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Präsenz und implizites Wissen

Geisteswissenschaftliches Graduiertenkolleg startet zum 1. April

Für 13 Doktorandinnen und Doktoranden sowie einen Postdoktoranden beginnt am 1. April 2012 das neue Graduiertenkolleg „Präsenz und implizites Wissen“ an der Friedrich-Alexan­der-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Beteiligt sind die Fächer Amerikanistik, Komparatistik, Medienwissenschaft, Politikwissenschaft, Religionswissenschaft, Sinologie, Soziologie und Systematische Theologie. Sprecherin ist Prof. Dr. Heike Paul, Inhaberin des Lehrstuhls für Amerikanistik, insbesondere nordamerikanische Literatur- und Kulturwissenschaft. Die feierliche Auftaktveranstaltung findet am 3. Mai 2012 um 17.00 Uhr in der Aula der Universität statt. Die Festrednerin wird Prof. Dr. Elisabeth Bronfen (Universität Zürich) sein; sie spricht zum Thema „Hollywoods Kriege: Historisches Wissen anderer Art“ .

Das Kolleg verbindet die kulturwissenschaftliche Diskussion von Präsenz mit sozialwissenschaftlichen Theorien des impliziten Wissens und betrachtet diese Verbindung unter dem Aspekt des Kulturvergleichs. Mit dem Begriff „Präsenz“ kann eine zeitliche oder räumliche Gegenwart und Unmittelbarkeit bezeichnet werden, die in besonderer Weise hervortritt oder hervorgehoben werden soll. Zusätzlich verstärkt wird Präsenz als Präsentifikation, das heißt als auffällige In-Szene-Setzung und Zur-Schau-Stellung. Von hier aus schlägt das Graduiertenkolleg Brücken zum impliziten Wissen, das sprachlich nicht ausgedrückt werden kann, sondern vor allem in Handlungen zum Ausdruck kommt. Dabei wird von einer Interdependenz ausgegangen. Das Verständnis dessen, was in Gesellschaft und Kultur präsent erscheint, beruht auf impliziten Wissensbeständen. Umgekehrt sind Merkmale der Präsenz und der Präsentifikation dem impliziten Wissen gerade deshalb zu eigen, weil es über Präsenzphänomene, z. B. in praktischen Handlungen, expliziert werden kann.

Die Teilnehmer des Graduiertenkollegs sollen historische und aktuelle Diskurse zur Präsenz in verschiedenen gesellschaftlichen Funktionsbereichen wie Religion, Kunst, Politik, Medien oder Populärkultur untersuchen. Im Gegensatz zu bisherigen wissenschaftlichen Analysen, die sich meist auf die europäische Ideengeschichte beschränkten, kommt die Dimension des Kulturvergleichs hinzu. Forschungen in den Kulturräumen Nordamerika, Naher Osten, China, Latein­amerika, Indien und Osteuropa sollen das Bewusstsein für alternative Konzepte von Präsenz schärfen und zugleich verdeutlichen, dass auch europäische Präsenzdiskurse von kulturellen Eigenheiten geprägt sind.

Weitere Informationen für die Medien:

Prof. Dr. Heike Paul

Tel.: 09131/85-22437

heike.paul@amer.phil.uni-erlangen.de

uni | mediendienst | aktuell Nr. 52/2012 vom 29.3.2012

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