Preisvergabe aus dem Dr. Fritz Erler-Fonds an der Universität

Dr. Fritz Erler-Wissenschaftspreis für Prof. Dr. Peter Joseph Jannetta

Mit dem Dr. Fritz Erler-Wissenschaftspreis für Operative Medizin zeichnet die Universität Erlangen-Nürnberg den international hoch angesehenen Neurochirurg Prof. Dr. Peter Joseph Jannetta aus. Als einer der Ersten hat Prof. Jannetta neurovaskuläre Kompressionssyndrome am Hirnstamm mitdefiniert und beschrieben. Die Preisverleihung findet im Rahmen einer Festveranstaltung am Mittwoch, 27. November 2002, um 17.15 Uhr in der Aula des Erlanger Schlosses statt. Der Preis, der mit 25.000 Euro dotiert ist, wird seit 1999 zum zweiten Mal vergeben.

Der Preisträger
Peter Joseph Jannetta wurde 1932 in Philadelphia, Pennsylvania, USA geboren. Seine Schulausbildung an der William Penn High School beendete er als einer der Jahrgangsbesten. Er studierte Medizin an der University of Pennsylvania und begann dort eine allgemeinchirurgische Facharztausbildung. In dieser Zeit war er der erste Stipendiat des National Institute of Health (NIH, größte nationale Gesundheits -Forschungseinrichtung der USA) zur Förderung und Entwicklung akademisch grundlagenorientierter chirurgischer Fachgebiete. In dieser Zeit spezialisierte er sich auf das Gebiet der Neurochirurgie. Nach Abschluss der allgemeinchirurgischen Ausbildung begann Dr. Jannetta ein dreieinhalbjähriges Spezialisierungsprogramm für Neurochirurgie an der Univerity of California, Los Angeles. In diese Zeit fallen seine ersten Beobachtungen über auffällige Gefäß-Nerven-Beziehungen des Nervus trigeminus und des Nervus facialis. Die erste mikrovaskuläre Dekompression wurde von Prof. Jannetta am 1. Juni 1966 bei einem Patienten mit Spasmus hemifacialis, ein unwillkürliches halbseitiges Zucken und Verziehen des Gesichtes, erfolgreich durchgeführt. Kurz darauf wurde die erste mikrovaskuläre Dekompression bei Trigeminus-Neuralgie (einschießende, blitzartige Gesichtsschmerzen) durchgeführt.

Nach Vollendung der Spezialisierung ging Prof. Jannetta als Leiter der Abteilung für Neurochirurgie zur Louisiana State University, New Orleans. 1971 wurde zunächst als Leiter der Abteilung für Neurochirurgie an die University of Pittsburgh, Pennsylvania berufen. 1973 wurde er zum Vorsitzenden der Klinik ernannt. Hier entwickelte und etablierte er das Konzept der neurovaskulären Kompression der Hirnnerven als Ursache einer Reihe von sehr charakteristischen Erkrankungen. Dabei steht der Kontakt eines Gefäßes zu einem bestimmten Bereich des Nervens im Vordergrund, welcher durch die mikrovaskuläre Dekompression gelöst wird. Für den Patienten bedeutet diese Operation die Beschwerdefreiheit und Heilung von den, zum Teil für den Patienten sehr quälenden, Leiden (u.a. Trigeminus-Neuralgie, Spasmus hemifacialis und Glossopharyngeus-Neuralgie). Diese Operation ist, nach anfänglicher Skepsis, mittlerweile weltweiter Standard und in Anerkennung der Leistung von Prof. Jannetta die einzige Operationsmethode in der Neurochirurgie, die nach ihrem Begründer benannt wurde.
Auch für eine Reihe von weiteren Erkrankungen, wie z.B. dem essentiellen arteriellen Bluthochdruck, wird ein Zusammenhang mit der neurovaskulären Kompression diskutiert.

Privat ist Prof. Jannetta Vater von sechs Kindern und verheiratet mit der Kunsthistorikerin Diana Jannetta. Er hat großes Interesse an moderner Kunst, die er zusammen mit seiner Frau sammelt, und spielt leidenschaftlich gerne Banjo, eine Neigung, die er von seinem Vater mitbekommen hat.


Der Stifter
Fritz Erler wurde am 5. September 1899 in Freiberg/Sachsen geboren. Die Schulzeit verbrachte er in Freiberg, Dresden, Stettin und München. Im Ersten Weltkrieg war er Flugmaat in Kiel. Als Werkstudent studiert er Medizin in München und promovierte bei Geheimrat Borst (Pathologie). Um seine Mutter zu entlasten - der Vater fiel 1917 in Serbien - und die Mittel für seine Facharztausbildung zu erlangen, gründet er 1926 eine Landarztpraxis in Eisendorf/ Ndb. In den Jahren 1929 bis 1932 war er Assistenzarzt an der Orthopädischen Universitätsklinik München-Harlaching bei Geheimrat Lange und an der Charité in Berlin bei Geheimrat Sauerbruch. 1932 erlangte er seine Anerkennung als Orthopäde und Chirurg.

Von 1933 bis 1935 war Dr. Erler als Vertreter des Chefarztes in der berufsgenossenschaftlichen Unfall-Station in München, Fürstenfelder Straße, tätig. Der weitere berufliche Weg führte ihn in die Heimatstadt seiner Mutter, nach Nürnberg. Dort eröffnete er auf Veranlassung der Berufsgenossenschaften im Krankenhaus Martha-Maria eine erste klinische Unfallstation. Vom Landesverband Bayern der gewerblichen Berufsgenossenschaften erhielten er und Professor Magnus 1937 den Auftrag, Sonderstationen in Nord- und Südbayern zu gründen und zu leiten. Im Vollzuge dessen eröffnete er 1940 in Nürnberg, Fürther Straße 6, seine erste eigene Klinik mit 36 Betten. Während des Zweiten Weltkrieges war er Offizier im Luftschutzdienst. In Ellingen errichtete er 1951 eine weitere orthopädische Klinik.

Zur Vorbereitung eines Klinikneubaues in Nürnberg gründete er 1963 mit den Gesellschaftern Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband - (LV Bayern), der Stadt Nürnberg, der Süddeutschen Eisen- und Stahl-Berufsgenossenschaft und der Tiefbau-Berufsgenossenschaft eine gemeinnützige GmbH. Im Jahre 1965 wurde im Kontumazgarten der Neubau der Klinik mit 300 Betten begonnen. Die 4. Medizinische Klinik der Städtischen Krankenanstalten wechselte ebenfalls in den Neubau. In den Jahren 1971 bis 1976 erfolgten umfangreiche bauliche Erweiterungen.

1970 erklärten die gewerblichen Berufsgenossenschaften die Kliniken Dr. Erler GmbH zur Sonderstation für die Behandlung Schwerunfallverletzter mit dem weiteren Schwerpunkt der ambulanten Versorgung Arbeitsunfallverletzter. Im Jahre 1987 wurde die Dr. Fritz Erler Stiftung errichtet. Die bisherigen Gesellschafter der Kliniken Dr. Erler GmbH sind geborene Mitglieder des Stiftungsrates; die Stiftung selbst hält die gesamten Anteile an der GmbH. Im Interesse der Erhaltung und weiteren Verbesserung der Leistungsfähigkeit begann Dr. Erler ein Jahr später - trotz seines hohen Alters - mit den ersten Planungen für die Erweiterung und Renovierung des gesamten Klinikkomplexes.

Sein Werk fand Anerkennung durch die Verleihung der Bürgermedaille der Stadt Nürnberg und des Bayerischen Verdienstordens. Als ihm Mitte des Jahres 1992 die Nachricht überbracht wurde, seine Klinik sei in ihrem Bestand gesichert und man könne optimistisch in die Zukunft schauen, verstarb er kurz darauf friedlich am 10. September 1992. Dr. Erler fand seine letzte Ruhe auf dem St. Johannis - Friedhof zu Nürnberg.

Sein Lebenswerk umfaßt heute das Fachkrankenhaus Kliniken Dr. Erler GmbH für Unfallchirurgie, Orthopädie, Hand- und plastische Chirurgie und Anästhesiologie mit operativer Intensivmedizin mit 244 Planbetten. Jährlich werden derzeit über 35.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. In Kooperation mit niedergelassenen Radiologen stehen die medizinischen Großgeräte Kernspintomographie und Computertomographie im Neubau zur Verfügung. Voraussichtlich bis 2006 werden in weiteren Bauabschnitten mit einem Aufwand von etwa 60 Millionen Mark die Normal- und Intensiv-Pflege sowie die Physikalische Therapie mit Krankengymnastik und Ergotherapie umgebaut und bedarfsgerecht neu ausgestattet. Damit ist sichergestellt, daß die Kliniken Dr. Erler GmbH im Großraum Nürnberg-Fürth-Erlangen weiterhin im Verbund mit anderen Häusern einen unverzichtbaren Bestandteil der Krankenhauslandschaft bilden wird.

Der Dr. Fritz Erler-Fonds
Mit Testament vom 26. Februar 1990 hat Dr. Fritz Erler die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zu seinem alleinigen Erben bestimmt. Die Stiftung führt den Namen "Dr. Fritz Erler-Fonds". Der Fonds fördert die wissenschaftliche medizinische Forschung an der Universität Erlangen-Nürnberg, insbesondere auf den Gebieten der operativen Fächer durch die Vergabe des internationalen Dr. Fritz Erler-Wissenschaftspreises für Operative Medizin der Medizinischen Fakultät, die Finanzierung von Forschungsprojekten, Gastvorträgen, Gastprofessuren und Symposien.

Der Dr. Fritz Erler-Wissenschaftspreis wird in internationalen Fachzeitschriften ausgeschrieben und in einem Turnus von mindestens drei Jahren an eine auf dem Gebiet der Operativen Medizin international anerkannte Persönlichkeit für herausragende, zukunftsweisende wissenschaftliche Leistungen vergeben.

Von den Professoren der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und von den Dekanen der Medizinischen Fakultäten des In- und Auslandes können Forscher aller Nationen für den Preis vorgeschlagen werden. Über die Preisverleihung entscheidet der Fondsrat, dem der Rektor, der Kanzler, der Dekan der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg sowie der Testamentsvollstrecker angehören.


Weitere Informationen:

Forschungsreferat der
Medizinischen Fakultät
Dr. Esther Schnetz
Tel.: 09131/85-29381
esther.schnetz@zuv.uni-erlangen.de



Mediendienst FAU-Aktuell Nr. 2968 vom 22.10.2002


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