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- Mikrodialyse enthüllt das Eindringen
schädlicher Substanzen durch die Haut
Kapillaren als Fallen für Fremdstoffe
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- Die Haut schützt vor Infektionen
und Vergiftungen, doch unüberwindlich ist die Trennwand
zur Außenwelt nicht. Auch wenn sie nicht verletzt wird,
können schädliche Substanzen die Barriere überwinden.
Am Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin ist
eine Möglichkeit gefunden worden, Fremdstoffe beim Eindringen
abzufangen. Mit Hilfe der Mikrodialyse können viele wissenschaftlich
noch offene Fragen zum Einfluss von Entzündung und Hautreizung,
zur Wirkung von Hautpflegeprodukten oder zum Stoffwechsel in
der Haut erstmals direkt am Menschen systematisch bearbeitet
werden.
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- Zur Penetration von Gefahrstoffen durch die
Haut fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) ein
Projekt, das mehrere medizinische Fachgebiete berührt. Prof.
Dr. Hans Drexler und Prof. Dr. Jürgen Angerer leiten die
Untersuchungen am Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin.
Prof. Dr. Manigé Fartasch bringt die Erfahrungen ein,
die sie an der Dermatologischen Klinik in langjährigen Forschungen
zur Struktur der Hornschicht der Haut, ihrer Funktion und ihrer
Veränderung bei Berufsekzemen gesammelt hat. PD Dr. Martin
Schmelz wendet die Mikrodialyse am Institut für Physiologie
und Experimentelle Pathophysiologie seit langem in anderen Zusammenhängen
an, vorwiegend bei der Schmerz- und Entzündungsforschung.
An der Kooperation ist außerdem Dr. Thomas Göen vom
Institut für Arbeitsmedizin der RWTH Aachen beteiligt.
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- Warnsystem fehlt
- Abstoßende Gerüche, ein unangenehmer,
fremdartiger Geschmack machen darauf aufmerksam, dass mit der
Nahrung oder der Atemluft womöglich Schadstoffe in den Körper
gelangen. Für die Haut fehlt ein solches über die Sinne
vermitteltes Warnsystem, obwohl auf diesem Weg ebenfalls alltäglich
Stoffe aufgenommen werden. Medikamente können auf diese
Weise wirksam werden. Zahlreiche Substanzen, mit denen man am
Arbeitsplatz in Berührung kommt, durchdringen die schützende
Gewebeschicht und erreichen eventuell eine Konzentration, die
die Gesundheit gefährdet.
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- Mit der Mikrodialyse steht erstmals ein Instrument
dafür zur Verfügung, den eindringenden Fremdstoffen
unmittelbar auf der Spur zu bleiben. Die Methode wurde entwickelt,
um Konzentrationen von Stoffen im Zwischenzellraum zu bestimmen.
In das Gewebe werden Kapillaren eingebracht, äußerst
feine Röhrchen. Sie bestehen aus einer halb durchlässigen
Membran, die Stoffe nur von außen nach innen eintreten
lässt. Die Kapillaren werden mit einer Trägerlösung
durchströmt.
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- Dem Konzentrationsgefälle entsprechend
treten Stoffe des Extrazellulärraums durch die Membran.
Sie können zusammen mit der Trägerlösung aufgefangen
und analysiert werden. Der Mengenanteil von Substanzen im Gewebe
läßt sich aus den so gewonnenen Werten erschließen.
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- Die Mikrodialyse hat sich als eine gut zu
reproduzierende, einfach handhabbare und kostengünstige
Methode erwiesen, mit der das Eindringen von Stoffen durch die
Haut im Tierversuch und beim Menschen zuverlässig erfasst
werden kann. Ihre Anwendung bietet sich vor allem an, wenn die
Penetration von Gefahrstoffen direkt an der menschlichen Haut
untersucht werden soll. Das ist beispielsweise nötig, um
abzuschätzen, welche Bedeutung äußeren und inneren
Einflussfaktoren in diesem Prozess zuzumessen ist.
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- Weniger Tierversuche?
- Der unmittelbare Vergleich von am Menschen
gewonnenen Daten mit Ergebnissen aus Tierversuchen ermöglicht
es, die Übertragbarkeit zu prüfen, und hilft die Frage
klären, inwiefern solche Versuche sinnvoll und unumgänglich
sind. Dies könnte darin münden, dass weniger Tests
zur Hautresorption an Tieren durchgeführt werden.
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- Die bisherigen Untersuchungen belegen durchgehend,
wie wichtig eine unversehrte Hornschicht für den Schutz
des Körpers vor Fremdstoffen ist. Der Einfluss von Hautpflegemitteln
ist dagegen wesentlich komplexer. An intakter Haut war keine
eindeutig schützende Wirkung feststellbar. Der Zustand der
Hornschicht ist auch in diesem Zusammenhang von großer
Bedeutung; daneben gibt es stoffspezifische Unterschiede. Auf
diesem Gebiet werden die Forschungsarbeiten konsequent fortgeführt.
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- Das Institut für Arbeits-, Sozial- und
Umweltmedizin ist eine der weltweit führenden Institutionen,
die den Nachweis von Fremdstoffen im menschlichen biologischen
Material, das so genannte Humanbiomonitoring, wissenschaftlich
bearbeiten. Vier Wissenschaftler des Instituts sind berufene
Mitglieder der Senatskommission zur Prüfung gesundheitsschädlicher
Arbeitsstoffe der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Das DFG-Projekt
zur Penetration von Gefahrstoffen durch die Haut läuft von
1998 bis zum Jahr 2002 und ist mit einer Fördersumme von
675.000 Mark ausgestattet.
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- Kontakt:
Prof. Dr. Hans Drexler, Institut für Arbeits-, Sozial- und
Umweltmedizin
Schillerstraße 25/29, 91054 Erlangen
Tel.: 09131/85 -22312, Fax: 09131/85 -22317
E-Mail: Hans.Drexler@rzmail.uni-erlangen.de
Mediendienst FORSCHUNG Nr. 602 vom 28.06.2001
Sachgebiet Öffentlichkeitsarbeit (Pressestelle)
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