Philosophische Fakultät I


Kulturtransfer und Rekontextualisierung


Am Freitag, 13. Juli, und Samstag, 14. Juli 2001 findet in der Aula der Volkshochschule, Friedrichstr. 17, in Erlangen ein Kolloquium zum Thema "Kulturtransfer und Rekontextualisierung" des Graduiertenkollegs 516 - Kulturtransfer im Europäischen Mittelalter der Universität Erlangen-Nürnberg statt.
 
Das zentrale Interesse der Kulturtransferforschung gilt dem Prozeß der Übertragung von Objekten, Praktiken, Texten und Diskursen von einer Ausgangs- in eine Zielkultur. Dabei begreift die Transferforschung kulturellen Austausch als dynamischen Prozeß der Transformation.
Dieser zentrale Aspekt ist mit dem Begriff der "Rekontextualisierung" zu beschreiben: Kulturelle Objekte werden beim Transfer nicht unverändert in ihrer Form und ihrer Funktion von der Ausgangs- in die Zielkultur übernommen. Sie werden aus dem Sinn- und Verwendungszusammenhang der Ausgangskultur gelöst und in der aufnehmenden Kultur den dortigen Bedürfnissen und Konjunkturen entsprechend in einen neuen Verwendungszusammenhang eingebettet.
 
Dabei werden Form und Funktion des transferierten Objekts, aber auch das Gefüge der Zielkultur verändert. Durch die Rekontextualisierung erhält das Objekt Systemrelevanz und führt so zu einem Prozeß der kulturellen Rekonfiguration.
 
Die Tagung "Kulturtransfer und Rekontextualisierung" widmet sich aus interdisziplinärer Perspektive den skizzierten Phänomenen und spannt dabei einen Bogen vom Frühmittelalter bis ins 17. Jahrhundert.
 
Veranstaltet wird das Kolloquium vom Graduiertenkolleg 516 "Kulturtransfer im europäischen Mittelalter" an der Universität Erlangen-Nürnberg, in dessen Rahmen seit 1999 aus interdisziplinärer Perspektive - beteiligt sind zwölf Fächer an vier Fakultäten der Universität - zum Thema gearbeitet wird.
 
Programm
Freitag, 13. Juli

14.00: Begrüßung und thematische Einführung
14.30: Dr. Martin Przybilski (Würzburg)
Salomos Wunderwurm - Stufen der Adaptation eines talmudischen Motivs in lateinischen und deutschen Texten des Mittelalters
15.30: Dr. Avinoam Shalem (München)
If Objects could speak: Objects as carriers of real or contrived memories in a cross-cultural context
17.00: PD Dr. Christoph Flüeler (Fribourg)
Die Intention Wilhelms von Moerbeke. Überlegungen zu seinem Übersetzungsprogramm und seinen wissenschaftlichen Interessen
18.00: Dr. Annette Kehnel und Prof. Dr. Gert Melville (Dresden)
Zentrum und Peripherie. Diffusionsprobleme beim Kulturtransfer aus der Ordensgeschichte des 13. Jahrhunderts (Franziskaner und Cluniazenser)
 
Samstag, 14. Juli
9.00: Dr. Felix Heinzer (Stuttgart)
Netzwerke monastischer Erneuerungsbewegungen als Träger von Kulturtransfer - Das Beispiel der Hirsauer Reform
10.30: Dr. Klaus van Eickels (Bamberg)
Von der konstitutiven Übereinstimmung des Willens zum geschuldeten "consilium et auxilium". Rezeption und normative Rekodierung deskriptiver Freundschaftsvorstellungen der Antike im Mittelalter
11.30: Prof. Dr. Folker Reichert (Stuttgart)
Erfahrene Theologie. Vom moralischen Sinn geographischen Wissens im späten Mittelalter
13.00: Prof. Dr. Mireille Schnyder (Konstanz)
"Ein frembd Schiff mit Persianischen Wahren beladen". Die deutsche Übersetzung des persischen ,Golestan' von Saadi durch Adam Olearius (1654)
14.00: Abschlußdiskussion
Das Kolloquium findet statt in der Aula der Volkshochschule Erlangen, Friedrichstrasse 17.
 
Weitere Informationen:
Graduiertenkolleg "Kulturtransfer im europäischen Mittelalter"
Koordination: Silke Philipowski, Krankenhausstr. 2-4, 91054 Erlangen
Tel. 09131/85 -25814, E-Mail: mittelalter@phil.uni-erlangen.de



MediendienstAktuell Nr. 2447 vom 5.7.2001

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