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Risiken und Nutzen von Röntgenstrahlen

Strahlenklinik des Universitätsklinikums Erlangen ist Partner im EU-Exzellenznetzwerk zur Niedrigdosisforschung

Ein Forschungsteam um die Wissenschaftler PD Dr. Udo Gaipl und Dr. Benjamin Frey der Strahlen-Immunbiologie der Strahlenklinik Erlangen war bei der Antragsstellung erfolgreich und gehört seit Juli 2011 bis Dezember 2016 dem Kreis der geförderten 22 Partnerorganisationen des europäischen Exzellenznetzwerkes DoReMi (Low Dose Research towards Multidisciplinary integration) an, das zur Aufgabe hat, die Niedrigdosisforschung in Europa zu stärken. Die Erlanger Wissenschaftler beteiligen sich mit einem Projekt zur Beeinflussung von Entzündung durch niedrige und mäßige Dosen ionisierender Strahlung (ModInIr).

Arbeitsgruppe-Strahlen-Immunbiologie / Foto: Uni-Klinikum Erlangen

Arbeitsgruppe Strahlen-Immunbiologie des Uni
-Klinikums Erlangen mit Dr. Benjamin Frey
(2.v.l.) und PD Dr. Udo Gaipl (4.v.l.).
Foto: Uni-Klinikum Erlangen

Der Zwischenfall im Kernkraftwerk Fukushima hat die Menschen weltweit wachgerüttelt, sich mit der Wirkung von Strahlendosen auf den menschlichen Organismus auseinanderzusetzen. Auch Strahlenbelastungen am Arbeitsplatz sowie in der diagnostischen und therapeutischen Medizin werden immer stärker einer Nutzen-Schaden-Kalkulation unterzogen. Neben potenziell schädlichen Wirkungen von Röntgenstrahlung ist unbestritten, dass eine Therapie mit niedriger oder mittlerer Dosis in Deutschland jährlich ca. 40.000 Patienten nutzt, um ihre entzündlichen und degenerativen Erkrankungen zu verbessern.

Über die biologischen Wirkungsmechanismen sowie die Dosis-Effekt-Beziehungen von niedrigen Strahlendosen ist bisher allerdings nur wenig bekannt. Um die Koordination der Gewinnung fundierter Erkenntnisse auf den Gebieten Fusionsenergie, Kernspaltung und Strahlenschutz zu übernehmen, wurde auf Initiative von fünf Staaten (Finnland, Frankreich, Deutschland, Italien und Großbritannien) und dem Euratom-Programm der Europäische Kommission eine Expertengruppe für europäische Niedrigdosisforschung im Jahr 2008 gegründet – High Level Expert Group on European low dose risk research (HLEG). Aus der HLEG heraus formierte sich im Januar 2010 das europäische Exzellenznetzwerk DoReMi. Die externe Ausschreibung, in dessen Folge das Forscherteam um PD Dr. Gaipl und Dr. Frey von der Strahlen-Immunbiologie der Strahlenklinik Erlangen erfolgreich bei der Antragstellung war, hat zum Ziel, das Netzwerk um solche Institutionen zu ergänzen, die eine hohe Expertise und wichtige Kompetenzen auf dem Gebiet der Niedrigdosisforschung einbringen, insbesondere zu spezifischen Beeinflussungen (Modulationen) des Immunsystems durch definierte niedrige Strahlendosen.

Im Rahmen des nun an der Strahlenklinik Erlangen (Direktor: Prof. Dr. Rainer Fietkau) geförderten Projekts untersuchen ein naturwissenschaftlicher Doktorand sowie eine Medizindoktorandin strahlungsbedingte Modulationen von immunologischen Reaktionen mit dazugehörigen Dosis-Effekt-Beziehungen, die sowohl bei der Tumorentstehung als auch beim Abmildern von chronischen Entzündungen eine Rolle spielen, anhand in vitro- und verschiedenen in vivo-Entzündungsmodellen. Das Forschungsteam der Strahlen-Immunbiologie erhofft sich, auf Basis ihrer Ergebnisse die immunologischen Wirkungsmechanismen der Behandlung von entzündlichen Erkrankungen mit Röntgenstrahlung besser zu verstehen und vor allem, die Therapien dahingehend zu optimieren, mit möglichst niedrigen Strahlendosen maximale anti-entzündliche Effekte zu erzielen. Eine weitere wichtige Erkenntnis der Arbeiten wird sein, wie niedrige Strahlendosen Tumorenstehungen beeinflussen können über die Modulation von an der Entzündung beteiligten Immunzellen.

Weitere Informationen für die Medien:

PD Dr. Udo Gaipl
Tel.: 09131/85-32311
udo.gaipl@uk-erlangen.de

uni | mediendienst | forschung Nr. 48/2011 vom 30.9.2011

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