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Jubiläum am Uni-Klinikum

100. Patient erhält neue Transkatheter-Herzklappe

Jubiläum: Zum 100. Mal haben die Spezialisten des Universitäts-Herzzentrums Erlangen am schlagenden Herzen in eine defekte Aortenklappe über einen Katheter eine künstliche Herzklappe (Herzklappenstent) eingesetzt. Der 100. Patient, Prof. Dr. Ernst Golling (91), ist sehr erfreut, wie gut alles geklappt hat: „Für mich ist das größte Phänomen, dass ich von der Herzklappen-OP nichts gemerkt habe. Immer wieder muss ich mich selbst daran erinnern, dass ich nun eine künstliche Herzklappe in meinem Körper habe.“

Über einen Katheter wird die zusammen-

gefaltete Herzklappe (Herzklappenstent)

in die defekte Aortenklappe eingesetzt

und dort entfaltet.

Mit einem nicht mehr aufhörenden Husten fingen die Beschwerden an, dann wurde die Atemnot beim Treppensteigen immer größer. Schließlich ließ sich Prof. Golling, der viele Jahre als Physiker an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg arbeitete, nach gutem Zureden durch seine Frau doch von seinem Hausarzt untersuchen. Dieser schickte ihn dann sofort ins Uni-Klinikum Erlangen. Dort stellte Prof. Dr. Werner Daniel, Direktor der Medizinischen Klinik 2 – Kardiologie und Angiologie eine Verengung der Herzklappe fest.

„Ein paar Tage später war der klappentragende Stent bereits implantiert“, erzählt Prof. Golling, der aufgrund mehrerer Kriegsverletzungen bereits viele Operationen hinter sich hat. „Ich weiß, wie man sich oft nach einer OP fühlt. Bis heute kann ich kaum glauben, dass ich keinerlei Schmerzen nach dem Einsatz der künstlichen Herzklappe hatte“, so der Erlanger. Seitdem geht es ihm wieder gut, das Atmen funktioniert problemlos und auf Entwässerungsmedikamente kann der 91-Jährige nun auch wieder verzichten. Prof. Golling zählt zu den ältesten Patienten, die am Universitäts-Herzzentrum Erlangen per Katheter eine neue Herzklappe eingesetzt bekommen haben; das Durchschnittsalter liegt bei 82 Jahren.

Mit seiner neuen Herzklap-

pe geht es ihm wieder gut:

Prof. Golling verbringt trotz

seines hohen Alters täglich

mehrere Stunden in seinem

Arbeitszimmer.

Im Erlanger Herzzentrum werden bereits seit dem Sommer 2010 neuartige Transkatheter-Herzklappen der 2. Generation implantiert: „Der neue Herzklappentyp ist kleiner und besser faltbar. Er kann leichter über den Katheter eingeführt und in der defekten Herzklappe entfaltet werden. Dadurch kann das OP-Risiko bei schwerkranken Patienten weiter reduziert werden“, sagte Prof. Dr. Michael Weyand, Direktor der Herzchirurgischen Klinik. „Durch das minimal-invasive OP-Verfahren können jetzt auch Patienten operiert werden, die früher wegen ihrer Begleiterkrankungen für eine konventionelle Operation nicht mehr in Frage gekommen wären.“

Die neue Herzklappe „Edwards Sapien XT“

im ausgefalteten Zustand.

Prof. Dr. Stephan Ensminger, der die Operation zusammen mit einem Team aus Kardiologen und Anästhesisten durchführt, ist von der Operationsmethode überzeugt: „Unsere Operationsergebnisse sind überdurchschnittlich gut. Patienten, die bisher als nicht-operabel galten, kann mit dem neuen OP-Verfahren geholfen werden.“

Vor zwei Jahren ersetzte das fachübergreifende Spezialistenteam im Erlanger Herzzentrum aus Prof. Dr. Stephan Ensminger (Herzchirurgie), Prof. Dr. Josef Ludwig und Dr. Martin Arnold (Kardiologie) sowie Dr. Friedrich Einhaus (Anästhesiologie) zum ersten Mal bei einem schwerkranken Patienten mit Aortenklappenstenose eine defekte durch eine biologische Herzklappe. Operiert wurde dabei über einen fünf Zentimeter langen Schnitt zwischen dem fünften und sechsten Rippenbogen durch die Herzspitze (transapikaler Zugang). Mittlerweile werden in Erlangen auch über die Oberschenkelarterie (transfemoraler Zugang) künstliche Herzklappen implantiert.

Modernste Herzkatheteranlage für präzise Eingriffe am Herzen

Das fachübergreifende Spezialistenteam des

Erlanger Herzzentrums aus Herzchirurgen,

Kardiologen, Anästhesisten und Kardiotech-

nikern.

Alle Fotos: Universitätsklinikum Erlangen

Vor dem Hintergrund des großen Zulaufs an Patienten hat das Universitätsklinikum im Frühjahr 2010 in eine neue Herzkatheteranlage investiert. „Damit verfügen wir jetzt über eine der modernsten Herzkatheteranlagen, die uns einen präzisen Einblick in feinste Herzstrukturen gewährt“, sagte Prof. Daniel. Die Einrichtungskosten für die besonders strahlungsarme Anlage lagen bei rund 1 Million Euro.

Im Herzzentrum des Uni-Klinikums Erlangen sind die Herzchirurgische Klinik (Direktor: Prof. Dr. Michael Weyand) und die Medizinische Klinik 2 (Direktor: Prof. Dr. Werner Daniel) mit ihren pädiatrischen Partnern zusammengeschlossen. In enger interdisziplinärer Zusammenarbeit werden im Rahmen von Studien neue OP- und Therapie-Methoden entwickelt und verbessert, die in anderen Herzzentren noch nicht zur Verfügung stehen. Beispielsweise wird derzeit in Erlangen intensiv an einer neuen Generation von biologischen Herzklappen geforscht, die mit der neuen OP-Technik implantiert werden können.

Weitere Informationen für die Medien:

Johannes Eissing

Tel.: 09131/85-36102

presse@uk-erlangen.de

uni | mediendienst | aktuell Nr. 276/2010 vom 17.11.2010

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