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Moderne Therapie für psychisch Kranke

Nordbayerns erstes Stimulationszentrum in Erlangen eröffnet

An der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Johannes Kornhuber) des Universitätsklinikums Erlangen wurde Nordbayerns erstes Stimulationszentrum zur Behandlung psychischer und somatischer Erkrankungen eröffnet. Prof. Dr. Wolfgang Sperling, Leiter des neuen Zentrums, für das eigens Räumlichkeiten eingerichtet wurden, erläutert: “Hier können wir Patienten, die unter Depressionen und Schizophrenien leiden, wirkungsvoll mit modernsten Stimulationsverfahren wie transkranieller Magnetstimulation, Elektrokonvulsion oder Vagusnervstimulation behandeln. Die angewandten Verfahren gehören zu den wirksamsten Therapieformen und führen auch in schwierigen Krankheitsfällen zu deutlichen Verbesserungen für die Betroffenen.”

Zielgruppe des Stimulationszentrums sind Menschen mit einer akuten, schweren oder chronischen Erkrankung wie Depression oder Schizophrenie. Abhängig vom konkreten Fall können Stimulationsverfahren auch bei weiteren psychischen Erkrankungen helfen, etwa bei Angst-Zwangs- und Suchterkrankungen. Die Verfahren können mit medikamentöser Behandlung und Psychotherapie kombiniert werden und stellen sogar bei Schmerz- und Tinnituspatienten häufig eine Behandlungsalternative zu herkömmlichen Therapien dar. Die angewandten Verfahren können auf Wunsch der Betroffenen auch bereits zu einem frühen Zeitpunkt der Erkrankung als Alternative zu medikamentösen oder psychotherapeutischen Verfahren eingesetzt werden. Die Behandlung kann sowohl stationär als auch ambulant erfolgen.

Momentan werden drei Verfahren angewandt, die alle im Rahmen kassenärztlicher und privater Leistungsträger erstattungsfähig sind: die transkranielle Magnetstimulation, die Elektrokonvulsion und die Vagusnervstimulation. Ein viertes Behandlungsverfahren, die Tiefenhirnstimulation, befindet sich noch in Planung.

Bei der transkraniellen Stimulation werden mithilfe von starken Magnetfeldern Gehirnbereiche stimuliert bzw. gehemmt. Für die Vagusnervstimulation wird dem Betroffenen ein Stimulator an der Brustwand eingesetzt, der entweder in festen Intervallen oder nach Aktivierung durch den Patienten den Vagusnerv (zehnter Hirnnerv) mit elektrischen Strömen reizt. Bei der Elektrokonvulsionstherapie wird beim narkotisierten Patienten, mit dem Einsatz von elektrischem Strom, ein epileptischer Anfall ausgelöst. Dies führt meist auch bei Therapieresistenz zu einer weitgehenden Besserung des Leidens.

Für die Leitung des ersten Stimulationszentrums in Nordbayern wurde die Psychiatrische und Psychotherapeutische Klinik in Erlangen aufgrund ihrer besonderen Schwerpunktsetzung und ihrer über viele Jahre erworbenen Expertise ausgewählt. Das Zentrum ist mit modernster Technik ausgestattet, wendet die nach aktuellem Forschungsstand wirksamsten Behandlungsverfahren an und arbeitet eng mit der Erlanger Anästhesie, Neurochirurgie und Neurologie zusammen. Im Hinblick auf Therapiemöglichkeiten und ?frequenz entstand am Universitätsklinikum Erlangen ein Schwerpunktzentrum für die gesamte nordbayerische Region.

Weitere Informationen für die Medien:

Prof. Dr. Wolfgang Sperling

Tel.: 09131/85- 46194

Wolfgang.Sperling@uk-erlangen.de

uni | mediendienst | aktuell Nr. 11/2010 vom 25.1.2010

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