Collegium Alexandrinum


Über die Entwicklung des menschlichen Auges

 
Im Rahmen der Vortragsreihe des Collegium Alexandrinum der Universität Erlangen-Nürnberg spricht am Donnerstag, 22. November 2001, um 20.15 Uhr im Hörsaal des Instituts für Biochemie (Fahrstraße 17, 91054 Erlangen) Prof. Dr. Ernst R. Tamm vom Anatomischen Institut über "Augenblicke der Augenentwicklung. Die Entstehung des Sehorgans". Der Eintritt ist frei.
 
Visuelle Eindrücke dominieren unser Leben. 60 Prozent der zum zentralen Nervensystem ziehenden Nervenfasern befinden sich in den beiden Sehnerven. Die Hälfte unseres Gehirns ist mit der Verarbeitung visueller Informationen beschäftigt. Die Wahrnehmung des Lichts und die Umwandlung des Lichteindrucks in ein Signal, das zum Gehirn weitergeleitet werden kann, erfordert die regelrechte Funktion zahlreicher Gewebe im Auge. Diese Gewebe bilden eine sehr komplexe Feinstruktur aus, die über einen komplizierten Entwicklungsprozeß im embryonalen Leben entsteht.
 
Bereits in der 4. Woche der Schwangerschaft entsteht die Anlage der Netzhaut des Auges aus dem embryonalen Hirngewebe. Diese Anlage, das Augenbläs-chen, wächst zur Oberfläche des Embryos, wo es die Bildung der Linse induziert. Danach stülpt sich das Augenbläschen zum Augenbecher ein, in welchen die Linse verlagert wird. Die bindegewebigen Elemente des Auges gehen aus der Neuralleiste hervor. Die Zellen der Neuralleiste wandern von dorsal in die Kopfregion ein, wo sie sich an der Bildung großer Teile des Kopfskeletts beteiligen.
 
Diese Entwicklungsprozesse unterliegen einer genauen genetischen Steuerung, deren Elemente zum Teil in den letzten Jahren identifiziert worden sind. Kritische Komponenten dieser Steuerung sind so genannte Transkriptionsfaktoren, d.h. Proteine, welche die Auswertung der genetischen Information regulieren. Bei der Augenentwicklung kommt eine entscheidende Rolle dem Transkriptionsfaktor Pax6 zu. Fehlt Pax6, kommt es nicht zur Entwicklung eines Auges. Die Struktur von Pax6 ist in der Stammesgeschichte äußerst konserviert worden, so daß sich ein sehr ähnliches Protein auch bei Insekten findet, wo es auch für die Entwicklung der Augen zuständig ist. Experimente zeigen, dass auf Grund der Konservierung das Pax6 Protein von Säugetieren bei Insekten die Bildung eines Insektenauges stimulieren kann. Beim Menschen führen Mutationen von Pax6 zu erblichen Augenerkrankungen.
 
Weitere Informationen
Prof. Dr. Ernst R. Tamm
Anatomisches Institut
Telefon 09131/85 -26745
ertamm@anatomie.uni-erlangen.de
 
 
Mediendienst Aktuell Nr. 2604 vom 21.11.2001

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