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Kleine Proteine bieten großen Schutz

Renommierte Auszeichnung für Erlanger Neurologen

Trotz intensiver Forschungsbemühungen weltweit sind die Ursachen der Multiplen Sklerose (MS), einer bisher unheilbaren chronisch-entzündlichen Erkrankung des zentralen Nervensystems, immer noch nicht vollständig geklärt. Dr. De-Hyung Lee, Facharzt an der Neurologischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Stefan Schwab) des Universitätsklinikums Erlangen, wird nun für seine Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet mit dem renommierten Helmut-Bauer-Nachwuchspreis geehrt. Die Auszeichnung ist mit 10.000 Euro dotiert, wird von der Universität Göttingen verliehen und würdigt Arbeiten über die Ursachen und neue Behandlungsstrategien bei Multipler Sklerose. Es handelt sich um Deutschlands bestdotierten Nachwuchsförderpreis in der MS-Forschung. Dr. Lee leistete mit seinen Studien einen entscheidenden Beitrag für die Verbesserung der MS-Therapie, aber auch für den Schutz vor bleibenden Behinderungen, die häufig im Krankheitsverlauf auftreten. Die Preisverleihung findet am 1. Dezember 2010 in Göttingen statt.

Dr. De-Hyung Lee

Foto: Uni-Klinikum Erlangen

Seine Arbeiten „Functional role of brain-derived neurotrophic factor in neuroprotective autoimmunity: therapeutic implications in a model of multiple sclerosis“ und „Role of the renin-angiotensin system in autoimmune inflammation of the central nervous system“ veröffentlichte Dr. Lee im vergangenen Jahr in den renommierten (neuro)wissenschaftlichen Fachmagazinen „Proceedings of the National Academy of Sciences“ und „BRAIN“. Die Forschungen des Erlanger Wissenschaftlers basieren auf der Erkenntnis, dass Neurotrophine Wachstumsfaktoren für Nervenzellen sind, die bei einer Entzündung im Gehirn schützende Wirkungen auf Nervenfaserkabel entfalten können. Dr. Lee untersuchte das Neurotrophin „brain derived neutrophic factor“ (BDNF) und stellte fest, dass es in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle spielt. Studien mit genetisch veränderten Immunzellen, die vermehrt BDNF produzieren, belegten, dass diese nach Einwanderung in entzündete Bereiche des Nervensystems eine schützende Wirkung entfalten. Diese Forschungsergebnisse könnten die Behandlung von MS-Patienten langfristig verbessern: Wenn es gelingt, die Nervenfaserkabel besser zu schützen, sinkt für die Betroffenen die Gefahr einer bleibenden Behinderung.

Des Weiteren belegte Dr. Lee in seinen Studien, dass Regulatoren des Blutdrucks sowie des Salz-Wasser-Haushaltes einen entscheidenden Einfluss auf den Verlauf chronischer Entzündungsreaktionen im Körper haben. So könnten zukünftig einige der gebräuchlichen, gut verträglichen Blutdrucksenker wie „ACE-Hemmer“ oder „Sartane“ eine neue Tablettentherapie für die Multiple Sklerose darstellen.

Kompetente Betreuung von MS-Patienten in Erlangen

Patienten mit Multipler Sklerose werden von der Neurologischen Klinik des Uni-Klinikums Erlangen in der neuroimmunologischen Ambulanz kompetent bereut. Die einzige derartige Einrichtung in der Europäischen Metropolregion Nürnberg ist sowohl in ein nationales als auch internationales Netzwerk von Experten und Forschungseinrichtungen eingebettet. Das Team unter Leitung von Dr. Ralf Linker kann bei der Beratung und Therapieumsetzung auf neueste Forschungsergebnisse und Therapieansätze zurückgreifen.

Lebenslauf

De-Hyung Lee absolvierte sein Medizinstudium an der Universität Würzburg. Bereits während seiner Tätigkeiten als Arzt im Praktikum an der Neurologischen Klinik in Würzburg, als wissenschaftlicher Mitarbeiter der dort angesiedelten klinischen Forschungsgruppe Neuroimmunologie und als wissenschaftlicher Assistent im Göttinger Institut für Multiple-Sklerose-Forschung beschäftigte sich De-Hyung Lee intensiv mit der MS-Forschung. Nach Tätigkeiten in der Notaufnahme, der Stroke Unit und der Neurologischen Intensivstation der Abteilung Neurologie an der Universitätsmedizin Göttingen, wechselte er an die Neurologische Klinik der Universität Bochum, wo er seine Arbeiten fortführte. Dort wurde er 2009 promoviert; Thema seiner Dissertation waren „Untersuchungen zur Rolle von Immunzell BDNF während autoimmuner Entzündung im zentralen Nervensystem“. Nach seiner Psychiatrischen Ausbildung und der Assistenzarztzeit in Bochum wechselte Dr. Lee im Oktober 2010 als Facharzt an die Neurologische Klinik des Uni-Klinikums Erlangen.

Weitere Informationen für die Medien:

Dr. De-Hyung Lee

Tel.: 09131/85-34466

De-Hyung.Lee@uk-erlangen.de

uni | mediendienst | aktuell Nr. 286/2010 vom 23.11.2010

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