Rede von Kanzler Thomas A. H. Schöck
anläßlich der
Trauerfeier am 10.8.2001 für die
Opfer des Bergunglücks am Großvenediger am 3.8.2001
Magnifizenz,
verehrte Angehörige,
liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Universität und
Klinikum,
die Friedrich-Alexander-Universität
trauert mit Ihnen um Herrn Friedrich Brüsseler, Frau Birgit
Goosmann und Herrn Reinhard Wagner. Ich spreche in Ihrem Namen,
im Namen des Klinikums und der jeweiligen Personalvertretungen,
aber auch ganz persönlich als einer, der alle drei aus der
täglichen Arbeit gekannt hat.
Noch immer stehen wir fassungslos vor dem
Unglück, das am vergangenen Freitag eine Wandergruppe getroffen
hat, die in langjähriger Tradition einen gemeinsamen Sommerausflug
in die Berge unternommen hat. Sie wollten die Kameradschaft untereinander
und die Liebe zur Natur leben; drei von ihnen haben dabei den
Tod gefunden.
So sehr wir mit den Überlebenden darüber
glücklich sind, daß sie noch unter uns sind, so sehr
schmerzt uns der plötzliche und grausame Verlust der Freunde
und Kollegen:
Friedrich Brüsseler war als Sachbearbeiter
in der Haushaltsabteilung der Zentralen Universitätsverwaltung
seit 28 Jahren mit seiner rheinischen Frohnatur bei allen Kolleginnen
und Kollegen beliebt und geschätzt. Er hat unauffällig,
aber immer freundlich und stetig seine Aufgaben erledigt und
ist durch die Verteilung der Essensmarken ebenso wie durch die
Betreuung der Spendenbescheinigungen vielen Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern der Universität persönlich bekannt
gewesen. Im Jahre 1998 hat er mit Freude sein 25-jähriges
Dienstjubiläum an unserer, an seiner Universität gefeiert.
Birgit Goosmann war mit ihren 36 Jahren eine
gestandene Beamtin des gehobenen Dienstes in der Verwaltung unseres
Klinikums, in dessen Dienste sie im Jahre 1988 getreten war.
Mit der ihr eigenen entschlossenen Art hat sie an der Erstellung
des Haushaltsplans dieses Unternehmens mit mehr als einer halben
Milliarde Umsatz mitgearbeitet, die Abwicklung überwacht
und in den regelmäßigen Controllinggesprächen
die Budgetverantwortlichen freundlich, aber bestimmt "auf
Kurs" gehalten. In der schwierigen Phase der Einführung
einer neuen Software für die Administration des Klinikums
konnte ich ihre fachlichen Qualitäten, ihre menschliche
Wärme und ihr Geschick im Umgang mit Menschen selbst erleben.
Sie hätte noch eine glänzende Laufbahn vor sich gehabt.
Reinhard Wagner war auf diesem Weg bereits
ein Stück weiter fortgeschritten: Nach einer vielseitigen
praktischen und theoretischen Ausbildung ist er 1980 in die Dienste
der Universität getreten und hat an verschiedenen Stellen
Haushaltsangelegenheiten der Universität und des Klinikums
bearbeitet. Besonders wichtig war dabei die Vorbereitung der
Unterlagen für die jährlichen Pflegesatzverhandlungen
für das Klinikum, in denen über die Höhe der Einnahmen
entschieden wurde. Auch die Abwicklung der Neubau- und Ersteinrichtungsmaßnahmen
für Universität und Klinikum als stellvertretender
Leiter des Haushaltsreferates erforderte eine hohes Maß
an Verantwortung, Geschick und Arbeitseinsatz. Deshalb war der
Aufstieg zum Leiter erst der internen Revision, dann des Referates
Finanzwirtschaft und schließlich zum Dezernatsleiter der
Klinikumsverwaltung nur konsequent. Bewundernswert ist, dass
Reinhard Wagner neben diesen verantwortlichen Aufgaben im Jahre
1996 im Fernstudium den Abschluß als Diplom-Kaufmann erworben
hat. Wir haben uns deshalb besonders gefreut, daß wir ihn
als Nachfolger unseres über viele Jahre bewährten Haushaltreferenten
in der Zentralen Universitätsverwaltung gewinnen konnten.
Seit seinem Arbeitsbeginn Anfang Dezember letzten Jahres hat
er sich hervorragend eingearbeitet und befand sich auf dem Weg
zum Aufstieg in die Laufbahn des höheren Dienstes. Der plötzliche
Tod hat diese hoffnungsvolle Karriere beendet.
Neben allem Tragischen haben die letzten
Tage aber auch etwas gezeigt, das hoffnungsvoll stimmt:
Das Maß an Hilfsbereitschaft, die gegenseitige
Unterstützung haben mir deutlich gemacht, daß wir
- ungeachtet aller alltäglichen Zwistigkeiten, aller Konkurrenz,
aller Diskussionen - kein reines Zweckunternehmen, keine Schönwettergesellschaft,
sondern eine Gemeinschaft sind, die zueinander steht, wenn es
schwierig wird.
Ich möchte mich deshalb auch an dieser
Stelle sehr herzlich bei denen bedanken, die das Unglück
überlebt haben, dafür, dass und wie Sie in einer für
Sie selbst höchst schwierigen Situation den Angehörigen,
den Kollegen in ihrer Betroffenheit über das Unglück
geholfen haben, diese Katastrophe zu bewältigen, zumindest
in den nächsten Tagen. Mir ist bewusst - und ich spüre
das auch selbst immer wieder -, dass wir alle noch lange Zeit
brauchen werden, um die schrecklichen Ereignisse zu verarbeiten.
Ich danke deshalb Herrn Professor Kornhuber, daß er den
betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern spontan seine Hilfe
angeboten hat.
Danken möchte ich auch an dieser Stelle
aus der Ferne all denen, die bei der Bergung und Versorgung der
Unfallopfer zum Teil unter Gefahr für ihr eigenes Leben
mitgearbeitet haben. Ich habe in vielen Telefongesprächen
in den letzten Tagen gespürt, mit welchem Engagement und
unter welchen Schwierigkeiten dort gearbeitet wurde.
Danken möchte ich Herrn Siegfried Olbrich,
daß er sich sofort bereit erklärt hat, uns aus dem
Ruhestand heraus in dieser schwierigen Situation zu helfen.
Und danken möchte ich schließlich
Herrn Professor Seitz dafür, daß er zusammen mit Herrn
Pfarrer Will diesen Gottesdienst vorbereitet und gestaltet hat.
Zu danken gilt es aber vor allem den Verstorbenen:
für die Zeit, die sie mit uns waren,
für die Zuneigung, die sie uns geschenkt haben,
für die Arbeit, die sie geleistet haben.
Unser Mitgefühl gilt allen Angehörigen
von Friedrich Brüsseler, Birgit Goosmann und Reinhard Wagner.
Wir werden den Verstorbenen ein ehrendes Angedenken bewahren.
Um dafür auch ein äußeres
Zeichen zu setzen, habe ich mit den Behörden vor Ort und
mit der Feuerwehr in Ammerndorf bereits besprochen, daß
wir am 1. Jahrestag am Ort des Unglücks ein Kreuz aufstellen,
das an Friedrich Brüsseler, Birgit Goosmann und Reinhard
Wagner erinnert.
Mediendienst Aktuell Nr. 2492 vom
10.8.2001
Sachgebiet Öffentlichkeitsarbeit (Pressestelle)
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