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Blutkrebs früher erkennen

Uni-Klinikum Erlangen erprobt neue Diagnosetechnik

Krebserkrankungen führen trotz innovativer Behandlungsmethoden in Deutschland immer noch die Todesstatistiken an. An der Medizinischen Klinik 5 – Hämatologie und Internistische Onkologie des Universitätsklinikums Erlangen soll jetzt eine neue diagnostische Methode erprobt werden, um im Körper verstreute Krebszellen durch eine magnetische Blutdurchflussmessung (Magnetzytometrie) zu identifizieren. „Neben der Entwicklung neuer Behandlungsstrategien liegt das größte Potenzial zur Verringerung der Krebssterblichkeit derzeit in der Früherkennung bzw. in der Überwachung des Therapieansprechens“, sagte Klinikdirektor Prof. Dr. Andreas Mackensen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert das Forschungsprojekt an sechs Standorten mit insgesamt 3,4 Millionen Euro. Am Uni-Klinikum Erlangen soll das innovative Verfahren erstmals bei Patienten mit Blutkrebs (Leukämie) angewendet werden.

Mit der neuen diagnostischen Methode soll die Konzentration von seltenen Zellen aus dem Patientenblut durch magnetische Detektion mit einem Festplattenlesekopf bestimmt werden. Diese Plattformtechnologie auf der Basis von magnetisch markierten Zellen und entsprechenden Sensoren wird magnetische Durchflusszytometrie genannt. Im Gegensatz zur optischen Durchflusszytometrie – dem bisherigen Maß aller Dinge für die Einzelzelldetektion – sollen mit der neuen Technologie Zellen direkt in komplexen Medien wie Blut ohne Probenvorbereitungsschritte (und damit verbundene Verluste) detektiert werden. „Durch diese schnelle Analytik könnte erstmalig eine patientennahe Durchflusszytometrie für die Diagnostik und Therapie realisiert werden“, sagte Prof. Mackensen. Bislang existiert kein routinemäßig einsetzbares System, um einzelne Tumorzellen dynamisch in einem kontinuierlichen Messverfahren mit hoher Qualität und geringer Probenvorbereitung zu detektieren. Unter der Projektleitung von Dr. Jacobus Bosch soll in den kommenden drei Jahren das Verfahren in Kooperation mit dem Routinelabor der Klinik (Leitung: Prof. Dr. Stefan Krause) so weit entwickelt werden, dass es dann am Patientenbett erprobt werden kann.

Neue Methode bietet viele Vorteile

Die neue Methode kann vereinfacht als „zelluläre Festplatte“ betrachtet werden, wobei die markierten Zellen wie Perlen auf einer Schnur gezielt über den Lesekopf transportiert und ausgelesen werden. Aus Gründen der Sterilität wird der Geräteteil, der mit Blut in Berührung kommt, anschließend entsorgt, die Sensorik jedoch bei der nächsten Probe erneut eingesetzt. Die Verwendung von hochwertigen Einwegkunststoffen für Medizin und Biotechnologie (BioDisposable) bietet den Vorteil der konzeptbedingten Sterilität, die sich bei Mehrweglösungen nicht oder nur mit hohem Aufwand realisieren lässt. Weitere Vorteile sind das geringe Gewicht, Transparenz, Modularisierbarkeit und Kosteneffizienz. Vor diesem Hintergrund wird das Projekt „Magnetische Durchflusszytometrie“ im Rahmen der Fördermaßnahme „Funktionale Einwegsysteme für die Medizin und Bioproduktion – BioDisposables“ vom BMBF unterstützt. Weitere Partner im Verbundprojekt sind: Siemens (Erlangen), Biotechnologie-Firmen in Berlin, Lahnau, Dortmund und Jena sowie die HNO-Klinik des Universitätsklinikums Mainz.

Weitere Informationen für die Medien:

Prof. Dr. Andreas Mackensen

Tel.: 09131/85-35955

andreas.mackensen@uk-erlangen.de

uni | mediendienst | aktuell Nr. 109/2012 vom 25.5.2012

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