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Schnelle Hilfe bei Brustschmerz

Erste Spezialeinheit für Brustschmerz-Patienten eröffnet

Brustschmerzen sind ein Alarmzeichen für einen Herzinfarkt. Dann kommt es auf jede Minute an. Oft genug dauert es in Deutschland aber noch Stunden, bevor klar ist, ob der Brustschmerz durch einen Herzinfarkt oder eine andere Ursache ausgelöst wurde. Abhilfe sollen hoch spezialisierte Brustschmerzzentren – so genannte Chest Pain Units (CPU) – schaffen. Am Universitären Herzzentrum Erlangen wurde jetzt als erster Einrichtung in der Metropolregion Nürnberg eine CPU eingerichtet. Bayernweit gibt es bislang nur zehn vergleichbare Einrichtungen.

“Bei der Erlanger Chest Pain Unit handelt es sich um ein innovatives Patientenversorgungssystem, das die Qualität der Notfallversorgung von Patienten mit Brustschmerzen im Großraum Erlangen-Nürnberg optimiert”, erläuterte Prof. Dr. Werner Daniel, CPU-Leiter und Direktor der Medizinischen Klinik 2 im Universitätsklinikum Erlangen. Nur Einrichtungen, welche die hohen Qualitätskriterien der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie erfüllen, dürfen eine “Chest Pain Unit” einrichten und entsprechend zertifiziert werden. Dazu gehören unter anderem eine 24 Stunden-Präsenz von kardiologisch geschultem ärztlichen und pflegerischen Personal, die direkte räumliche Nähe zur Intensivstation und insbesondere zum Herzkatheterlabor mit einer ständigen Verfügbarkeit (365 Tage/24 Stunden), mindestens vier Überwachungsplätze, eine 24-Stunden-Anbindung an ein Notfalllabor sowie die Möglichkeit zur Echokardiografie, Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT). “Sehr wichtig ist es, dass jederzeit alternative Ursachen für Brustschmerzen vom Herzinfarkt klar unterschieden werden können”, weiß Prof. Daniel aus seiner langjährigen Erfahrung als Kardiologe. Andere gefährliche Ursachen von Brustschmerzen können z. B. eine Blutgefäßverstopfung in der Lunge (Lungenembolie) oder ein Einriss der Hauptschlagader (Aortendissektion) sein.

Die Behandlung in der CPU richtet sich nach den strengen nationalen und internationalen Leitlinien der Fachgesellschaften. Dabei werden Art und Schwere der Erkrankung sowie das individuelle Risiko des Patienten berücksichtigt. Die neu eingerichtete Chest Pain Unit erlaubt nach Prof. Daniel hier eine sehr schnelle Weichenstellung zur optimalen Diagnostik und Behandlung der Patienten. Patienten mit akutem Herzinfarkt werden direkt in einem der drei Katheterlabore und auf der Kardio-Intensivstation weiterbehandelt. Haben die Brustschmerzen jedoch eine harmlosere Ursache, können die Patienten auf eine Normalstation verlegt oder zur weiteren Behandlung bei einem niedergelassenen Arzt rasch wieder entlassen werden.

Studien aus den USA zeigen: Chest Pain Units senken Todeszahlen

In Deutschland erleiden jährlich rund 280.000 Personen einen Herzinfarkt – über 60.000 von ihnen sterben daran. “Oft genug liegt dies nur daran, dass die Diagnose verkannt oder zumindest nicht schnell genug korrekt gestellt wird”, sagte Prof. Daniel. “Beim Herzinfarkt zählt – wie man inzwischen weiß – tatsächlich jede Minute.” Langjährige Erfahrungen aus den USA zeigen, dass die Anzahl der Todesfälle nach Infarkt durch Chest Pain Units drastisch gesenkt werden können. Die Chest Pain Unit am Uniklinikum Erlangen ist in die internistische Notaufnahme integriert (Telefon 09131/85-35420). Sie liegt direkt neben der kardiologischen Intensivstation sowie den drei Herzkatheterlabors der Medizinischen Klinik 2 / Kardiologie.

Weitere Informationen für die Medien:

Prof. Dr. Werner G. Daniel

Tel.: 09131/85-35300

werner.daniel@uk-erlangen.de

uni | mediendienst | aktuell Nr. 121/2010 vom 11.6.2010

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