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Mit Kälte gegen Schlaganfall

EU fördert Studie am Uni-Klinikum Erlangen mit 11 Millionen Euro

Mit Kälte gegen den Schlaganfall – die Europäische Union fördert jetzt unter Leitung der Neurologischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen (Direktor Prof. Dr. Stefan Schwab) mit 11 Millionen Euro eine zukunftsweisende Studie zur besseren Behandlung des Schlaganfalls (therapeutische Hypothermie). Das Konzept der Studie wurde am 25. Mai von Prof. Schwab auf dem Europäischen Schlaganfallkongress in Hamburg (ESC) vorgestellt.

Vor drei Jahren wurde unter Federführung der Neurologischen Klinik des Uni-Klinikums Erlangen das europäische Netzwerk „European Stroke Research Network for Hypothermia“ (EuroHYP) gegründet. Darin arbeiten Ärztinnen und Ärzte sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus ganz Europa an der Erforschung und Etablierung der therapeutischen Hypothermie. Der Förderungsantrag des EuroHYP konnte sich jetzt gegen die starke Konkurrenz anderer medizinischer Projekte durchsetzen. „Wir hoffen, dass wir mit Hilfe der EU-Förderung einem wegweisenden Therapiekonzept die Bahn brechen können“, sagte Prof. Schwab.

Bei der Hypothermie wird das Gehirn des Schlaganfallpatienten durch Kälteeinwirkung (teilweise) in eine Art Winterschlaf versetzt. Mithilfe dieser Prozedur wollen die Forscher/innen die bleibenden körperlichen Beeinträchtigungen sowie die Zahl der Todesfälle nach einem Schlaganfall reduzieren. Da Hypothermie nicht patentierbar ist, gibt es bislang noch keine großen klinischen Studien bei Schlaganfallpatienten. Somit ist die Wirksamkeit (noch) nicht bewiesen. „Aus Tierexperimenten wissen wir, dass Hypothermie wie keine andere Therapie das Gehirn vor weiterer Schädigung schützen kann“, sagt Prof. Schwab. Um eine Wirksamkeit bei Menschen zu beweisen, startet nun die europaweite Studie. Bei insgesamt 1.500 Schlaganfallpatienten soll ab 2012 in ganz Europa die Kühltherapie untersucht werden. Koordinationszentrum für über 80 Schlaganfallzentren ist hierbei die Neurologische Klinik des Uni-Klinikums Erlangen.

Bei der Hypothermie nach Schlaganfall wird die Körpertemperatur des Patienten einen ganzen Tag lang auf 35 Grad Celsius herabgekühlt. Um zu verhindern, dass der Körper durch Muskelzittern versucht, die Temperatur wieder zu erhöhen, erhalten die Patienten Medikamente gegen das Kältezittern. Im Gegensatz zur Hypothermie, die bereits bei Großoperationen an Herz oder Gehirn oder nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand erfolgreich eingesetzt werden, ist der Schlaganfallpatient bei Bewusstsein. Durch die Kühlung des Gehirns wird dessen Sauerstoffverbrauch reduziert und somit Folgeschäden vorgebeugt. Auf der Schlaganfallstation der Erlanger Uniklinik setzen Ärzte diese Kältetherapie bereits erfolgreich ein.

Schlaganfall ist mit 500.000 Menschen pro Jahr eine der häufigsten Todesursachen in der Europäischen Union (EU). Pro Jahr kommt es in Europa zu über 2 Millionen neuen Schlaganfällen. „Mit zunehmender Lebenserwartung und besserer medizinischer Versorgung kann innerhalb der nächsten 30 Jahre mit einer Verdreifachung der Häufigkeit von Schlaganfällen gerechnet werden“, sagt Prof. Schwab. Trotz dieser alarmierenden Zahlen sind die therapeutischen Optionen zur Behandlung des ischämischen Schlaganfalls bisher noch sehr eingeschränkt. Weniger als 10 Prozent der Patienten mit Schlaganfällen erhalten eine wirksame Therapie. Weitere Infos unter www.eurohyp.org.

Weitere Informationen für die Medien:

Johannes Eissing

Tel.: 09131/85-36102

presse@uk-erlangen.de

uni | mediendienst | aktuell Nr. 149/2011 vom 25.5.2011

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