Augenklinik der Universität Erlangen-Nürnberg entwickelt 3D-Atlas

"Schau mir in die Augen, Doc!"


Michaela blickt konzentriert durch ihre Shutterbrille. Ruhig liegt die rechte Hand auf der Maus. Mit Präzision bewegt sie den Cursor über den Monitor. Nur das Klicken der Maus ist zu hören, wenn Michaela und ihre beiden Kommilitonen von der Faszination der Bilder gefangen sind. Wie das Computerspiel wohl heißen mag, das die drei Medizinstudenten in der Universität spielen? Aber der Schein trügt. Die angehenden Augenärzte sind vertieft in einen datenbankgestützten ophthalmologischen Internetatlas unter www.trizax.com, der von Dr. Antonio Bergua und Folkert Horn an der Augenklinik der Universität Erlangen-Nürnberg (Prof. Dr. Gottfried O.H. Naumann) entwickelt wurde. Die Weltneuheit daran: dank modernster Computertechnik kann das Auge erstmals auch dreidimensional in der Tiefe erfasst werden.
 
Es gibt eine Vielzahl von gedruckten und Online-Augenatlanten. Auf den ersten Blick ist auch unter www.trizax.com alles wie gehabt. In einer Online-Datenbank sind makroskopische Aufnahmen aus anonymisierten klinischen Befunden von Patienten der Erlanger Augenklinik gesammelt. Sie können zu Studien- und Fortbildungszwecken bequem im Internet aufgerufen werden. Doch mit der richtigen Technik erheben sich aus der zweidimensionalen Glasscheibe des Monitors Bilder mit ausgeprägter räumlicher Wirkung. "Niedergelassene Augenärzte, andere Fachkollegen oder Medizinstudenten können sich so ein realitätsnahes Bild von typischen Augenerkrankungen machen", erläutert Bergua. Die Vorteile der 3D-Abbildung liegen seiner Meinung nach auf der Hand: "Augenkrankheiten manifestieren sich häufig in Veränderungen der feinen anatomischen Augenstrukturen, die nur wenige Millimeter betragen. Sie lassen sich in der dreidimensionalen Abbildung leicht erkennen und einordnen." Eine Schwellung des Sehnervenkopfes im Auge scheint förmlich aus dem Bildschirm herauszuspringen. Bei einer Aushöhlung im Sehnervenkopf eines Patienten mit grünem Star hingegen wird man gewissermaßen vom Sog des Bildes mit in die Tiefe gezogen.
 
Die verwendete Technik geht dabei von bereits vorhandenen Komponenten aus. Zur dreidimensionalen Abbildung wird eine handelsübliche Software verwendet, die "das Editieren und Betrachten stereoskopischer Bilder sehr einfach macht", so Dipl.-Ing. Folkert Horn, der das System gemeinsam mit Dr. Bergua entwickelt hat. Für die gewünschte Raumwirkung braucht man nur noch eine so genannte Shutterbrille, wie sie jeder ambitionierte Computerspieler zuhause hat. In Kooperation mit der deutschen Herstellerfirma Elsa in Aachen wurde die Darstellung der Bilder so weit optimiert, dass diese durch die Erhöhung der Wiederholungsfrequenz auf 120 Hz flackerfrei wahrgenommen werden können. Bergua: "Obwohl die Brille für 3D-Computerspiele entwickelt wurde, ist mit ihr auch die Betrachtung klinischer Befunde für Lehre und Forschung möglich."
Mit der räumlichen Darstellung, so hoffen die Erlanger Augenärzte, wird das Verständnis um die Pathogenese vieler Augenerkrankungen erheblich verbessert. Morphologische Befunde können so schneller erkannt und anatomisch korrekt eingeordnet werden - und zwar weltweit. Dementsprechend sind die Erläuterungstexte zu den bisher rund fünfzig Bildern auf Englisch gehalten. Versionen in Deutsch und Spanisch sollen folgen.
Und auch sonst setzen die Entwickler Bergua und Horn auf Weiterentwicklung. Neben der kontinuierlichen Erweiterung des Augenatlasses arbeiten die beiden fieberhaft an anderen medizinischen und naturwissenschaftlichen Bildatlanten.
 
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Eine Shutterbrille, gesteuert über einen Infrarotsender und spezielle Software, ermöglicht es, ophthalmologische Bilder am Monitor dreidimensional zu sehen. Vorher wurden die 3D-Bilder aus dem Internet (www.trizax.com) auf den Rechner heruntergeladen.

 

Weitere Informationen:
Dr. Antonio Bergua, Augenklinik der Universität Erlangen-Nürnberg
Schwabachanlage 6, 91054 Erlangen
Tel.: 09131/ 85 -34433, Fax: 09131/ 85 -34436
E-mail: antonio.bergua@augen.imed.uni-erlangen.de
Internet: www.trizax.com


Mediendienst Aktuell Nr. 2500 vom 27.8.2001

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