Richtfest für Institut für Kristallographie und Strukturphysik
Neue Räume für die Aufklärung von Kristallstrukturen

Mehr als 90 Prozent der festen Materie liegen auf der Erde in kristalliner Form vor. Nur in den wenigsten Fällen ist die Faszination des geometrischen Formen- und Farbspiels mit bloßem Auge zu erkennen. Die kristallinen Strukturen aufzuklären ist die Aufgabe des Lehrstuhls für Kristallograpie. Am Donnerstag, 5. September 2002, 10.30 Uhr, findet auf dem Neubaugelände des Instituts für Kristallographie und Strukturphysik das Richtfest statt (Staudtstraße 3, 91058 Erlangen). Als Vertreter der Bayerischen Staatsregierung wird Staatssekretär Karl Freller sprechen.

Mit dem Neubau kann der letzte Erlanger Innenstadtstandort der Physik in der Bismarckstraße aufgegeben werden. Das Institut für Kristallographie und Strukturphysik wird jetzt in enger Nachbarschaft zu den übrigen physikalischen Instituten, den Werkstoffwissenschaften und der Chemie auf dem Südgelände der Universität angesiedelt. Für die Wissenschaftler um den Lehrstuhlinhaber Prof. Dr. Andreas Magerl und die Studierenden wird so ein optimales Arbeitsumfeld geschaffen.

Neubau mit hohen technischen Anforderungen
Der rund 5,8 Millionen Euro teure Neubau wurde durch die Aufnahme in das Programm der High-Tech-Offensive Bayern finanziert. Mit der Fertigstellung des Neubaus im Mai 2003 nach nur 14 Monaten Bauzeit stehen in der Staudtstraße rund 900 Quadratmeter Hauptnutzfläche zur Verfügung. Ab dem Wintersemester 2003/2004 ist das Institut in den neuen Räumlichkeiten voll funktionsfähig.
Das winkelförmig angeordnete Gebäude mit zwei rund 50 Meter langen Schenkeln hat zwei Stockwerke. Im Erdgeschoss sind die Laborräume, Werkstatträume und Räume für die Lehre untergebracht. Im Obergeschoss befinden sich die Büroräume. Das statische Konzept besteht aus einer Stahlbetonskelettkonstruktion mit Flachdecken und einem Achsraster von 7,5 Metern.

Besondere bauliche Vorkehrungen waren nötig, um Störungen bei den Messungen mit den empfindlichen Detektoren zu vermeiden. Die natürlich vorhandene Untergrundstrahlung von 0,046 Mikrosievert je Stunde soll um nicht mehr als 30 Prozent überschritten werden. Mit der Auswahl entsprechender Baumaterialien durch das Universitätsbauamt (Leiter: Baudirektor Rudolf Heinle) wurden die Vorgaben der Wissenschaftler erfüllt. “Die zu messenden Effekte sind mittlerweile so klein, dass schon geringste Umwelteinflüsse das Messergebnis beeinflussen würden”, erläutert hierzu Prof. Magerl. Zur Abschirmung der Strahlung bei Experimenten mit dem Hochenergieröntgendiffraktometer erfüllen die Raumbegrenzungen des 20 Meter langen Experimentallabors einen Bleigleichwert von 6 Millimetern. Auch an die Temperaturkonstanz von Kühlwasser, hohe elektrische Leitungswerte mit unterbrechungsfreier Stromversorgung und Redundanz von Kühlleistung sowie an den Erschütterungsschutz wurden hohe technische Anforderungen gestellt.

Innovative Forschungsansätze
Das Institut für Kristallographie und Strukturphysik beschäftigt sich mit der Aufklärung von kristallinen Strukturen. Traditionell wird darunter eine Strukturbestimmung auf atomarer Basis verstanden. Die Struktur von Kristallen durch einen regelmäßigen Aufbau mit vielen identischen atomaren Gruppen bestimmt. In jüngster Zeit wurden erweiterte Strukturprinzipien erforscht. Bei so genannten Quasikristallen ist die Struktur gekennzeichnet durch eine deterministische,, aber nicht periodische Anordnung von komplementären geometrischen Elementen . Aktuelle Forschungsfragen rücken Defektstrukturen in den Mittelpunkt des Interesses. Gerade die Defekte in der idealen, deterministischen Anordnung erlauben es den Wissenschaftlern, die Eigenschaften der Materie nach bestimmten Vorgaben zu verändern und einzustellen, stehen doch die strukturellen Befunde in engem Zusammenhang mit physikalischen, chemischen, mechanischen oder elektrischen Eigenschaften. Auch dieser relativ junge Zweig des “defect engineering” gehört zu den Arbeitsgebieten des Lehrstuhls.

Weitere Informationen

Rudolf Heinle
Universitätsbauamt
Tel.: 09131/ 985 -24900
amtsleitung@ubaue.bayern.de

Prof. Dr. Andreas Magerl
Lehrstuhl für Kristallographie und Strukturphysik
Tel.: 09131/ 85 -22700
magerl@krist.uni-erlangen.de


Mediendienst FAU-Aktuell Nr. 2912 vom 2.9.2002


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