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Zweites Leben dank Herzklappe

Spezialisten des Herzzentrums implantieren 200. Transkatheter-Herzklappe

Mit der Diagnose „Sie haben nur noch ein halbes Jahr zu leben“ wollte sich Nikolaus C. nicht abgeben, kämpfte und hatte Erfolg. Nach mehreren Absagen anderer Kliniken erhielt der Nordrhein-Westfale von den Spezialisten des Universitäts-Herzzentrums Erlangen die gute Nachricht: Die erforderliche Operation sei am Universitätsklinikum Erlangen durchführbar. Mitte September wurde dem 72-jährigen Risikopatienten eine Transkatheter-Herzklappe in eine „kaputte“ biologische Klappenprothese eingesetzt – eine Woche später unternahm er bereits wieder Spaziergänge, stieg Treppen und freute sich: „So gut ist es mir schon lange Jahre nicht mehr gegangen!“ Das Herzzentrum am Uni-Klinikum Erlangen nimmt deutschlandweit eine Spitzenposition bei diesem minimalinvasiven OP-Verfahren ein und hat seit dem Herbst 2008 bereits mehr als 200 Transkatheter-Herzklappen implantiert – mit überdurchschnittlich guten Ergebnissen. Die Patienten reisen inzwischen aus dem ganzen Bundesgebiet an, um sich in Erlangen erfolgreich operieren zu lassen.

HC_Transkatheter-Herzklappe / Foto: Uniklinikum

Bereits eine Woche nach der OP trat Nikolaus C.

wieder kräftig in die Pedale: unter Beobachtung

seiner Ärzte Dr. Martin Arnold (links) und Prof.

Dr. Stephan Ensminger.

Foto: Uni-Klinikum Erlangen

Prof. Dr. Stephan Ensminger und Dr. Martin Arnold waren nach Sichtung der umfangreichen Unterlagen von Nikolaus C. schnell überzeugt, dass der lebensrettende Eingriff auch in diesem technisch komplizierten Fall möglich sei. „Dank des minimalinvasiven Verfahrens können wir auch Patienten operieren, die aufgrund ihrer Begleiterkrankungen für einen konventionellen Eingriff nicht mehr infrage kommen“, erläutert Prof. Ensminger. So auch Nikolaus C.: Ihm wurde bereits 2004 eine biologische Herzklappenprothese eingesetzt, die inzwischen hochgradig verändert und stark undicht war. Da er unter zahlreichen weiteren gesundheitlichen Problemen leidet, lehnten mehrere andere Kliniken die Operation als zu risikoreich ab.

„Die Besonderheit bei diesem Fall lag darin, dass wir eine alte Klappenprothese minimalinvasiv durch einen kleinen Schnitt repariert haben“, erklärt Dr. Arnold. Und Prof. Ensminger ergänzt: „Eine neue künstliche Herzklappe in eine alte einzusetzen erfordert sehr viel Erfahrung.“ Nur eine Stunde dauerte die Operation – gut 60 Minuten, an die sich Nikolaus C. dank Vollnarkose nicht mehr erinnert, die aber sein Leben veränderten: „Das war meine allerletzte Chance und es ist der reine Wahnsinn, wie schnell das ging. Ich habe den Eingriff sehr gut vertragen.“ Die nur 4 cm lange Wunde auf seiner Brust heilt vorbildlich und die Gesundheits- und Krankenpflegerinnen lobten die disziplinierten Spaziergänge des 72-Jährigen durch die Station. Nikolaus C. reist sehr gerne und seine beiden Ärzte sind zuversichtlich: „Machen Sie so weiter wie im Moment, dann kommen Sie bald wieder zu Kräften und es spricht nichts dagegen, dass Sie bald an die Algarve fliegen. Genießen Sie Ihr (zweites) Leben!“

Das Erlanger Herzzentrum ist eines von deutschlandweit wenigen Zentren, das bereits jetzt für die Implantation von neuartigen Transkatheter-Herzklappen der zweiten Generation zertifiziert ist. Die hiesigen Spezialisten haben innerhalb von Laborversuchen und zuletzt im Rahmen der Zulassungsstudie wichtige Beiträge für die Entwicklung dieser Herzklappen geleistet. Der neue Herzklappentyp ist im Vergleich zu den herkömmlichen Modellen kleiner, besser faltbar und besitzt einen optimierten Fixierungsmechanismus. Er kann somit leichter über den Katheter eingeführt und in der defekten Herzklappe entfaltet werden. Dadurch lassen sich die Ergebnisse dieses Eingriffs bei schwer kranken Patienten weiter verbessern. Der neue Prothesentyp wurde im vergangenen Monat europaweit eingeführt und steht damit den Erlanger Patienten ab sofort auch außerhalb von Studien zur Verfügung.

Im Universitäts-Herzzentrum Erlangen sind die Herzchirurgische Klinik (Direktor: Prof. Dr. Michael Weyand) und die Medizinische Klinik 2 – Kardiologie und Angiologie (Direktor: Prof. Dr. Werner Daniel) mit ihren pädiatrischen Partnern zusammengeschlossen. In enger interdisziplinärer Zusammenarbeit werden im Rahmen von Studien neue OP- und Therapiemethoden entwickelt und verbessert, die in anderen Herzzentren noch nicht zur Verfügung stehen.

Weitere Informationen für die Medien:

Dr. Martin Arnold

Tel.: 09131 85-45329

martin.arnold@uk-erlangen.de

uni | mediendienst | aktuell Nr. 252/2011 vom 11.10.2011

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