Aktuelles


25 Jahre Knochenmarktransplantation

Über 150 ehemalige Patienten und Angehörige kommen zur Festveranstaltung

Seit 25 Jahren werden am Universitätsklinikum Erlangen bei Patienten mit bösartigen Erkrankungen wie dem Blutkrebs Knochenmarktransplantationen (KMT) von einem gesunden Spender durchgeführt. Vor diesem Hintergrund hat die Medizinische Klinik 5 – Hämatologie und Internistische Onkologie (Direktor: Prof. Dr. Andreas Mackensen) des Uni-Klinikums Erlangen am kommenden Samstag, 3. März 2012, alle ehemaligen Patienten und deren Angehörige eingeladen, denen in den vergangenen Jahren in Erlangen Knochenmark von einem Spender transplantiert wurde. In Vorträgen soll aufgezeigt werden, wie sich die Stammzelltransplantation von einem Spender auf einen Patienten (allogene Transplantation) weiterentwickelt hat. Mittlerweile ist in Erlangen nicht nur die allogene Stammzellübertragung aus operativ entnommenem Knochenmark oder aus Blut gewonnenen Zellen eines passenden Spenders möglich, sondern auch aus Nabelschnurrestblut oder aus Knochenmark eines verwandten, nur teilweise passenden Spenders (haploidente KMT).

„Das Uni-Klinikum Erlangen gehört seit 25 Jahren zu den Knochenmarktransplantationszentren in Bayern, die bereits frühzeitig modernste Transplantationsverfahren angewendet haben“, sagt Prof. Mackensen. „In dieser Tradition stehen wir bis heute und können nach dem Umzug der Medizinischen Klinik 5 nun auch modernste Medizin in neuen Räumen anbieten.“ Neben Informationen zu neuesten Behandlungsmethoden soll in Vorträgen auch die körperliche und geistige Überwindung der Krankheit nach erfolgreicher KMT im Mittelpunkt stehen. Ebenfalls werden Führungen durch die neue KMT-Station (Leitung: Oberarzt Dr. Wolf Rösler) angeboten, die im September 2011 mit zwölf Betten in speziellen Reinlufträumen im Internistischen Zentrum eröffnet wurde.

Aus Blut gewonnene Stammzellen ersetzen zunehmend Knochenmarktransplantate

Die Durchführung von autologen und allogenen Knochenmark- oder Blutstammzelltransplantationen bei Erwachsenen ist ein Schwerpunkt der Medizinischen Klinik 5 des Uni-Klinikums Erlangen. Bei der sogenannten autologen Stammzelltransplantation werden blutbildende Stammzellen des Patienten verwendet. Bei der wesentlich komplizierteren allogenen Stammzelltransplantation stammen diese blutbildenden Stammzellen von einem anderen Menschen. Von diesen Transplantationsverfahren profitieren vor allem Patienten mit akuten Leukämien, Myelodysplasien (Präleukämien) und Lymphdrüsenkrebs.

Mit beiden Verfahren besteht in Erlangen bereits Erfahrung seit 1986. Das Erlanger Uni-Klinikum war nach der LMU München das zweite Zentrum in Bayern, an dem allogene Stammzelltransplantationen durchgeführt wurden. Im Jahr 1996 erfolgte in Erlangen die erste Stammzelltransplantation Nordbayerns von einem freiwilligen, nicht-verwandten Spender. „Durch die Entwicklung schonenderer Transplantationsverfahren können heute auch Patienten bis 70 Jahre durch die allogene Stammzelltransplantation geheilt werden“, so Prof. Mackensen.

Während früher für die autologe und allogene Stammzelltransplantation überwiegend operativ entnommenes Knochenmark zur Transplantation eingesetzt wurde, werden heute die Stammzellen vorrangig aus dem Blut gewonnen. „Das ist für den Stammzellspender mit deutlich weniger Belastung verbunden“, erläutert Prof. Mackensen. Über die Kooperation mit dem Zentralen Knochenmarkspender-Register Deutschland (ZKRD) stehen für die allogene Stammzelltransplantation derzeit etwa 11 Millionen potenzielle Knochenmarkspender zur Verfügung. In Erlangen sind inzwischen mehr als 300 Patienten mit allogenen Knochenmark- oder Blutstammzellen transplantiert worden.

Auch Stammzellen aus Nabelschnurblut oder von Verwandten werden jetzt transplantiert

Neben der bewährten Knochenmark- oder Blutstammzelltransplantation wird in der Medizinischen Klinik 5 seit zwei Jahren auch erfolgreich die Nabelschnurbluttransplantation durchgeführt, wenn kein Knochenmarkspender gefunden werden kann. Das Blut der Nabelschnur ist reich an Stammzellen, die bei der Therapie von Leukämien und Lymphomen eine entscheidende Rolle spielen. Nach der Entbindung wird die Nabelschnur nicht entsorgt, sondern mit Einverständnis der Eltern das Restblut (60 – 100 ml) mit seinen Stammzellen aus der Nabelschnur entnommen und bei etwa –170 °C im Uni-Klinikum Erlangen eingelagert. Später können diese Stammzellen entweder dem Kind selbst oder einem passenden Empfänger zur Therapie transplantiert werden.

Eine weitere neue Methode bei fehlendem Fremdspender, die seit dem vergangenen Jahr in Erlangen eingesetzt wird, ist die sogenannte haploidente Knochenmarktransplantation. Bei dieser Transplantationsform, bei der nur eine Hälfte des Gewebetyps übereinstimmt, stehen entweder die Eltern oder Geschwister als Knochenmarkspender zur Verfügung.

Die Wissenschaftler Prof. Dr. Armin Gerbitz und Dr. Julia Winkler aus der Medizinischen Klinik 5 erforschen derzeit im Transplantationsbereich die Übertragung von virus-spezifischen Immunzellen vom Stammzellspender zur Vorbeugung der gefürchteten Zytomegalie- bzw. Epstein-Barr-Virusinfektionen bei Patienten nach allogener Stammzelltransplantation.

Einladung für Vertreter der Medien

Der „Patiententag allogene Stammzelltransplantation“ findet am Samstag, 3. März 2012, von 11.00 bis 15.30 Uhr in den neuen Hörsälen Medizin, Ulmenweg 18, in Erlangen statt. Vertreter der Medien sind herzlich eingeladen. Um 12.45 Uhr ist ein Foto von über 100 ehemaligen Patienten geplant, die in Erlangen eine KMT erhalten haben – darunter auch einer der ersten in Erlangen transplantierten Patienten. Er steht ebenfalls für ein Interview zur Verfügung.

Weitere Informationen für die Medien:

Prof. Dr. Andreas Mackensen

Tel.: 09131 85-35954

andreas.mackensen@uk-erlangen.de

uni | mediendienst | aktuell Nr. 40/2012 vom 2.3.2012

Nach oben