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FAU richtet Lehrstuhl für Allgemeinmedizin ein

Das Fach soll in universitärer Lehre stärker verankert werden – Beitrag zur besseren hausärztlichen Versorgung insbesondere in ländlichen Regionen

Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) richtet zum Wintersemes­ter 2012/2013 einen neuen Lehrstuhl für Allgemeinmedizin ein. Ziel ist es, das Angebot im Medizinstudium zu erweitern und damit eine entscheidende Lücke zu schließen. Da die Allgemeinmedizin an deutschen Universitäten bislang kaum verankert ist, bekommen die angehenden Mediziner während ihres Studiums kaum einen Zugang zur Tätigkeit der Hausärzte. Dies wiederum wird als einer der Gründe für den Hausarztmangel insbesondere in ländlichen Gebieten gesehen. Das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst stellt für den neuen Lehrstuhl eine einmalige Anschubfinanzierung von 300.000 Euro zur Verfügung. Die dauerhafte Etablierung des Lehrstuhls erfolgt aus Mitteln der Medizinischen Fakultät der FAU und des Universitätsklinikums Erlangen.

„Wir schaffen mit diesem neuen Lehrstuhl die Möglichkeit, den Studierenden das Fach Allgemeinmedizin stringenter als bisher zu vermitteln und das Interesse für eine allgemeinmedizinische ärztliche Tätigkeit mit Niederlassung in einer Praxis zu wecken“, erläutert der Dekan der Medizinischen Fakultät der FAU, Prof. Dr. Jürgen Schüttler, die Überlegungen, die zur Einrichtung des neuen Lehrstuhls geführt haben. So sollen den Studierenden Vorlesungen, Seminare und Praktika auf dem Gebiet der Allgemeinmedizin angeboten und durch verschiedene Veranstaltungen ein besserer Zugang zur Hausarztmedizin ermöglicht werden. „Darüber hinaus sind auch Forschungsprojekte denkbar, die sich beispielsweise mit einem Schwerpunkt in der Versorgungsforschung etablieren können.“

Bislang hat Bayern mit einer Stiftungsprofessur an der TU München erst einen einzigen Lehrstuhl für Allgemeinmedizin, und auch deutschlandweit ist das Fach nicht wirklich institutionalisiert. Nach Information der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) gibt es derzeit 18 Professuren für Allgemeinmedizin an den Medizin führenden Universitäten. Viele davon sind Stiftungsprofessuren, die insbesondere durch die Kassenärztlichen Vereinigungen oder einzelne Krankenkassen finanziell unterstützt werden. Mit der Anschubfinanzierung in Erlangen macht der Freistaat Bayern deutlich, dass auch die Politik hier Handlungsbedarf erkannt hat. Die Universität wiederum wird durch die dauerhafte Finanzierung des Lehrstuhls aus Mitteln des Universitätsklinikums ihrer Verantwortung für die bedarfsgerechte Ausbildung des medizinischen Nachwuchses gerecht.

Dass ein solcher Lehrstuhl und eine stärkere Verankerung allgemeinmedizinischer Inhalte im Studium einen Beitrag zur besseren hausärztlichen Versorgung leisten können, zeigen diverse Studien und Beispiele in ganz Europa. „In Ländern wie Großbritannien, den Niederlanden und Skandinavien, in denen die Allgemeinmedizin ein hohes Ansehen und große Versorgungsanteile hat, ist dieses Fach auch als akademische Disziplin an den jeweiligen Universitäten deutlich stärker etabliert als in Deutschland“, stellt der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen in einem Sondergutachten fest. Er verweist zudem auf mehrere Länder, in denen auf die Gefährdung der medizinischen Grundversorgung in ländlichen Regionen durch gezielte Ausbildungsmaßnahmen reagiert wurde.

Die Ausschreibung des Lehrstuhls soll in Kürze erfolgen, die Medizinische Fakultät strebt eine Besetzung im Wintersemester 2012/2013 an. Neben einer Ausweitung des Lehrangebots verspricht sie sich von dem neuen Lehrstuhl auch eine Stärkung mehrerer medizinischer Forschungsschwerpunkte.

Weitere Informationen für die Medien:

Dekan

Prof. Dr. Jürgen Schüttler

Telefon: 09131/85-33676

Juergen.Schuettler@kfa.imed.uni-erlangen.de

uni | mediendienst | aktuell Nr. 26/2012 vom 14.2.2012

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