- Klinische Forschergruppe zu Schäden
bei Bluthochdruck wird neu eingerichtet
Organe unter mehrfacher Last
Herz, Nieren, Augen und Gefäße haben zu leiden,
wenn der Blutdruck dauerhaft und deutlich zu hoch ist, doch das
Ausmaß des Schadens ist nicht allein durch die Blutdruckhöhe
zu erklären. Wissenschaftler der Universität Erlangen-Nürnberg
wenden sich künftig verstärkt den Faktoren zu, die
nicht direkt auf den Transport von Blut durch das Gefäßsystem
einwirken, aber dennoch zum Krankheitsbild der Hypertonie beitragen.
Vier Einrichtungen der Medizinischen Fakultät beteiligen
sich ab 1. Februar 2002 an der neuen Klinischen Forschergruppe
"Endorganschäden bei arterieller Hypertonie",
die von der Hochschule und der Deutsche Forschungsgemeinschaft
(DFG) jeweils zur Hälfte finanziert wird. Zu den Neuheiten
zählt eine eigene "Klinische Forschungsstation",
an der Patienten ähnlich wie in einer Tagesklinik untersucht
und betreut werden. Die patientennahe klinische Forschung an
der FAU wird dadurch deutlich gestärkt.
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- Die Forschungsstation arbeitet eigenständig
und interdisziplinär. Sie sammelt alle Daten von Patienten,
die für die Thematik von Bedeutung sein können, und
kann Untersuchungen durchführen, für die sonst verschiedene
hochspezialisierte Labors zuständig wären. Junge Ärztinnen
und Ärzte werden hier in der Anwendung moderner zell- und
molekularbiologischer Methoden ausgebildet. Untergebracht ist
die Station in eigenen Räumen an der Medizinischen Klinik
IV, deren Leiter, Prof. Dr. Roland E. Schmieder, als Sprecher
der Klinischen Forschergruppe (KFG) fungiert.
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- An der neuen Forschergruppe beteiligt sind
außerdem die Augenklinik, die Medizinische Klinik II und
das Pathologisch-Anatomische Institut. Die DFG fördert die
Klinische Forschergruppe für sechs Jahre. Als Förderbetrag
in den ersten beiden Jahren wurden 342.000 Euro bewilligt; einen
ebenso hohen Betrag erhält die Medizinische Fakultät
aus den Zuführungsmitteln des Landes Bayern für Forschung
und Lehre.
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- Zu wenig effektiv
Ein Fünftel der Bevölkerung leidet an arteriellem Bluthochdruck
und trägt damit ein hohes Risiko. Schlaganfälle, Herzinfarkte,
Herzmuskelschwäche und chronische Nierenschäden hängen
mit dieser Belastung zusammen. Die Höhe des Blutdrucks lässt
jedoch nicht darauf schließen, wie stark Organe betroffen
sind. Bei gleichen Messwerten über dieselbe Zeitdauer werden
Schäden in sehr unterschiedlichem Ausmaß erkennbar.
Andere Einflussgrößen müssen im Spiel sein. Dafür
gibt es noch einen zweiten Beleg. Das eigentliche Ziel der Behandlung
mit blutdrucksenkenden Substanzen, Gefäße, Augen,
Herz und Nieren vor schädlichen Veränderungen zu schützen,
wird bisher nur unvollkommen erreicht. Von den Patienten, die
Medikamente gegen Hypertonie einnehmen, profitieren im Endeffekt
vergleichsweise wenige.
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- Die Klinische Forschergruppe konzentriert
ihre Arbeiten auf zusätzliche Faktoren, die zur Schädigung
der Endorgane beitragen. Ausdrücklich nicht geplant ist,
die Aufmerksamkeit den Ursachen von Bluthochdruck zuzuwenden.
Das Interesse gilt vorwiegend Mechanismen, die am Krankheitsverlauf
beteiligt sind und zu Schäden an den Organen führen.
In Frage kommen Entzündungsprozesse, oxidativer Stress,
die nervliche Stimulation und die Weitervermittlung von Signalen
durch körpereigene Botenstoffe. Ein weites Spektrum methodischer
Ansätze, von molekular- und zellbiologischen Methoden über
Tierversuche bis zu Studien an Patienten, wird in sechs Teilprojekten
verfolgt. Die klinische Forschungsstation soll gewährleisten,
dass ein neues, erweitertes Verständnis vom Gesamtbild der
Erkrankung unverzüglich an Patienten überprüft
werden kann.
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- Erst wenn zureichend erklärt ist, wie
und wodurch Schäden an Endorganen bei Bluthochdruck entstehen,
können Therapien gezielt entwickelt und eingesetzt werden.
Das Forschungsprogramm der KFG zeigt Berührungspunkte mit
dem kürzlich eingerichteten Graduiertenkolleg "Vaskuläre
Schäden an Herz und Nieren: Pathogenese und Diagnostik"
(Sprecher: Prof. Dr. Thomas Eschenhagen) und mit den Arbeiten
des Interdisziplinären Zentrums für Klinische Forschung
(Sprecher: Prof. Dr. Joachim R. Kalden).
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- Weitere Informationen
- Prof. Dr. Roland Schmieder
Medizinische Klinik IV
Tel.: 09131/85 -39002
oder 0911/398 -2702
roland.schmieder@rzmail.uni-erlangen.de
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