Internationale Konferenz in Bamberg
Neue Perspektiven für Krebspatienten

In Bamberg trifft sich derzeit die internationale Forscherelite auf dem Gebiet der Forschungen zu Dendritischen Zellen. Vom 19. bis 24. September 2002 findet in der Kongresshalle die 7. Internationale Konferenz zu Dendritischen Zellen statt. Über 1.000 Experten diskutieren über die Möglichkeiten, die Dendritische Zellen, eine bestimmte Sorte von weißen Blutkörperchen, beispielsweise in der Therapie von Krebs, Infektions- und Autoimmunkrankheiten eröffnen. Mit dabei ist auch Prof. Dr. Ralph Steinman von der Rockefeller University in New York, der vor fast drei Jahrzehnten als Erster die Eigenschaften der sternförmigen Blutzellen beschrieben hatte.

Damals, so erzählte Prof. Steinman in einem Pressegespräch vor dem Kongress, sei er auf großen Widerspruch gestoßen, als er die Warnfunktion der Dendritsichen Zellen postulierte. Inzwischen sind die sternförmigen Zellen zu den Hoffnungsträgern bei der Behandlung von Krebs, Infektionen, Allergien oder Autoimmunerkrankungen. Sie sitzen vor allem auf der Haut sowie den inneren und äußeren Schleimhäuten und wirken als Abfangjäger für Fremdkörper.

Der mögliche Einsatz von Dendritischen Zellen in Therapieverfahren scheiterte zunächst an der Schwierigkeit, sie in ausreichender Anzahl zu gewinnen. Erst ein neues Verfahren von Prof. Steinman und Prof. Dr. Gerold Schuler, dem Leiter der Universitätshautklinik in Erlangen, konnte Abhilfe schaffen. Als “Ausgangssubstanz” werden hierbei unreife weiße Blutzellen (Monozyten) verwendet, die in großer Menge im Blut vorkommen. Inzwischen können mit Tumor-antigenen beladene Dendritische Zellen bei Mäusen Krankheitsherde vernichten. Klinische Studien zeigen, dass sie sich aller Wahrscheinlichkeit nach auch für Krebstherapien beim Menschen eignen. Wichtige Vorarbeiten hierzu hat Prof. Dr. Eli Gilboa von der Duke University in Durham/North Carolina geleistet. In seinen Versuchsreihen hat er spezifische Abwehrreaktionen in Gang gesetzt, ohne die Tumorantigene zuvor exakt spezifizieren zu können.

Prof. Dr. Jacques Banchereau vom Baylor Institute for Immunology Research, in Dallas (Texas) hat ein alternatives Züchtungsverfahren für Dendritische Zellen entwickelt und jüngst deren Schlüsselrolle beim Zustandekommen einer bestimmten Autoimmunkrankheit, dem so genannten systemischen lupus erythematolles (SLE).

Klinische Studien laufen
An der Universität Erlangen-Nürnberg werden derzeit unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Schuler modifizierte Dendritische Zellen in klinischen Studien an Patienten mit Melanomen getestet. Die dabei angewandte Strategie der Impfung mit dendritischen Zellen soll zukünftig auch auf genetisch veränderte Dendritische Zellen und auf verschiedene Krebstypen sowie Infektionskrankheiten wie HIV ausgeweitet werden. Sie gilt derzeit als besonders vielversprechend. Im Fokus des Interesses steht hierbei die wichtige Variable der Zellwanderung im Organismus. Die Erlanger Forscher fragen beispielsweise danach, wie sich Dendritische Zellen dazu bewegen lassen, schnell und in ausreichender Zahl in die Lymphknoten zu wandern und Abwehrreaktionen auszulösen. Mögliche Lösungswege sind die Vorbehandlung der Injektionsstelle und/ oder der Dendritischen Zellen. Durch die Manipulation der Dendritischen Zellen ist weiterhin geplant, die Immuntätigkeit des Organismus, die so genannte Immunantwort, anzuregen.

Zudem werden Strategien erforscht, veränderte Dendritische Zellen zur Dämpfung unerwünschter Immunreaktionen und zur so genannten Toleranzinduktion einzusetzen. Daraus ergeben sich völlig neue biologische Ansätze zur Behandlung beispielsweise bei Allergien, Autoimmunerkrankungen und Transplantatabstoßungen.

Erstmals in Deutschland
Das Internationale Symposium zu Dendritischen Zellen findet erstmals in Deutschland statt - eine Referenz vor allem an die rege Forschungsaktivität an der Erlanger Universitätshautklinik durch zwei der Organisatoren, Prof. Schuler und Prof. Dr. Alexander Steinkasserer, Leiter der Abteilung für experimentelle Dermatologie. Mit ihrem Kollegen Prof. Dr. Georg Stingl von der Wiener Universitätshautklinik ist es ihnen gelungen, ein hochqualifiziertes wissenschaftliches Programm zu präsentieren. Unterteilt nach fünf Thementagen werden alle aktuellen Forschungsansätze zu den Dendritischen Zellen diskutiert und auch auf ihre Umsetzbarkeit in den klinischen Alltag hin befragt. “Wichtig ist aber das sorgfältige Vorgehen in kleinen Schritten. Übereile kann hier nur schaden”, warnt Prof. Schuler. An der Erlanger Universitätshautklinik sollen hierzu schon bald weitere Forschungskapazitäten gebündelt werden.

Weitere Informationen
Prof. Dr. Alexander Steinkasserer
Tel.: 09131/85 -36725
alexander.steinkasserer@derma.imed.uni-erlangen.de


Mediendienst FAU-Aktuell Nr. 2927 vom 19.9.2002


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