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Digitales Lern-Spiel für Autisten

„iSpectrum“ soll Betroffenen den Weg in den Beruf ebnen

Am 2. April ist Welt-Autismus-Tag – eine Störung, für die es in Deutschland nicht einmal eindeutige Diagnosekriterien gibt, die aber die Betroffenen ihr Leben lang prägt: Nach Schätzungen der Europäischen Union sind mehr als 90 Prozent der Betroffenen arbeitslos. Um ihnen zu helfen, einen Weg in den Beruf zu finden, entwickeln Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Instituts für Lerninnovation (ILI) an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) im Rahmen eines EU-weiten Projekts das Internet-Spiel iSpectrum. In dem Spiel werden Arbeitstage u.a. in einem Büro simuliert, die auf einem steigenden Level anspruchsvoller wie abwechslungsreicher werden. Das Projekt wird mit einer Gesamtsumme von knapp 290.000 Euro gefördert. Davon fließen rund 63.000 Euro an das ILI.

 

Beispiel eines Screenshots des iSpectrum

Lernspiels

Foto: imaginary srl, Partner im EU‑Projekt

iSpectrum

Stufenweise werden Personen mit milderen Formen von Autismus oder Asperger Syndrom – einer leichten autistischen Störung – nach und nach an die Realität herangeführt. Jeder Arbeitstag in dem Spiel dauert etwa 20 Minuten. Am Anfang können sich die Spielerinnen und Spieler ausschließlich auf sich selbst und ihre Arbeit konzentrieren. Auf fortgeschrittenem Level klingelt in der virtuellen Welt mal das Telefon oder haben Kollegen eine Frage – Ablenkungen, mit denen die Autisten lernen sollen umzugehen. „Ziel von iSpectrum ist es, den Betroffenen zu helfen, sich im Arbeitsalltag zurecht zu finden und alltägliche Situationen im Büro bewältigen zu können“, erläutert Evelyn Schlenk, die das Projekt am Institut für Lerninnovation betreut. „Damit sollen Menschen mit Autismus so weit trainiert werden, dass sie einem geregelten Beruf nachgehen können.“

Um das Lern-Spiel optimal auf die Bedürfnisse der Betroffenen abzustimmen, startet das Team der FAU Anfang April eine Befragung von Personen mit autistischen Störungen sowie deren Angehörigen wie auch mit Vertreterinnen und Vertretern von Autismus-Verbänden und Integrations-Beauftragten, zum Beispiel von Arbeitsagenturen. Auskunftswillige all dieser Personengruppen und Arbeitgeber, die bereits Menschen mit autistischen Störungen beschäftigen, werden noch gesucht. Die Empfehlungen, die den Entwicklern des Spiels im Laufe der Befragung gemacht werden, fließen direkt ein in die Erstellung des Layouts, der Funktionalität und der Handlung von iSpectrum.

„Im Moment erarbeiten wir zusammen mit unseren europäischen Partnern eine Lernumgebung, die im Büro spielt“, sagt Schlenk. „In einem späteren Entwicklungsstadium sollen auch Arbeitsumfelder aus den Bereichen Gartenbau oder Tierpflege und Fertigung geschaffen werden.“ Außerdem wollen die Wissenschaftler im Rahmen des EU-Projekts weitere Maßnahmen erarbeiten, die das Spiel flankieren und Autisten besser in die Arbeitswelt integrieren sollen.

Mehr Informationen gibt es im Internet unter www.iSpectrum.eu.

Weitere Informationen für die Medien:

Evelyn Schlenk

Tel.: 09131/85-26878

Evelyn.Schlenk@fim.uni-erlangen.de

uni | mediendienst | forschung Nr. 13/2011 vom 31.3.2011

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