Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät


Zum 90. Geburtstag von Prof. Ingeborg Esenwein-Rothe


Am Sonntag, 24. Juni 2001, vollendet Prof. Dr. Dr. h.c. Ingeborg Esenwein-Rothe, von 1963 bis zu ihrer Emeritierung im Jahr 1976 Inhaberin des Lehrstuhls für Statistik an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg, ihr 90. Lebensjahr.
 
Ingeborg Esenwein-Rothe studierte Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Rostock, Berlin, Würzburg und Leipzig. Nach ihrer Promotion 1937 in Leipzig war sie in den Jahren bis 1945 als Referentin bei der IHK Leipzig, beim Landwirtschaftsamt für den Wehrwirtschaftsbereich Salzburg und der Bezirkswirtschaftskammer Chemnitz beschäftigt. Es folgten Tätigkeiten als Regierungsrätin beim Landratsamt Chemnitz, als Rechts- und Wirtschaftsberaterin und als Lehrkraft an den Technischen Lehranstalten in Chemnitz. Von 1950 bis 1954 war sie Lehrbeauftragte an der Hochschule für Arbeit, Politik und Wirtschaft Wilhelmshaven-Rüstersiel.
 
1954 wurde sie in Münster für die Fächer Volkswirtschaftspolitik und Statistik habilitiert. Im selben Jahr wurde eine Umhabilitation an die Hochschule für Sozialwissenschaften in Wilhelmshaven vorgenommen, wo Prof. Esenwein-Rothe eine Dozentur für Statistik annahm. 1961 wurde sie zur außerplanmäßigen Professorin ernannt. Die Berufung auf einen außerordentlichen Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftsstatistik an der Universität Erlangen-Nürnberg erfolgte 1962. Ein Jahr später übernahm Prof. Esenwein-Rothe den Lehrstuhl Statistik der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der FAU, den sie bis 1976 inne hatte. Seit 1985 ist sie Trägerin des Bayerischen Verdienstordens. Die Universität Trier verlieh ihr 1986 die Ehrendoktorwürde.
Prof. Esenwein-Rothe galt als führende Vertreterin der Wirtschaftsstatistik im deutschen Sprachraum. Darüber hinaus hat sie die Wiederbelebung der Demographie in Deutschland wesentlich gefördert und ein international bekanntes Standardwerk zur Einführung in diese Disziplin verfasst. Einen dritten Schwerpunkt setzte sie in der Regionalforschung, weshalb sie 1950 zum korrespondierenden Mitglied, 1974 zum Vollmitglied der renommierten Akademie für Raumforschung und Landesplanung gewählt wurde. Internationale Anerkennung, die Prof. Esenwein-Rothe wegen ihrer vielfältigen Arbeiten zuteil wurde, zeigt sich unter anderem in ihrer Mitgliedschaft bei der Union Internationale pour l'Etude Scientifique de la Population (seit 1964) und beim Internationalen Statistischen Institut, der Vereinigung der statistischen Elite (seit 1973).
 
Ingeborg Esenwein-Rothe hatte viele Widerstände zu überwinden. In der Zeit des Dritten Reichs war ihr berufliches Fortkommen durch ihre kompromißlose politische Haltung gehemmt. Später musste sie sich als Frau in einem Wissenschaftsbetrieb behaupten, der noch weitgehend von Männern dominiert war. Dennoch konnte sie in die vordersten Reihen ihrer Disziplin vordringen und sich internationale Wertschätzung erwerben.
 
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Günter Buttler
Lehrstuhl für Statistik und empirische Wirtschaftsforschung
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E-Mail: Guenter.Buttler@wiso.uni-erlangen.de

MediendienstAktuell Nr. 2414 vom 18.6.2001
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