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Tagung für Notfallmediziner

Kongress in Erlangen informiert über „Neuro-Notfälle und -Traumata“

Wegen dreimal so vieler Selbsttötungen wie Unfallverletzungen werden die Rettungskräfte mittlerweile alarmiert. Deshalb steht dieser Einsatzgrund neben Schlaganfall, neurologischen Notfällen, Hirn- und Rückenmarks-Verletzungen jetzt im Mittelpunkt einer der größten Tagungen für Rettungskräfte und Notärzte in Deutschland. Rund 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwartet Tagungsleiter Prof. Dr. Dr. h. c. Jürgen Schüttler, Direktor der Anästhesiologischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen, am kommenden Wochenende (25. – 26.11.11) in der Erlanger Heinrich-Lades-Halle. Außerdem können sich wieder alle interessierten Bürger bei einer Ausstellung im Foyer der Halle und auf dem Rathausplatz am Samstag von 9.00 bis 16.30 Uhr über modernste Hilfsmaßnahmen und Rettungsfahrzeuge informieren.

Ein Abschnitt der 16. Erlanger Notfallmedizinischen Tage mit dem Thema „Neuro-Notfälle und -Traumata“ ist dem „Schlaganfall“ gewidmet. „Er ist neben Herz-Kreislauferkrankungen und bösartigen Tumoren einer der häufigsten tödlichen Ereignisse“, sagte Prof. Schüttler vor der Tagung. Zunehmend sind auch jüngere Menschen betroffen. Wird ein derartiges Ereignis überlebt, drohen oft Restschäden und Ausfälle, die zu Behinderung oder Pflegebedürftigkeit führen. „Deshalb ist ein konsequentes Handeln der Ersthelfer und Rettungskräfte von entscheidender Bedeutung für das weitere Leben der Patienten“, so Prof. Schüttler. Sowohl für den häufigeren Gefäßverschluss als auch für die Blutung aus Hirnschlagadern hat es in den vergangenen Jahren etliche Neuerungen gegeben, die zu einer verbesserten Prognose für die Notfallpatienten geführt haben. Was vor Jahren noch als unabänderliches Schicksal angesehen wurde, kann heute durch frühzeitige Maßnahmen in den ersten Stunden und in der nachfolgenden Rehabilitation erfolgreich beeinflusst werden. „Wir wollen die Bevölkerung sensibilisieren, erste Anzeichen zu erkennen und sofort den Notarzt zu verständigen, der dann den weiteren Weg nach der Erstversorgung in eine geeignete Klinik bahnt“, betonte Prof. Schüttler.

Dreimal so viele Selbsttötungen wie Unfalltote erfordern Hilfsaktionen

Der zweite Abschnitt der Tagung befasst sich mit Selbsttötungen. Mehr als 10.000 Menschen scheiden jedes Jahr freiwillig aus dem Leben – praktisch dreimal so viele, wie bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommen. „Erreichen die Helfer solche Patienten vor Durchführung des Suizids, muss alles Menschenmögliche getan werden, um die Verzweifelten von ihrem Vorhaben abzubringen“, sagte Prof. Schüttler. „Reden kann in solchen Fällen Gold wert sein.“ Darüber werden Mitarbeiter der Verhandlungsgruppe des Polizeipräsidiums Mittelfranken aus eigener Erfahrung berichten. Der Notarzt sollte beim Einsatz nach Ursachen und Beweggründen für diesen versuchten letzten Schritt forschen und dem verzweifelten Patienten menschliche, medizinische – und in besonderen Fällen auch medikamentöse – Hilfe anbieten. „Doch mit der Überwindung der akuten Lebensgefahr ist es nicht getan: kundige Helfer aus verschiedensten Fachrichtungen müssen zusammenarbeiten, um dem Menschen einen sicheren und dauerhaften ‚Weg zurück ins Leben‘ zu ebnen“, betonte Prof. Schüttler.

Lückenlose Versorgung von Rückenmark- und Gehirnverletzungen wichtig

Der dritte Teil beschäftigt sich mit den Verletzungen des zentralen Nervensystems: Gehirn und Rückenmark. „Bei der Versorgung solcher Verletzungsmuster ist eine lückenlose Durchführung etablierter Maßnahmen vom Notfallort über den OP bis in die Intensivstation unabdingbar“, weiß Prof. Schüttler aus seiner Funktion als leitender Notarzt. Aus diesem Grund werden sowohl Notärzte als auch Neurochirurgen dieses abgestimmte Vorgehen nach den aktuellen Richtlinien darstellen. Dies ist auch von besonderer Bedeutung bei Schädigungen von Wirbelsäule bzw. Rückenmark. Ebenfalls in diesen Themenkreis passt eines der kleinsten Organe, das menschliche Auge. „Viele Schäden des Auges können, wenn sie rechtzeitig erkannt und konsequent behandelt werden, vermindert und dem Patienten Leid erspart werden“, sagte Prof. Schüttler.

Neurologische Notfälle wie Epilepsien richtig erkennen

Im letzten Abschnitt sollen neurologische Notfallsituationen abgehandelt werden. „Häufig sind derartige Diagnosen nicht einfach und sofort zu stellen, z. B. Bewusstseinsstörungen, die auch leicht mit anderen, internistische Erkrankungen verwechselt werden können. Umgekehrt kann sich aber auch eine neurologische Problematik mit dem Erscheinungsbild einer anderen Krankheit tarnen oder aber auch als Chamäleon mit unterschiedlichsten Zeichen manifestieren“, sagte Prof. Schüttler. Vor diesem Hintergrund wird ein ausgewiesener Fachmann zu diesem Thema, Prof. Dr. Hajo Hamer, als neuer Leiter des Epilepsie-Zentrums-Erlangen über die ver-schiedensten Formen der Krampfanfälle berichten.

„Ziel der Veranstaltung ist es, dass alle an der Versorgungskette beteiligten Gruppen – Laienhelfer, Rettungskräfte, Notaufnahme, Fachkliniken, Rehabilitationskliniken – in den Dialog treten, neugierig und konstruktiv den derzeitigen Wissensstand und Verbesserungsmöglichkeiten diskutieren, und Fragen einbringen, die der Weiterentwicklung und damit dem Wohl des Patienten dienen“, sagte Prof. Schüttler. Daneben soll auch die Bevölkerung über das Erkennen und den Umgang mit Notfallsituationen durch ein umfassendes Begleitprogramm mit Ausstellung der in Erlangen und der Umgebung tätigen Hilfsorganisationen und Behörden auf dem Rathausplatz und im Foyer der Heinrich-Lades-Halle informiert werden.

Weitere Informationen für die Medien:

Dr. Harald Strauss

Tel.: 09131/85-39330 oder -33296

harald.strauss@kfa.imed.uni-erlangen.de

uni | mediendienst | aktuell Nr. 305/2011 vom 24.11.2011

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