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Eröffnungsvortrag im Kollegienhaus

Start des Graduiertenkollegs "Kulturhermeneutik"


Am Dienstag, 24. April 2001, beginnt das neue Graduiertenkolleg "Kulturhermeneutik im Zeichen von Differenz und Transdifferenz" offiziell seine praktische Arbeit. Den Eröffnungsvortrag mit dem Titel "Jenseits der Kulturen?" hält PD Dr. Shingo Shimada vom Institut für Soziologie. Die Veranstaltung beginnt um 18.15 Uhr im Senatssaal des Kollegienhauses, Universitätsstraße 15, in Erlangen.
 
Das neues geistes- und gesellschaftswissenschaftliches Graduiertenkolleg "Kulturhermeneutik im Zeichen von Differenz und Transdifferenz" an der Universität Erlangen-Nürnberg wurde Ende 2000 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft bewilligt. Das Kolleg vergibt 16 Promotionsstipendien und ein Postdoktorandenstipendium für hochqualifizierte hochwuchswissenschaftler. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten haben zum 1. April 2001 die Arbeit an ihren Dissertationen aufgenommen und sind zugleich in ein umfangreiches Studienprogramm eingebunden, das auch weiteren Kollegiaten mit thematisch einschlägigen Projekten zugute kommt. Als Gesamtfördersumme bis zum Jahr 2004 sind mehr als 1,5 Millionen Mark zugesagt; für 2001 stehen Fördergelder in Höhe von 387.000 Mark zur Verfügung. Beteiligt sind die Fächer Amerikanistik, Anglistik, Kanadistik, Medienwissenschaft, Politische Wissenschaft, Soziologie, Systematische Theologie und Theologische Sozialethik. Sprecher des DFG-Graduiertenkollegs, dem zwölften an der Universität Erlangen-Nürnberg, ist Prof. Dr. Helmbrecht Breinig, Inhaber des Lehrstuhls für Amerikanistik.
Ausgangspunkt des Kollegs ist das in der gegenwärtigen politischen Diskussion um kulturelle Identität hochaktuelle Phänomen kultureller Differenz nach ethnischer Zugehörigkeit, Nationalität, Religion, gender, sexueller Präferenz, sozialer Schicht oder anderen Orientierungen. Gerade im Zeitalter der Globalisierung einerseits und der (Rück-) Besinnung vieler Gruppen auf ihre kulturelle Eigenart andererseits, d.h. der Spannung zwischen Angleichung und (multikultureller) Ausdifferenzierung, ist Differenz ein Standardthema wissenschaftlicher Beschäftigung geworden. Es läßt sich mit Blick auf zeitgenössische und historische Zustände verfolgen, aber auch auf Veränderungsprozesse bei Selbst- und Fremdbildern sowie Selbst- und Fremddeutungen. Dabei sind die Möglichkeiten und Grenzen des interkulturellen Verstehens und somit hermeneutische Fragestellungen von zentralem Interesse.
 
Diese eher vertraute Sichtweise bedarf jedoch der Ergänzung. Die Vielfalt von Differenzphänomenen und die Vielzahl an Interaktionen macht Mehrfachzugehörigkeit zur Regel. Die grenzüberschreitende Überlagerung von Zugehörigkeiten, die spannungsvolle Kombination von Loyalitäten und damit Identitätsaspekten bei Einzelnen sowie bei kleineren und größeren Gruppen wird in diesem Kolleg als "Transdifferenz" bezeichnet. Transdifferenz erfordert eine Neu-Reflexion der Begriffe Kultur, Interkulturalität und Hermeneutik, aber auch der Fragen von gesellschaftlicher Definitionsmacht und soziopolitischer Ordnung als jeweiligen Rahmen.
 
Die im Kontext dieses Kollegs entstehenden Dissertationen sollen z.B. folgende Themenbereiche behandeln: Texte von ethnischen Minderheiten, das Verhältnis von Körper und Macht, die Problematik regionaler Identitätsbildung, die Spannung zwischen globaler und lokaler Medien-Rezeption, Hybridisierung des Verfassungsdenkens in asiatischen Nationen, die Verfassungsinterpretation als hermeneutische Normierung in westlichen Staaten, religiöse Kanonisierungsprozesse und die Frage einer transdifferenten Ethik. Interdisziplinäre Arbeiten sind erwünscht, und die Vernetzung des Graduiertenkollegs mit weiteren Forschungsprogrammen und -institutionen an der Universität, aber auch außerhalb, ist ein wesentliches Anliegen.
Am neuen Graduiertenkolleg sind Prof. Dr. Helmbrecht Breinig (Amerikanistik), Dr. Klaus Lösch (Amerikanistik), Prof. Dr. Doris Feldmann (Anglistik), Prof. Dr. Dieter Meindl (Kanadistik), Prof. Dr. Heidemarie Schumacher (Medienwissenschaft), Prof. Dr. Jürgen Gebhardt (Politische Wissenschaft), Dr. habil. Shingo Shimada (Soziologie), Prof. Dr. Walter H. Sparn (Systematische Theologie), und Prof. Dr. Hans G. Ulrich (Theologische Sozialethik) beteiligt.
 
 
Die Graudiertenkollegs der Deutschen Forschungsgemeinschaft

Seit 1986 fördert die DFG Graduiertenkollegs. Dies sind befristete Einrichtungen der Hochschulen zur Förderung des graduierten wissenschaftlichen Nachwuchses. Doktoranden erhalten in Graduiertenkollegs die Möglichkeit, ihre Arbeit im Rahmen eines koordinierten, von mehreren Hochschullehrern getragenen Forschungsprogramms durchzuführen. Sie werden dadurch - über die Betreuung durch einzelne Hochschullehrer hinaus - in die Forschungsarbeit der am Kolleg beteiligten Einrichtungen einbezogen. Das zusätzliche Angebot eines systematisch angelegten Studienprogramms gewährleistet zudem eine fundierte Einführung in und ein breiteres Verständnis für den Wisssenschaftszweig, in dem die Arbeit entsteht. Eine interdisziplinäre Ausrichtung des Forschungs- und Studienprogramms ist erwünscht.
 
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Walter Sparn, Lehrstuhl für Systematische Theologie I (Dogmatik)
Kochstraße 6, 91054 Erlangen
Tel.: 09131/8522215/18, Fax: 09131/8526392
E-Mail: wrsparn@theologie.uni-erlangen.de

MediendienstAktuell Nr. 2347 vom 20.4.2001
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