neuartiges Ligandensystem für Metalle entwickelt. Es gestattet, grundsätzliche Fragen nach dem Zusammenhang zwischen Struktur und Funktion in biologisch relevanten Metallkomplexen zu untersuchen und langfristig die Funktionsweise hochkomplexer Metallenzyme aufzuklären.


Den Wolfgang Finkelnburg-Preis 2002 der Technischen Fakultät erhält Herr Privatdozent Dr.-Ing. Robert Fischer.
Zum Lebenslauf:
Herr Dr. Fischer hat an der Universität Erlangen-Nürnberg Elektrotechnik studiert und 1996 promoviert. Nach einem Postdoktorandenaufenthalt am IBM Forschungszentrum in Rüschlikon, Schweiz, kehrte er an das Institut für Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik, an den damals neu gegründeten Lehrstuhl für Informationsübertragung, zurück, wo er als wissenschaftlicher Oberassistent tätig ist.
Zur Habilitationsschrift:
In seiner Habilitationsschrift geht es um schnelle digitale Informationsübertragung, bei der in jüngster Zeit Verfahren der Vorcodierung und Signalformung immer stärker an Bedeutung gewinnen. Bei einer Vorcodierung werden Symbolinterferenzen, die bei der Übertragung über verzerrende Medien entstehen, im Gegensatz zu klassischen Entzerrungsverfahren, bereits sendeseitig durch eine nichtlineare Vorverarbeitung des Sendesignals ausgeglichen.
Mit Hilfe der Signalformung können den Signalen darüber hinaus nahezu beliebige gewünschte Eigenschaften aufgeprägt werden. In Kombination mit Methoden der Kanalcodierung können damit höchst effiziente und gleichzeitig flexible Übertragungsverfahren realisiert werden, welche extrem nahe an den informationstheoretischen Existenzschranken arbeiten. Herr Fischer schließt mit seiner umfangreichen Habilitationsschrift eine Lücke in der einschlägigen Fachliteratur, in dem er zu bedeutenden neuen eigenständigen Forschungsergebnissen kommt.
Die inzwischen publizierte Arbeit besitzt alle Eigenschaften, um sie zur Standardreferenz für Vorcodierung und Signalformung bei der digitalen Übertragung werden zu lassen.

Den Habilitationspreis der Universität Erlangen-Nürnberg 2002 der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät erhält Frau Privatdozentin Dr. Susanne Rässler.
Zum Lebenslauf:
Frau Dr. Rässler hat an der WiSo Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Statistik und Wirtschaftsinformatik studiert und 1995 promoviert. Nach einer Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin und einem anschließenden Habilitationsstipendium im Rahmen des FAU-Programms zur Frauenförderung arbeitet Frau Rässler jetzt am Lehrstuhl für Statistik und Ökonometrie als Oberassistentin.

Zur Habilitationsschrift:
Frau Rässler hat in ihrer Habilitationsschrift erstmals die Grenzen und Möglichkeiten der Datenfusion unter Verwendung neuester statistischer Instrumente wissenschaftlich erarbeitet. Man spricht von Datenfusion, wenn man aus Kostengründen und zu Verminderung des Befragungsaufwandes die Informationen aus verschiedenen Quellen verbindet, also fusioniert, um eine gemeinsame sehr aufwendige sog. Single-Source-Erhebung zu vermeiden. Wenn z.B. Daten zum Konsum von bestimmten Gütern und zu entsprechenden Medien getrennt vorliegen, so könnte man versuchen, diese beiden Quellen zu fusionieren. Bislang hat sich vorwiegend die ''nicht-wissenschaftliche'' Literatur zu Marktforschung mit solchen Fusionen beschäftigt. Als unmittelbare Konsequenz der Arbeit von Frau Rässler ergeben sich Empfehlungen für die praktische Marktforschung, ob und ggf. welche Fusionierungen durchzuführen sind. Die hervorragende wissenschaftliche Qualität der Arbeit wird nicht zuletzt dadurch belegt, dass die Habilitationsschrift in der renommierten Fachreihe “Lecture Notes in Statistics” des Springer-Verlags erschienen ist und Frau Rässler vor kurzem eine hochrangige internationale Konferenz an der FAU zu diesem Thema organisiert hat.


Den Habilitationspreis der Universität Erlangen-Nürnberg 2002 der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät erhält Herr Privatdozent Dr. med. Karl-Günter Gaßmann.
Zum Lebenslauf:
Herr Dr. Gaßmann studierte Humanmedizin in Heidelberg, wo er 1986 auch promovierte. Während seiner Assistenzarztzeit wechselte Herr Gaßmann 1991 in die Abteilung Innere Medizin und Geriatrie an der Medizinischen Klinik des Waldkrankenhaus St. Marien in Erlangen. 1997 wurde er Oberarzt an der Medizinischen Klinik I des Waldkrankenhauses und 1998 Chefarzt der neuen geriatrischen Rehabilitationsabteilung am Waldkrankenhaus Erlangen.
Wissenschaftlich war er u.a. als Leiter der Abteilung "Klinische Geriatrie" am Carl-Korth-Institut bei Prof. Lang sowie am Institut für Psychogerontologie von Prof. Oswald an der EWF tätig. Daher ist übrigens auch die Arbeit von der EWF eingereicht worden, worauf im Lebenslauf zunächst nichts hindeutet - ein typisches Beispiel für interdisziplinär vernetzte Forschung.
Zur Habilitationschrift:
In seiner Habilitationsschrift entwirft Herr Gaßmann ein erweitertes Konzept für geriatrische Interventionen, das die monodisziplinären Beschränkungen und die vorherrschende defizitorientierte Sichtweise zu überwinden versucht.
Zudem integriert die Arbeit auch Perspektiven und Ansatzpunkte anderer Disziplinen in geriatrisches Handeln. In seiner Schrift entwickelt Herr Gaßmann Voraussetzungen für ein möglichst umfassendes Interventionskonzept der Geriatrie.
Umfassend meint hier, dass interdisziplinäre Interventionsziele wie der biologische Alternsprozeß, krankhafte Veränderungen, der funktionelle Status und die Befindlichkeit systematisch einbezogen werden. In dieser Interventionsmethodik werden die bisherigen Interventionskategorien der Prophylaxe, Akutbehandlung und Rehabilitation integriert. Damit gelingt der Nachweis, dass häufig empfohlene Interventionen wie körperliches Training, Gedächtnistraining, Gesundheitsverhalten und die Prophylaxe von Stürzen und Infektionen positive Effekte sowohl auf Organebene wie auch auf die funktionelle Leistungsfähigkeit und den Erhalt der Selbständigkeit im Alltag besitzen.

Ich darf allen Ausgezeichneten sehr herzlich gratulieren.


Neben den Habilitationspreisen vergibt die Universität auch den Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes an einen ausländischen Studierenden für herausragende Leistungen mit.

Der DAAD-Preis ist mit 1.000 € dotiert und geht in diesem Jahr an

Frau Bilkiss Banon Atchia-Emmerich

Ich darf Sie zu mir auf die Bühne bitten.
Frau Atchia-Emmerich, geboren 1970 in Quatre Bornes auf der Insel Mauritius, hat an der Universität Antananarivo in Madagaskar zwei Abschlüsse in Germanistischen Studien erworben. In Erlangen hat sie dann ein Magisterstudium in Germanistischer Linguistik, Theaterwissenschaft und Angewandter Sprachwissenschaft in erstaunlich kurzer Zeit mit der Gesamtnote 1,5 abgeschlossen. In ihrer Magisterarbeit beschäftigte sich Frau Atchia-Emmerich mit dem mauritianischen Kreol. Derzeit promoviert sie bei Professor Lang am Institut für Romanistik über die sozio-linguistische Situation auf ihrer Heimatinsel, wo neben dem Kreol im wesentlichen Englisch und Französisch sowie zwei Varianten Chinesisch und mehrere indische Sprachen verbreitet sind.

Nicht zuletzt ist sie für eine solche Dissertation deshalb prädestiniert, weil sie selbst sechs Sprachen beherrscht.
Neben ihrer Muttersprache, dem mauritianischen Kreol, spricht sie ausgezeichnet Französisch, Englisch und Deutsch sowie zwei indische Sprachen. Aufgrund ihrer besonderen Biografie kommt Frau Atchia-Emmerich trotz ihrer hervorragenden Leistungen nicht in den Genuß eines normalen Stipendiums, so dass sie ihr Promotionsprojekt und die damit zusammenhängenden Forschungsauftenthalte überwiegend selbst finanzieren muss. Ich mich freue mich deshalb ganz besonders, dass sie heute durch den DAAD-Preis eine Anerkennung für Ihre Arbeit erhält. Ich darf Ihnen, Frau Atchia-Emmerich, zu dieser Auszeichnung im Namen der Friedrich-Alexander-Universität sehr herzlich gratulieren und Ihnen die Urkunde über den Preis aushändigen.


Wir kommen nun zu einem weiteren Höhepunkt, nämlich der Verleihung der Würde eines Ehrensenators der Friedrich-Alexander-Universität, mit der die Universität auf Beschluss des Senats Persönlichkeiten auszeichnet, die sich um sie verdient gemacht haben. Heute handelt es sich um vier zu Ehrende, die ich zu mir auf das Podium bitten darf und die ich Ihnen nun vorstellen möchte. Um die Zeit nicht über Gebühr zu strapazieren, fasse ich mich kurz, was natürlich dem Lebensweg und den Leistungen unserer vier neuen Ehrensenatoren nur unzureichend gerecht werden kann. Ich darf die Herren Glässer, Plamper, Simon und zur Hausen zu mir auf das Podium bitten.


Lieber Herr Glässer,

Vor wenigen Tagen durfte ich Ihnen zu Ihrem 98. Geburtstag gratulieren. Sie sind damit der älteste noch lebende Student der ehemaligen Handelshochschule Nürnberg, der heutigen WiSo, und haben dort zur gleichen Zeit mit Ludwig Erhard studiert - unser ältester Alumni also. Geboren am 31. Oktober 1904 in Karlsruhe, haben Sie 1923, also mit 19 Jahren das Studium an der Handelshochschule begonnen. Bereits im gleichen Jahr stiegen Sie bei dem Unternehmen ein, bei dem Sie bis zu Ihrer Pensionierung im Jahr 1970 - also insgesamt 47 Jahre - geblieben sind und Karriere gemacht haben: der Rheinstahl Handelsgesellschaft, die später zum Thyssen-Konzern gehörte. Die gleiche Treue und Verbundenheit, die Sie ihrem Unternehmen gegeben haben, schenkten Sie auch Ihrer alma mater.

So haben Sie schließlich die "Kurt-Glässer-Stiftung" begründet und der Universität ein mehrstöckiges einmalig schönes Jugendstilhaus in Nürnberg vermacht, das wir für die Förderung von Forschung und Lehre an der der WiSo-Fakultät nutzen dürfen. Darüber hinaus stellten Sie einen erheblicher Geldbetrag zur Verfügung, mit dem sie ihre internationale und interdisziplinäre Ausrichtung weiter vorantreiben kann. Sie haben damit die derzeit zweitgrößte Stiftung an der FAU eingerichtet und sich damit als großzügiger Mäzen erwiesen.

Lieber Herr Glässer, im Namen der Universität spreche ich Ihnen unseren tief empfundenen Dank aus, und überreiche ihnen die Ehrensenatorurkunde.

Lieber Herr Plamper,

Sie wurden im April 1945 in Kaaden bei Eger geboren (also in der heutigen Tschechischen Republik).
Sie wuchsen dann in Nürnberg auf, studierten in Tübingen Jura und machten an der Harvard University Ihren Master of Public Administration. Danach bekleideten Sie zahlreiche verantwortungsvolle Posten, unter anderem als berufsmäßiger Stadtrat in Nürnberg und als Vorstand der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsvereinfachung (KGSt) in Köln. Seit 2 Jahren lehren Sie als Gastprofessor an der berühmten Bocconi-Universität in Mailand und sind als Unternehmensberater tätig.

Ihre Positionen haben Sie vielfach zum Nutzen der Universität eingesetzt. So haben Sie in den 13 Jahren Ihrer Stadtratstätigkeit in Nürnberg das Verhältnis zwischen der Stadt Nürnberg und unserer Universität intensiviert und belebt, sich vor allem für die Kooperation der Klinika in Nürnberg und Erlangen eingesetzt. Außerdem waren Sie Lehrbeauftragter an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät. Von 1998 bis zu diesem Jahr waren Sie schließlich Mitglied unseres ersten Hochschulrats und haben Ihre Kenntnisse und Erfahrungen vor allem für die vielfältigen Probleme der Bilokalität und die Verwaltungsreform in der Universität nutzbar gemacht.

Lieber Herr Plamper, Sie haben damit in Zeiten des Strukturwandels einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Universität geleistet, wofür Ihnen die FAU sehr dankbar ist. Ich darf Ihnen die Urkunde überreichen.


Lieber Herr Simon,

Sie wurden 1922 in Frankfurt/Main geboren und begannen 1948 in Frankfurt bei Siemens mit einer Stammhauslehre.
1955 kamen Sie mit Siemens nach Erlangen, und übernahmen ab 1967 die kaufmännische Leitung des Zählerwerks, ab 1977 des Maschinen- und Apparatewerks. Sie blieben Siemens bis zu Ihrer Pensionierung 1987 treu. Über Jahrzehnte hinweg hielten und halten Sie unserer Universität engagiert die Treue. So waren Sie von 1980 bis 1986 Mitglied im Beirat des WiSo-Fakultätsbundes, danach bis 1999 im Vorstand des WFB. Dabei haben Sie Ihre Kontakte zur Wirtschaft intensiv eingebracht, sogenannte "Patenschaften" zwischen Führungskräften und Studierenden und Praktika organisiert, sich vielfältig für die Öffnung von Betrieben für Studierende eingesetzt.

Viele Jahre haben Sie den WFB bei der Begrüßung der Erstsemester und später auch bei den Absolventenfeiern vorgestellt. Seit 1988 waren Sie Kurator im "Sonderfond für Wissenschaftliche Arbeiten an der FAU", von 1999 bis 2002 als Vorsitzender. In dieser Funktion haben Sie den Sonderfonds wieder belebt und gestärkt. Ich danke Ihnen, lieber Herr Simon für Ihr langjähriges Engagement, und überreiche Ihnen die Urkunde des Ehrensenatoren.


Lieber Herr zur Hausen,

Sie wurden 1936 in Gelsenkirchen geboren, haben in Bonn, Hamburg und Düsseldorf Medizin studiert, waren Assistant Professor in den USA und habilitierten 1969 in Würzburg. 1972 folgten Sie dem Ruf auf den Lehrstuhl für Virologie an unserer Universität und blieben fünf Jahre hier. Nach einer Zwischenstation in Freiburg wurden Sie als Wissenschaftlicher Direktor an das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg berufen, das Sie bis heute leiten.

Sie sind Mitglied mehrerer Akademien und Forschungsorganisationen und haben zahlreiche internationale und nationale Auszeichnungen erhalten, darunter allein 5 Ehrendoktortitel, die Sie als herausragenden Wissenschaftler ausweisen.
Schließlich folgten Sie der Berufung in unseren ersten Hochschulrat, aus dem Sie jetzt aus Altersgründen leider ausscheiden. In dieser Funktion stellten Sie mit großem Engagement Ihre weitreichenden Erfahrungen als Leiter einer medizinisch-naturwissenschaftlichen Großforschungseinrichtung in den Dienst der Friedrich-Alexander-Universität. Wir sind Ihnen sehr dankbar, lieber Herr zur Hausen, dass Sie bereit waren, Ihre wertvolle Zeit zur Weiterentwicklung unserer Hochschule einzusetzen. In diesen Dank schließe ich den gesamten Hochschulrat ein, der sich außerordentlich engagiert für die Entwicklung dieser Universität einsetzt, Anregungen und Anstöße gibt und konstruktiv mitarbeitet.

Herr Zur Hausen, ich darf Ihnen die Urkunde überreichen.


Wir hören nun ein weiteres Stück aus dem Musical "Linie 1" - einer vielleicht etwas ungewohnten musikalischen Umrahmung eines dies. Das Musical wurde unter Leitung von Herrn Kollegen Pfeiffer an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät einstudiert und mit großem Erfolg aufgeführt. Ich bin Ihnen Herr Pfeiffer und den Interpreten sehr dankbar, dass wir heute wohl zum letzten Mal eine Kostprobe davon erleben dürfen. Sie sehen, meine Damen und Herren, welch vielfältige Talente in unserer Universität schlummern. Man muss sie nur zu wecken wissen.

Nach dem musikalischen Intermezzo wird uns Herr Kollege Naumann den abschließenden Festvortrag zur Augenheilkunde bieten. Ich danke Ihnen sehr, dass Sie diese Aufgabe übernommen haben, zumal Sie auf diesem Gebiet wie kein anderer ausgewiesen sind. Herr Prof. Naumann leitet seit 1980 die Augenklinik an der FAU, war weltweit an zahlreichen Universitäten als Gastprofessor aktiv und ist in allen wesentlichen nationalen und internationalen Gremien seiner Disziplin an maßgeblicher Stelle tätig. So ist er z.B. seit 1998 Weltpräsident der beiden führenden internationalen Gesellschaften der Ophtalmologie. Für seine herausragenden wissenschaftlichen Leistungen wurde er vielfach geehrt, nicht nur mit Orden und Ehrendoktortiteln, sondern auch mit weltweit bedeutenden Preisen. Ich habe jedenfalls niemandem in meinem ersten Halbjahr so oft zu international höchstrangigen Auszeichnungen gratulieren dürfen wie gerade Herrn Naumann.

Wir freuen uns auf Ihren Vortrag.
 


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