Aktuelles


Kleines Loch statt Rippenbruch

Neue Operationstechnik für Lungenkranke am Erlanger Uni-Klinikum

In der Thoraxchirurgischen Abteilung des Universitätsklinikums Erlangen (Leiter: Prof. Dr. Horia Sirbu) werden erstmals in der Metropolregion Nürnberg an Lungenkrebs erkrankte Patienten über einen ausschließlich endoskopischen Operationszugang operiert (VideoAssistedThoracicSurgery/VATS-Lobectomie). “Der Vorteil dieser Operationsmethode ist, dass man ohne den Brustkorb zu öffnen und Rippen zu spreizen, erkranktes Lungengewebe und Lymphknoten durch kleinste Öffnungen im Brustraum schonend entfernen kann, ohne die Atemmechanik zu beeinträchtigen”, sagte Prof. Sirbu. Bei einer Fortbildung am Nürnberger Flughafen will er das neue OP-Verfahren am Mittwoch, 24. Juni 2009, Ärzten der Region vorstellen.

Prof. Dr. Horia Sirbu (rechts) und
Dr. Sebastian Kellner (links) bei der Entlassung
einer 45-jährigenPatientin aus Ingolstadt,
bei der vier Tage zuvor Teile des linken
Lungenoberlappens über einen endosko-
pischen OP-Zugang entfernt wurden
(Trisegment-Resektion).
Foto: Uni-Klinikum Erlangen

“Mit der neuen OP-Methode können Patienten genauso gut an der Lunge operiert werden, wie bei offenen Operationen”, sagt Oberarzt Dr. Kellner. Üblicherweise werden anatomische Lungenoperationen durch eine Brustkorberöffnung zwischen der vierten und fünften Rippe operiert. Dafür müssen allerdings Muskeln durchtrennt und die Rippen mit einem Thoraxsperrer auseinandergedrängt werden, was die Aufhängegelenke der Rippen dehnt oder beschädigt. Die Folge dieses Operationszuganges sind Rippenbrüche, Verwachsungen der Muskelschichten und manchmal sehr starke Schmerzen. Weiterhin hinterlässt dieser Zugang eine 12 bis 15 cm lange Narbe.

Beim neuen Verfahren operiert der Chirurg durch drei bis vier winzige Wunden, unterstützt von einem Endoskop. Die gesamten OP-Maßnahmen und auch die anspruchsvolle Entfernung der Lymphknoten entlang der Luftröhre erfolgen auf diesem Weg. Mit speziellen Klammergeräten (“Staplern”) werden die Bronchien, die Blutgefäße und das Lungengewebe dicht verschlossen und geteilt. Anschließend können ganze Lungenlappen oder auch ein ganzer Lungenflügel mit Hilfe eines Bergesackes über den größten, etwa 4 cm langen Schnitt entnommen werden. Die Technik ist so etabliert, dass auch eine besonders anspruchsvolle, anatomische Teilentfernung des linken Lungenoberlappens (Trisegment-Resektion) in der Thoraxchirurgischen Abteilung erfolgreich und komplikationslos durchgeführt werden konnte.

“Studien haben gezeigt, dass das neue Verfahren bei gleicher Effektivität für die Patienten deutlich schmerzfreier und schonender ist. Wir konnten bisher alle Patienten nach einer VATS-Lobectomie wenige Tage nach der Operation nach Hause entlassen”, sagt Dr. Kellner.

Die neue Methode kann bei allen Patienten mit operablem Bronchialkarzinom im Anfangsstadium oder anderen Lungenresektionen angewendet werden. Weitere Infos: www.thoraxchirurgie.uk-erlangen.de

Weiter Informationen für die Medien

Prof. Dr. Horia Sirbu

Tel.: 09131/85-32047

thorax-sekretariat@uk-erlangen.de

uni | mediendienst | aktuell Nr. 155/2009 vom 23.06.2009

Nach oben