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Professor Wolfgang Hillen verstorben

FAU trauert um renommierten Mikrobiologen

Prof. Dr. Wolfgang Hillen, seit 1986 Inhaber des Lehrstuhls für Mikrobiologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), ist am 17. Oktober 2010 im Alter von nur 62 Jahren überraschend verstorben. Wolfgang Hillen gilt als einer der Pioniere der Molekularbiologie in Deutschland. Die Nachricht von seinem frühzeitigen Tod traf Familie, Freunde, Kollegen und Schüler wie ein Schock.

Wolfgang Hillens wissenschaftlicher Weg führte von der Chemie in die molekulare Mikrobiologie. Vor diesem Hintergrund suchte er bewusst den Austausch und die Kooperation mit anderen Disziplinen wie der Chemie und Medizin. „Nicht zuletzt diese Interdisziplinarität war ein Grund für viele langjährige Kooperationen in Sonderforschungsbereichen — wie dem SFB 473 ‚Schaltvorgänge der Transkription‘, den er erfolgreich leitete — aber auch im Rahmen anderer Projekte“, sagt sein Erlanger Kollege, der Mikrobiologe Prof. Dr. Andreas Burkovski.

Seit seiner 1977 abgeschlossenen Promotion in Münster interessierte sich Wolfgang Hillen für die molekularen Grundlagen der Genexpression. Seine Postdoc-Zeit in den USA in den Jahren 1978 – 1980 veranlasste ihn dazu, sein Hauptaugenmerk auf die Regulation der Transkription zu richten, dem Prozess, bei dem nach einer DNA-Vorlage messengerRNA synthetisiert wird, die ihrerseits für die weitere Proteinsynthese entscheidend ist. Insbesondere studierte er die Beziehung zwischen Struktur und Funktion beim bakteriellen Tet-Repressor. Seine Arbeiten machten dieses Protein zu einem der am besten verstandenen überhaupt und zum einzigen, mit dem heute in allen Organismen künstliche Genexpression gesteuert werden kann. Durch diese Forschungen, die eine Ausstrahlung weit über die eigentliche Mikrobiologie hinaus besaßen, und seine Untersuchungen zur Charakterisierung der Kohlenstoff-Katabolitenrepression im Bodenbakterium Bacillus subtilis erlangte Wolfgang Hillen internationales Renomee. Seine außerordentlich erfolgreichen Arbeiten führten zu mehr als 300 Publikationen und einer Vielzahl von Patenten.

Nach dem Fall der Mauer engagierte sich Wolfgang Hillen für die schnelle Integration der ostdeutschen Kollegen. Gemeinsam mit Prof. Michael Hecker von der Universität Greifswald warb er eines der ersten damals noch grenzüberschreitenden DFG-Projekte ein. Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit, die unter anderem durch die Verleihung des Max-Planck-Forschungspreises der Alexander von Humboldt-Stiftung für internationale Kooperation und des Carl Duisberg-Preises der Gesellschaft Deutscher Chemiker gewürdigt wurde, war Wolfgang Hillen Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina.

Im Namen der VAAM hebt der Göttinger Professor Dr. Jörg Stülke, der am Erlanger Lehrstuhl habilitiert wurde, hervor: „Die Mikrobiologen in Deutschland sind Wolfgang Hillen zu tiefem Dank verpflichtet.“ Prof. Hillens Studenten und Doktoranden werden ihren akademischen Lehrer vermissen, der ihnen als kritischer, aber immer interessierter und diskussionsfreudiger Begleiter auf ihrem eigenen Weg in die Wissenschaft zur Seite stand. Seine Kollegen trauern um den herausragenden Forscher, den wichtigen Partner in vielen Projekten, den Freund und Ratgeber sowohl im wissenschaftlichen als auch im persönlichen Bereich.

Weitere Informationen für die Medien:

Prof. Dr. Andreas Burkovski

Tel.: 09131/85-28086

aburkov@biologie.uni-erlangen.de

uni | mediendienst | aktuell Nr. 245/2010 vom 22.10.2010

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